Das weltweite Cloud-Geschäft dominieren Großkonzerne wie Amazon, Microsoft, Alphabet (Google) oder SAP. Eine der wenigen großen europäischen Firmen in diesem Bereich ist OVHCloud. Die Franzosen sind erst im Oktober in Paris an die Börse gegangen und kommen auf eine Marktkapitalisierung von fast vier Milliarden Euro. Der europäische Cloud-Markt wächst rasant und soll sich bis 2028 von derzeit 30 Milliarden auf über 120 Milliarden Euro vervierfachen. Nun will auch der Internetdienstleister United Internet seine Cloud-Tochter Ionos an die Börse bringen.
BÖRSE ONLINE: Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Ionos-Börsengang?
Ralph Dommermuth: Mit dem IPO verschafft sich Ionos eine vorteilhafte Akquisitionswährung für eventuell zukünftig anstehende Akquisitionen. Gleichzeitig eröffnet sich unserem Mitgesellschafter Warburg Pincus eine hervorragende Exit-Möglichkeit. Die US-Private-Equity-Firma ist derzeit noch mit 24,9 Prozent an Ionos beteiligt.
Welche Vorteile hätte Ionos als eigenständiger börsennotierter Konzern für Investoren?
Investoren, die ausschließlich in eine Cloud-Aktie investieren möchten, hätten die Möglichkeit eines direkten Investments.
Wann soll die Emission erfolgen und zu welchen Konditionen?
Wie zu Beginn dieses Jahres kommuniziert, ist ein Börsengang planmäßig im Laufe der nächsten zwei Jahre vorgesehen. Aktuell arbeiten wir daran, ab dem Frühjahr 2022 "IPO ready" zu sein, das heißt zum passenden Zeitpunkt 2022 oder 2023 mit relativ kurzer Vorlaufzeit einen Börsengang durchführen zu können.
Soll das IPO in Frankfurt erfolgen? Oder können Sie sich auch eine Notiz in New York, zum Beispiel an der Nasdaq vorstellen?
Derzeit liegt unser Fokus darauf, die technischen Voraussetzungen für einen Börsengang zu schaffen. Die Festlegung auf einen Börsenplatz gehört nicht dazu.
Sie haben den Exit von Warburg Pincus angesprochen. Wie sieht es mit United Internet selbst aus? Werden Sie nach dem Börsengang auch künftig Aktionär bei Ionos bleiben?
Wir werden auch nach einem IPO der wesentliche Ankeraktionär von Ionos bleiben.
Schätzungen zufolge kann Ionos an der Börse auf eine Marktkapitalisierung von fünf Milliarden Euro kommen. Was spricht für eine solche Bewertung?
Diese Schätzung kann ich nicht kommentieren. Ionos ist ein nachhaltig wachsendes Unternehmen in einem aufstrebenden Markt mit einer starken Ebitda(Vorsteuer)-Marge und einer hohen Cash-Conversion. In diesem Geschäftsjahr wird das Unternehmen voraussichtlich erstmals die Marke von einer Milliarde Umsatz erreichen.
Wie wollen Sie Ionos positionieren?
Europaweit haben wir mit Ionos eine führende Rolle im Cloud-Geschäft für kleinere und mittlere Unternehmen eingenommen. Diesen Vorsprung wollen wir ausbauen und uns gegen Wettbewerber wie Go Daddy und OVHCloud mit innovativen Produkten und Services durchsetzen.
Sie sind seit 1988 Vorstandschef bei United Internet beziehungsweise der Vorgängerfirma 1&1 EDV Marketing. Damit dürften Sie dienstältester Chef eines Konzerns aus der DAX-Familie sein. Was bedeutet Ihnen das?
Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.