Der wegen des Stopps russischer Gaslieferungen in arge Finanznot geratene größte deutsche Gas-Importeur Uniper hat auf die Gasumlage gehofft. Doch die Milliarden zum Stopfen kurzfristiger Verbindlichkeiten kommen nicht. Stattdessen soll eine Gaspreisbremse und eine reduzierte Mehrwertsteuer Verbraucher und Unternehmen entlasten. Der Uniper-Aktie hilft das kaum.


Die Bundesregierung kippt die umstrittene Umlage für alle Gaskunden. Für die angeschlagenen Gasimporteure Uniper, Sefe (ex Gazprom Germany) und VNG würden stattdessen maßgeschneiderte Maßnahmen entwickelt, außerdem werde eine Gaspreisbremse geschaffen, geht aus einem Beschluss der Bundesregierung vom Donnerstag hervor. Eine Gas-Expertenkommission soll in den kommenden Tagen Vorschläge zur Ausgestaltung der Gaspreisbremse machen.

Gas-Importeure sollen direkt unterstützt werden

Uniper erwartet auch nach dem Aus für die Gasumlage schnelle Hilfe vom Bund. "Damit die Gasversorgung weiter gesichert werden kann, müssen die Kosten für die Ersatzbeschaffung von Gas getragen werden. Die Bundesregierung hat zugesichert, dass die Gas-Importeure zu diesem Zweck nun direkt und maßgeschneidert unterstützt werden", sagt ein Sprecher des Unternehmens der Düsseldorfer "Rheinischen Post" zufolge.

Die Hilfe vom Bund sei eine Voraussetzung dafür, dass Gasimporteure ihre systemkritische Rolle weiter ausüben könnten. Uniper macht nach früheren Angaben täglich einen Verlust von über 100 Millionen Euro und hatte Hilfsgelder in Milliardenhöhe aus der Gasumlage beantragt, um die hohen Ersatzbeschaffungskosten decken zu können. Nun wird wohl das Finanzministerium bzw. die KfW direkt fällige Rechnungen begleichen müssen. Die auf 7,0 Prozent reduzierte Mehrwertsteuer schafft gleichzeitig etwas Erleichterung.

Uniper-Aktie im Tal der Tränen

Die Uniper-Aktie stürzte nach Bekanntgabe der Verstaatlichung des Gas-Versorgers am 21. September auf einen neuen historischen Tiefstand bei 2,55 Euro ab. Spekulative Käufe sorgten dann für eine zeitweilige Erholung bis auf etwa 4,75 Euro. Am Freitag-Mittag notiert der SDax-Wert nun wieder tiefer bei 3,94 Euro. Die weiterhin schwierige Finanzlage des Unternehmens und Engpässe in der Gas-Beschaffung verhindern eine nachhaltige Kurserholung.

Uniper (WKN: UNSE01)

Besser sieht es beim bisherigen Mehrheitseigner Fortum aus. Das finnische Unternehmen wird durch die Übernahme von Uniper durch die deutsche Bundesregierung praktisch alle Sorgen los. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat auch deshalb das Kursziel für Fortum deutlich von 13,70 auf 18,30 Euro angehoben, die Einstufung jedoch auf "Neutral" belassen. Analyst Ajay Patel passte in einer aktuellen Studie seine Schätzungen mit Blick auf steigenden Energiepreise sowie wegen der Dekonsolidierung des Energie-Unternehmens Uniper, das vom deutschen Staat übernommen wird, nach oben an. Am Freitag-Mittag kostet eine Fortum-Aktie etwa 13,35 Euro.

Fazit

Während Fortum das Problem Uniper allmählich hinter sich lassen kann, leidet Uniper weiterhin unter massivem Geldmangel. Die Gaskrise schwelt weiter und dürfte auch eine nachhaltige Erholung der Uniper-Aktie verhindern. BÖRSE ONLINE rät von einem Engagement in Uniper bis auf weiteres ab.