Dass der neue Präsident dank der Mehrheiten im Upper und Lower House den politischen Stillstand in Washington beenden kann, ist ein weiteres Argument für steigende Kurse. Letztlich sollte die Kampagnenrhetorik der vergangenen Monate also einer nüchterneren Politik weichen.
Pragmatismus also. Wenn dem tatsächlich so ist, und es den USA gelingt, das Wachstum zu stimulieren, dann könnte es was werden mit der ersehnten Reflationierung der Wirtschaft. Dann dürfte auch ein Zinsschritt der US-Notenbank Fed am 14. Dezember wahrscheinlicher werden - das dürfte aber keinen mehr ängstigen.
Dass das angekündigte Konjunkturprogramm schuldenfinanziert sein dürfte, sollte zusätzlich inflationär wirken. Die Aktienmärkte sollte dies nicht belasten. Dafür die Anleihemärkte. Letztlich werden sich Aktien - vor allem amerikanische - dann besser als Anleihen entwickeln.
Dass die Aktienkurse seit der Wahl gestiegen sind, liegt indes nicht nur am neuen Präsidenten. Der Chiphersteller Nvidia etwa legte seit der Wahl um gut 30 Prozent zu - was aber letztlich an hervorragenden Zahlen liegt und an einer guten Auftragslage. Oder aber auch an der gestiegenen Hoffnung, dass die Reflationierung der Wirtschaft in einen generellen Aufschwung mündet.
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Pro USA oder Protektionismus?
Doch es bleibt auch ein Risiko. Vermutlich ein eher längerfristiges. Trump hat zwar bereits das Weiße Haus besucht und sich im Gespräch mit Noch-Präsident Barack Obama einen Eindruck verschafft, was es denn heißt, der 45. Präsident der USA zu werden. Dennoch ist es eigentlich zu früh, um konkrete Schlüsse zu ziehen, was die Trump-Legislatur für die Märkte bedeutet. Dafür braucht es detaillierte politische Pläne. Und solange die fehlen, bleibt vieles nur Spekulation.
Sollte unter Trump etwa - und das ist der springende Punkt - aus der Pro-USA-Haltung eine protektionistische Handelspolitik erwachsen, hätte dies schlimme Auswirkungen. Strafzölle und regulatorische Hürden würden ausländische Unternehmen ausbremsen. Wenn die USA sich von Initiativen der Welthandelsorganisation WTO und Freihandelsabkommen abwendeten, würden vor allem Exportnationen wie Taiwan, Korea oder China zu den Verlierern zählen. Und nicht nur das: Protektionismus dieser Art weckt Erinnerungen an die 30er-Jahre, als Handelszölle letztlich auch in den USA für eine Depression sorgten. Europa könnte sich davon nicht abkoppeln. So weit das Risiko.
Die Chancen indes scheinen aktuell zu überwiegen. Die vermutlich großen Steuersenkungen für Einzelpersonen und Unternehmen dürften für einen Vermögenseffekt sorgen, der den Aktienmarkt insgesamt nach oben schiebt. Besonders könnten Konsumunternehmen aus dem gehobenen Preissegment profitieren. Binnenmarktorientierte Unternehmen dürften den Multinationals den Rang ablaufen. Sogar Banken könnten wieder ein Investment wert sein, wenn das regulatorische Risiko sinkt, die Investitionen zunehmen und im Lauf der Zeit die Zinsen steigen. Unternehmen aus den Bereichen Infrastruktur, Energie, Industrie und Rohstoffe werden ebenfalls als Favoriten genannt. Seit der Wahl etwa hat der Baumaschinenverleiher United Rentals mit 25 Prozent Plus überzeugt, ebenso der Bergbaukonzern Freeport-McMoran, der ebenfalls gut 25 Prozent Plus machte.
Wer es sich leicht machen will mit US-Investments, legt allerdings vielleicht besser in einen Fonds an, der stark auf binnenmarktorientierte kleinere Unternehmen setzt wie der iShares S&P 600 Small Cap oder auf das neu aufgelegte Zertifikat Vontobel Trump Basket, das 17 Trump-Gewinner in einem Papier anbietet, darunter Banken wie Citigroup, die Baumarktkette Lowe’s oder Flugzeugbauer Boeing.