Konzernchef Ralph Dommermuth musste den Anlegern mit den am Freitagabend überraschend vorgelegten Zahlen zum ersten Quartal etwas Wasser in den Wein gießen. Die Anzahl der Vertragskunden wuchs im ersten Quartal aus eigener Kraft um 190 000 - davon waren 140 000 Mobilfunkverträge. Morgan-Stanley-Analystin Laura Ashforth hatte mit deutlich mehr - nämlich 200 000 - neuen Mobilfunkkunden gerechnet.
Der Umsatz kletterte um 2,1 Prozent auf 989,2 Millionen Euro. Von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Analysten hatten im Schnitt mit 1,02 Milliarden Euro Erlös gerechnet. Belastet wurde der Umsatz von bekannten Regulierungseffekten: Zum einen fallen die EU-Roaminggebühren schrittweise weg, zum anderen hatte die Bundesnetzagentur im Dezember einen Schnitt bei den Entgelten für die Durchleitung von Anrufen aus fremden Netzen gemacht.
Aber auch daneben lief nicht alles rund: Das Geschäft mit Werbeanzeigen auf Internetseiten entwickelte sich schlechter als geplant, dazu dämpfte das Projektgeschäft der Glasfasertochter Versatel. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) steigerte United Internet den Gewinn um sechs Prozent auf 215 Millionen Euro, was ebenfalls etwas weniger war als am Markt erwartet. Einige Analysten wie Wolfgang Specht vom Bankhaus Lampe hatten allerdings vor einem gedämpften Start ins Jahr gewarnt.
Unter dem Strich musste Dommermuth erneut Abstriche machen, weil die Aktien des Start-up-Brutkastens Rocket Internet im ersten Quartal weiter an Wert verloren. United Internet ist mit 8 Prozent an Rocket Internet beteiligt. Schon vor einem Jahr hatte das über Wertminderungen deutlich ins Kontor geschlagen, diesmal fiel die Abschreibung mit 19,8 Millionen Euro jedoch deutlich erträglicher aus als im Vorjahr mit fast 157 Millionen.
Je Aktie machte United Internet einen Gewinn von 46 Cent - bei 205 Millionen Aktien rechnerisch rund 94 Millionen Euro nach fast 56 Millionen Euro Verlust ein Jahr zuvor. Sondereffekte jeweils ausgeklammert hätte der Gewinn um rund 10 Prozent zugelegt.
Den Ausblick bestätigte das Management. Der bisherige Werbeumsatz im angelaufenen zweiten Quartal liege im Rahmen der Planungen, hieß es. Der Umsatz soll im Gesamtjahr um 7 Prozent auf dann rund 4,2 Milliarden Euro steigen, das operative Ergebnis um 12 Prozent - das wären gut 940 Millionen Euro. Im Jahresverlauf sollen 800 000 Vertragskunden dazukommen, ohne den Zukauf des Webhosters Strato gerechnet, für den Dommermuth der Telekom rund 600 Millionen Euro zahlt.
Am Freitagmorgen hatte United Internet (1&1, GMX, Web.de) angekündigt, den Rivalen und Mobilfunkanbieter Drillisch in einem Milliardendeal schlucken zu wollen. United-Internet-Chef Ralph Dommermuth will so eine starke vierte Kraft im deutschen Telekommarkt neben den Netzbetreibern Deutsche Telekom, Vodafone (Vodafone Group) und Telefonica Deutschland (Telefónica Deutschland) etablieren.
Drillisch hat mit seinem Vertrag zur Netzmiete exklusiven Zugang ins Netz von Telefonica Deutschland. 20 Prozent der Kapazitäten können die Maintaler schrittweise nutzen und haben die Option auf 10 Prozent mehr. Experten lobten den geplanten Schritt überwiegend. Es handele sich um einen klugen Zug, schrieb etwa HSBC-Analyst Dominik Klarmann in einer Studie vom Montag. Er erhöhte sein Kursziel von 40 auf 50 Euro.
Die Experten der britischen Investmentbank Barclays stuften das Papier wegen der zu erwartendenen hohen Sparmöglichkeiten nach der Übernahme von "Equal Weight" auf "Overweight" hoch. Das Kursziel erhöhten sie auf 55 Euro.
Anleger hatten die Aussicht auf Einsparungen im Einkauf und auf weiteres Wachstum bereits zum Wochenausklang eingepreist: Am Ende des Xetra-Handels am Freitag waren die beiden Unternehmen 1,5 Milliarden Euro mehr wert als vorher. Allein United Internet ist an der Börse mittlerweile fast wieder 10 Milliarden Euro wert, deutlich mehr als etwa die Deutsche Lufthansa mit 7,9 Milliarden. Mitgründer Dommermuth gehören 40 Prozent der United-Internet-Anteile.
dpa-AFX