Der laufende Bullenmarkt dürfte einer der am meisten gehassten sein. Ganz einfach deshalb, weil das ständige Krisengerede viele Anleger davon abgehalten hat, vollumfänglich von dem Kursaufschwung zu profitieren. Stimmt diese Bestandsaufnahme, dann dürften die jüngsten Kursavancen bei den US-Bankaktien noch einmal ein ganzes Stück weit unbeliebter sein. Denn dem Sektor schlägt fast schon so etwas wie Hass entgegen.

Das hat natürlich mit den vielen Fettnäpfchen zu tun, in denen die Branchenvertreter im Laufe der vergangenen Jahre immer wieder getreten sind. Ein Fehltritt reihte sich dabei an den anderen und vielen Menschen ist es ein Dorn im Auge, dass dafür nur ganz wenige der Verantwortlichen persönlich zur Rechenschaft gezogen worden sind.

Vermutlich ist das auch ein wichtiger Grund, warum sich entgegen anderslautender Beteuerungen in der Branche anscheinend noch immer nicht wirklich etwas geändert hat. Diesen Schluss drängt zumindest das Ergebnis einer Studie der Londoner "CCP Research Foundation" auf. Denn daraus geht hervor, dass die einbezogenen 16 internationalen Großbanken von 2010 bis 2014 für Fehlverhalten Strafzahlungen von umgerechnet rund 281,5 Milliarden Euro leisten mussten. Gegenüber dem Zeitraum von 2009 bis 2013 entspricht dies einer Steigerung von 17,65 Prozent. Viel gelernt über ein korrektes ethisches Verhalten scheinen die Verantwortlichen somit nicht zu haben.

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Bankaktien nach wie vor nicht gerade beliebt

Gemieden werden die Bankaktien von vielen Anlegern aber nicht nur deshalb sondern auch wegen etlicher anderer Gründe. Unter anderem gelten die Bilanzen von Großbanken als zum Teil undurchschaubar, es besteht Angst vor Leichen im Keller und man ist auch unsicher, wie die Branche die nächste Krise überstehen wird. Zudem ist das Umfeld angesichts der auf die Nettozinsmargen drückenden Niedrigzinsen und zunehmender regulatorischer Vorschriften alles andere als ideal für das Geschäfte machen.

Hinzu kommt der Wandel des Segments durch die wachsende Digitalisierung. Diese bedingt nicht nur hohe Investitionen in die Technik sondern es werden dadurch auch neue Wettbewerber angelockt, die oft technologie-orientierter aufgestellt sind als die traditionellen Banken.

Nicht gerade förderlich für das operative Geschäft sind auch das relativ gedämpfte Wirtschaftswachstum sowie die eher geringe Kreditnachfrage. Auch waren viele Banken gezwungen, ihr Eigenkapital aufzustocken, auch um dadurch höheren Kapitalanforderungen durch die Aufsichtsbehörden gerecht zu werden.

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Bankindizes senden charttechnische Kaufsignale



Inzwischen sind aber viele Hausaufgaben gemacht oder die Talsohlen sind durchschritten. Ein Schritt weiter im Vergleich mit Europa sind dabei in vielerlei Hinsicht die USA. Vielleicht ist das mit einer der Gründe, warum dort die Bankaktien gerade dabei sind, klare Kaufsignale zu senden.

Eine wichtige Rolle spielt aber natürlich auch das dort etwas andere Zinsumfeld. Anders als die EZB denkt die US-Notenbank über eine erste Leitzinserhöhung und somit über eine Wende bei ihrer Zinspolitik nach. Die Aussicht darauf wird als Stütze für den Sektor interpretiert, weil man sich davon eine belebende Wirkung auf die Nettozinsmargen verspricht. Denn oft ist es als man vielleicht glauben möchte beispielsweise so, dass ein Trend hin zu steigenden Zinsen das Kreditgeschäft belebt.

Fakt ist jedenfalls so oder so, dass die US-Bankaktien zuletzt charttechnische Einstiegssignale generiert haben. So ist der Nasdaq Bank Index aus einem gut siebzehnmonatigen Seitwärtstrend nach oben hin ausgebrochen. Das gilt auch für den Philadelphia KBW Bank Index, der auf den höchsten Stand seit September 2008 vorgerückt ist. Dabei wird neuerdings sogar eine deutliche relative Stärke gegenüber dem Gesamtmarkt demonstriert.



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Im Marktvergleich akzeptable Bewertung

Für einen Fortbestand dieser Entwicklung spricht, dass noch immer viele Marktteilnehmer in dem Segment untergewichtet sein dürften. Nachdem viele Banken in Sippenhaft genommen werden, kann von einer Übergewichtung des Sektors noch keine Rede sein. Genau das ist aber eine gute Ausgangsvoraussetzung, um bei einer anhaltenden relativen Stärke nach und nach neue Käufer in das Segment zu locken.

Dafür sprechen übrigens auch Bewertungsüberlegungen. Die Citigroup beziffert das Kurs-Buchwert-Verhältnis für die von den hauseigenen Analysten beobachteten US-Aktien auf 1,4 für 2015 und 1,3 für 2016. Das scheint vertretbar zu sein. Das KGV für 2015 wird mit 12,9 angegeben, wobei sich diese Kennziffer dank erwarteter Gewinnsteigerungen für 2016 und 2017 auf 11,8 und 10,9 ermäßigen soll. Damit ist die Bankenbranche günstiger bewertet als der Gesamtmarkt, was ebenfalls ein Kaufargument ist. Zudem ist das ein weiteres Signal dafür, wie viel von dem schwierigen Umfeld bereits in den Kursen steckt.

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SPDR S&P Bank ETF als Anlagealternative

Das bedeutet zwar nicht, dass man Bankaktien bedenkenlos gegenüber treten sollte. Vielmehr sollte man geistig schon darauf eingestellt sein, dass bei einer neuen Krise auch Bankaktien wieder an vorderster Front mit nach unten gerissen werden dürften. Außerdem gilt es neue Herausforderungen im Blick zu halten, wie das in den USA bei jenen Krediten der Fall ist, auf die bisher seit zehn Jahren nur Zinszahlungen, nicht aber Kreditrückzahlungen geleistet werden musste. Denn bei vielen dieser Kredite wird jetzt auch letzteres fällig und etliche Kreditnehmer können sich die zu zahlende Summe deswegen nicht mehr leisten, was die Gefahr von steigenden Kreditausfallraten erhöht.

Doch die jüngste Kursentwicklung signalisiert klar, dass Stand heute die Tendenz bei den US-Bankaktien nach oben zeigt. Spielen lässt sich das mit einer Wette auf die Branche. Möglich ist das beispielsweise mit dem auch in Deutschland handelbaren SPDR S&P Bank ETF (WKN: A0MYHJ, 32,77 Euro). Auch hier stimmt natürlich das Chartbild und solange sich daran nichts ändert, taugt das Produkt als prozyklische Depotbeimischung.