Es läuft: Die Zahl der neuen Kunden steigt und steigt, und zwar so rasant, dass der Internetprovider United Internet (UI) die Prognose für das Kundenwachstum in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal erhöht hat. "Zu Jahresbeginn hatten wir 800 000 Neukunden anvisiert. Jetzt erwarten wir 940 000 bis 960 000", sagte Vorstandschef Ralph Dommermuth gegenüber BÖRSE ONLINE.

Die Krux: Langfristig tragen die vielen neuen Kunden natürlich zum Gewinn bei, zunächst fallen für Vertragsabschluss und Subvention der Handys aber Kosten an, und so drückt der Ansturm der Neukunden auf den Gewinn - und das so stark, dass das TecDAX-Unternehmen in Montabaur die Gewinnziele für das laufende Jahr senken musste.

Mehr Gewinn gibt mehr Dividende



"Weil wir den Aufwand für Neuverträge sofort verbuchen, steigen die Kosten zunächst", erklärte Dommermuth. "Anfang des Jahres haben wir 850 Millionen Euro operativen Gewinn (Ebitda) in Aussicht gestellt. Das haben wir jetzt mit währungsbereinigt 845 bis 855 Millionen Euro konkretisiert. Das war keine große Neuigkeit." Das sahen auch die Investoren so und blieben ungerührt. Angesichts der gesteigerten Kundenzahl sei die Dynamik beim operativen Gewinn stark, kommentierte Commerzbank-Analystin Heike Pauls.

Experten gehen zudem fest davon aus, dass die Dividende weiter steigt. Für 2015 hatte das Unternehmen mit Marken wie 1&1 oder GMX je Aktie 0,70 Euro gezahlt. "Wir schütten 20 bis 40 Prozent des bereinigten Nettogewinns aus. Mit mehr Gewinn gibt es auch mehr Dividende", bekräftigte Dommermuth. "Ich sehe nichts, was dem im Wege steht."

Doch damit nicht genug, denn Dommermuth hätte nicht aus dem Zweimannbetrieb, als der UI 1988 startete, ein Unternehmen mit mittlerweile mehr als 8000 Mitarbeitern geschaffen, wenn er sich damit zufriedengäbe. Erst Anfang November holte er den Finanzinvestor Warburg Pincus (WP) an Bord. Für ein Drittel der Business Applications genannten Sparte mit Geschäftsanwendungen - darunter auch das Webhosting - zahlt dieser bis zu 450 Millionen Euro.

Gemeinsam mit dem Pincus-Geschäftsführer und ehemaligen Telekom-Chef René Obermann wollen die Westerwälder in künftiges Wachstum investieren. Insbesondere Mittelständler und kleinere Firmen hätten bei der Überführung ihrer IT in Cloud-Rechenzentren Nachholbedarf - und so eröffnet sich hier ein weites Feld für United Internet.

Und seit durchgesickert ist, dass die Deutsche Telekom beim Bieterwettstreit um Europas größten Hostinganbieter, die britische Host Europe, aus dem Rennen ist, gilt UI mit WP als der Favorit unter den Bietern. "Zu vermeintlichen M & A-Aktivitäten kann ich nichts sagen. Es ist sicher richtig, dass wir durch die Beteiligung von Warburg Pincus einen signifikanten Mittelzufluss erwarten. Aber wir sind auch ohne Warburg Pincus recht kapitalstark und haben gute Zugänge zum Finanzmarkt", sagte Dommermuth. Der ursprünglich für 2017 erwogene Börsengang dieser Sparte werde sich verzögern, sei aber weiterhin möglich.

Der Telekom auf den Fersen



Bereits als Dommermuth 2014 den Glasfaserbetreiber Versatel übernahm, stellte er die Weichen: Denn deutlich lukrativer als günstige Internet-Flatrates für Privatkunden, die UI groß machten, ist der Markt der Geschäftskunden. Deren Nachfrage nach Glasfaseranschlüssen für blitzschnellen Datentransport wächst rasant. UI dürfte die Deutsche Telekom mit ihren Kupferkabeln bald alt aussehen lassen.