Die GMX-Mutter United Internet erwägt den Börsengang der Webhosting-Sparte zur Finanzierung weiterer Zukäufe und übernimmt einen polnischen Anbieter. In der Nacht zum Freitag verkündete das Unternehmen aus Montabaur den Erwerb von home.pl für 135 Millionen Euro. Nachdem der Markt "in Europa inzwischen weitgehend verteilt ist, will United Internet - neben organischem Wachstum - zukünftig verstärkt auf Akquisitionen setzen", teilten die Westerwälder mit. "Vor diesem Hintergrund wird United Internet in den nächsten Monaten einen Börsengang seines Geschäftsbereichs 'Business Applications' prüfen."

Die Sparte rechnet im laufenden Geschäftsjahr mit einem Umsatz von rund 600 Millionen Euro. Sollte sich die Firmenspitze für den Schritt aufs Parkett entscheiden, soll eine Börsennotiz des Geschäftsfelds in etwa zwei Jahren folgen, hieß es. Börsengänge von Teilbereichen sind derzeit schwer in Mode. Zuletzt spaltete etwa der Autovermieter Sixt und der Chemiekonzern Wacker Geschäftsbereiche ab und brachten sie an den Kapitalmarkt.

Unter Börsianern kamen die Pläne von United Internet gut an. Die Aktien der Internetfirma kletterten um bis zu 4,9 Prozent. "Die Ankündigung der M&A und IPO-Pläne sind sehr gute Nachrichten für die Aktie", urteilte Karsten Oblinger von der DZ Bank. "Die Meldung unterstreicht erneut, dass die langfristige Wachstumsstory von United Internet noch lange nicht vorbei ist."

Seine Kollegin Heike Pauls von der Commerzbank lobte auch den jüngsten Zukauf im Osten. "Damit stopft United Internet ein Loch in seinem internationalen Portfolio." Das Unternehmen will den polnischen Marktführer als eigenständiges Unternehmen weiterführen. home.pl beschäftigt 240 Mitarbeiter und verzeichnet über 300.000 Kunden. Der erwartete Jahresumsatz betrage rund 25 Millionen Euro, der erwartete Betriebsgewinn (Ebitda) im laufenden Jahr rund zehn Millionen Euro. Die Schulden von zuletzt 20 Millionen Euro übernimmt United Internet.

Reuters