"Eine Zinssenkung in diesem Monat ist sehr wahrscheinlich", prognostiziert Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank in Liechtenstein. Der Arbeitsmarktbericht sei Wasser auf die Mühlen der Befürworter eines lockereren Kurses.
Einer Faustregel zufolge gilt ein Stellenaufbau von 100.000 im Monat als ausreichend, um mit dem Bevölkerungswachstum Schritt zu halten. Damit ist auch die jüngste Zahl trotz des leichten Rückgangs eigentlich als solide anzusehen: "Der Job-Motor läuft, wenn auch etwas langsamer", meint Ökonom Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe. Die Auswirkungen des Handelsstreits dürften aber demnächst über die Industrie hinaus auch in anderen Branchen sichtbar werden. Nach den vielen positiven Schlagzeilen zum US-Arbeitsmarkt werde es in den kommenden Monaten wohl "weniger zu feiern" geben.
NOTENBANK UNTER DAUERBESCHUSS TRUMPS
Die von US-Präsident Donald Trump ausgelösten Unsicherheiten im Handel werden laut einer Fed-Studie die Welt 850 Milliarden Dollar an Wirtschaftskraft kosten - allein 200 Milliarden davon die USA. Trump überhäuft die Notenbank seit langem mit Kritik und drängte sie am Freitag via Twitter erneut zu stärkeren Zinssenkungen, um das nachlassende Wirtschaftswachstum zu stützen.
Zuletzt hatte es auch Hiobsbotschaften aus der Industrie gegeben: Sie schrumpfte im August einer Firmenumfrage zufolge erstmals seit 2016. Die US-Notenbank, die Vollbeschäftigung und stabile Preise fördern soll, dürfte sich nach Ansicht vieler Ökonomen daher auf ihrer nächsten Sitzung am 18. September mit einer weiteren Zinssenkung gegen den Abschwung stemmen. Zuletzt hatte sie Ende Juli den geldpolitischen Schlüsselsatz um einen Viertelpunkt auf die Spanne von 2,0 bis 2,25 Prozent gekappt.
Die Fed soll neben Vollbeschäftigung auch stabile Preise fördern. Dabei achtet sie besonders auf Preisveränderungen bei den persönlichen Ausgaben der Verbraucher - ohne Energie- und Nahrungsmittelkosten. Diese Rate dümpelte zuletzt bei 1,6 Prozent und damit relativ weit entfernt vom Ziel der Notenbank von zwei Prozent. Vor diesem Hintergrund dürften die Währungshüter erfreut auf die Entwicklung der Stundenlöhne blicken, die im August zum Vormonat um 0,4 Prozent zulegten - so stark wie seit Februar nicht mehr und auch deutlicher als erwartet.
rtr