96 Jahre später liegt der Republikaner den Experten zufolge insbesondere deswegen zum Teil deutlich hinter seiner Rivalin Hillary Clinton, weil so viele Amerikanerinnen nichts von ihm wissen wollen - einschließlich hochrangiger Politikerinnen der eigenen Partei. Dass die Mehrheit der noch unentschlossenen Wähler auch Frauen sind, macht es für den 70-jährigen Geschäftsmann in den letzten Tagen des Wahlkampfs nicht leichter. "Wenn Trump die Wahl verliert, wird es wegen der Frauen sein, die gegen ihn gestimmt haben", sagt Nate Silver, Gründer der Statistik-Website FiveThirtyEight.

Die vergangenen Wahlkampf-Wochen waren wesentlich von Sexismus-Vorwürfen gegen Trump geprägt. Auslöser war die Veröffentlichung eines Videos aus dem Jahr 2005, in dem er sich vulgär über Frauen äußert. Trump entschuldigte sich zwar und beteuerte, die beschriebenen Handlungen nie vollzogen zu haben. Dem widersprachen jedoch mehrere Frauen, die in verschiedenen Medien konkrete sexuelle Übergriffe beschrieben. Trump wies die Anschuldigungen zurück. Zu den wütenden Stimmen im Nachgang gesellte sich auch die von First Lady Michelle Obama.

Jüngste Umfragen belegen, dass sich nun immer mehr Frauen im Wahlkampf-Endspurt von Trump abwenden. Clinton führt einer Reuters/Ipsos-Umfrage zufolge bei den Wählerinnen inzwischen mit zehn Prozentpunkten. In der Woche zuvor hatte ihr Vorsprung erst vier Prozentpunkte betragen. Bei weißen Frauen liegt Trump zwar weiter mit zwei Punkten vorn. Bei der vorigen Umfrage betrug der Abstand dort jedoch noch zwölf Zähler.

TRUMP CHANCENLOS BEI EINER FRAUENWAHL



FiveThirtyEight zeigte in einer Modellrechnung, wie ungleich die Geschlechter in diesem Wahlkampf verteilt sind: Wenn nur Frauen wählen dürften, würde Clinton demnach 458 Stimmen im Electorial College (traditionell als "Wahlmännerkolleg" übersetzt) erhalten. Trump bekäme gerade einmal 80 Stimmen. Umkehrt würde eine Rückkehr zu den Zuständen von vor August 1920 Trump einen Sieg mit 350 Stimmen vor Clinton mit 188 Stimmen bescheren.

Allerdings hat auch Clinton Probleme bei Frauen, vor allem bei jüngeren. Das wurde im Vorwahlkampf der Demokraten sichtbar. Bei der Vorwahl in New Hampshire stimmten sogar 82 Prozent der Demokratinnen unter 30 für ihren Rivalen Bernie Sanders. Die Kluft zwischen den Generationen wurde auch deutlich, als die ehemalige Außenministerin Madeleine Albright auf einer Wahlveranstaltung von "einer besonderen Hölle" für Frauen sprach, die sich nicht gegenseitig unterstützen. Jüngere Anhängerinnen der Demokraten reagierten mit Unverständnis und sogar Spott auf die Vorstellung, dass sie für einen Kandidaten nur aufgrund dessen Geschlechts stimmen sollten. "Ich weiß, ich habe noch Arbeit vor mir", räumte Clinton damals nach der Vorwahl ein.

rtr