Während die Förderung von Öl
und Gas mittels Fracking hierzulande
verpönt ist, verändert der
Boom in Übersee die US-Wirtschaft nachhaltig.
Inzwischen gehören die Vereinigten
Staaten zu den größten Öl- und Gasproduzenten
der Welt. Das Handelsdefizit
konnte durch die stärkere Eigenversorgung
spürbar reduziert werden, zudem
ziehen die niedrigen Energiepreise massenhaft
Industrieunternehmen aus Europa
an. Und selbst geopolitische Implikationen
sind nicht auszuschließen. Warum soll
man sich im Nahen Osten oder anderswo
noch in größerem Umfang militärisch engagieren,
wenn man nicht mehr auf das Öl
aus dem Wüstensand angewiesen ist?
Im Schatten des Booms hat sich Sand zu
einem lukrativen Geschäft entwickelt.
Denn neben Wasser und Chemikalien wird
feiner Quarzsand beim hydraulischen Fracking
in den Boden gepumpt, um die Gesteinsschichten
durchlässiger zu machen
und mehr Gas oder Öl an die Oberfläche
bringen zu können. Ingenieure haben erkannt,
dass dadurch die Produktion gesteigert
werden kann und die Lebensdauer
eines Förderlochs erhöht wird. Sand macht
Fracking also rentabler.
Dementsprechend befinden sich die US-Sandproduzenten
seit einigen Jahren in
einem Wettlauf, um die höhere Nachfrage
zu befriedigen. Kam der Rohstoff früher
meist aus Winconsin oder Texas, wird nun
in etlichen Bundesstaaten des Mittleren
Westens Sand abgebaut. Die Investmentbank
Morgan Stanley schätzt die Nachfrage
in diesem Jahr auf rund 95 Milliarden USPfund
(rund 43 100 Tonnen). Das ist fast ein
Drittel mehr als 2013. Deshalb konnten einige
Produzenten im Frühjahr ihre Verkaufspreise
anheben. In der zweiten Jahreshälfte
soll die Nachfrage um 25 Prozent über
dem Angebot liegen. Mancherorts wird bereits
Sand minderer Qualität eingesetzt, um
Wartezeiten zu verzögern. 2015 soll dann
der Markt ein Volumen von 105 bis 110 Milliarden
US-Pfund erreichen.
Inzwischen ist aber auch Fracking in den
Vereinigten Staaten in der Diskussion.
Nicht unbedingt, weil man Schäden für
Mensch und Umwelt befürchtet, sondern
weil die in den Anfangsjahren abgegebenen
Prognosen zu optimistisch waren.
Man wird die Produktionsziele nicht so
schnell erreichen wie erhofft. Wachstum
gibt es trotzdem, und das ist ein gutes Zeichen
für die Sandindustrie. Zumal laut
Schätzungen von RBC Capital Markets erst
ein Fünftel der Bohrlöcher mit einer zusätzlichen
Menge an Sand bearbeitet werden.
Eine Ausdehnung auf bis zu 80 Prozent
sei möglich, schätzen die Analysten.
Zudem gibt es immer mehr Unternehmen,
die den Anteil von Sand pro Loch erhöhen,
weil sie festgestellt haben, dass dies langfristig
zu mehr Output führt.
Auf Seite 2: Einsatz mehr als verdreifacht
Einsatz mehr als verdreifacht
Die Aktien der Sandproduzenten haben
sich in den vergangenen Jahren zu begehrten
Titeln entwickelt. So wagte Marktführer
US Silica Anfang 2012 den Schritt an die
Börse. Wer zum ersten Kurs zugriff, hat seinen
Einsatz bis heute mehr als verdreifacht.
2014 lief es bislang ebenfalls gut: Seit
Januar hat der Kurs um fast 60 Prozent zugelegt.
Ähnlich stürmisch entwickelten
sich in diesem Jahr auch die Papiere der
Konkurrenz. So konnten Hi Crush Partners
(WKN: A1J 2SL) um rund ein Drittel und
Emerge Energy Services (WKN: A1T 984)
gar um 140 Prozent zulegen. Doch das
muss noch lange nicht das Ende sein,
zumal der Markt in den vergangenen sechs
Wochen konsolidierte und sich nun Einstiegschancen
bieten.
Die Aktien von US Silica kamen ähnlich
wie die der Wettbewerber um rund ein
Viertel zurück. Das Unternehmen dürfte
dieses Jahr 866 Millionen US-Dollar umsetzen,
was einem Wachstum von 58 Prozent
gegenüber dem Vorjahr entspricht. Für das
Geschäftsjahr 2015 rechnet der Analystenkonsens
mit 1,14 Milliarden US-Dollar. Ähnlich
dynamisch wird die Gewinnentwicklung
eingeschätzt: In diesem Jahr sollen
unterm Strich 2,35 US-Dollar je Aktie hängen
bleiben, im kommenden Jahr soll diese
Kennzahl auf 3,68 US-Dollar steigen.
Dank des jüngsten Rücksetzers ist die
Aktie bewertungstechnisch wieder attraktiv.
So kommt US Silica auf ein 2015er-Kurs-
Gewinn-Verhältnis von knapp unter 15. Das
Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) liegt bei satten
2,5, was aber branchenüblich ist. Im
Chart wird derzeit noch an der Bodenbildung
gearbeitet. Spekulativ orientierte Investoren
steigen deshalb gestaffelt ein und
kaufen auf aktuellem Niveau und gegebenenfalls
bei 41 Euro. Als Stopp bieten sich
35 Euro an.
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