BÖRSE ONLINE: Die Vectron-Aktie ist in den vergangenen Monaten stark gefallen. Warum machen Sie jetzt auf diesem Kursniveau eine zehnprozentige Kapitalerhöhung?
Thomas Stümmler: Grundsätzlich nimmt man Kapital auf, wenn man es braucht. Da wir im Digitalgeschäft aktuell vor den ersten großen Umsetzungsschritten stehen, erklärt sich der Zeitpunkt.
Sie haben aber doch von der DZ Bank ein Darlehen über rund zehn Millionen Euro zum Ausbau des Digitalgeschäfts bekommen. Sind diese Mittel denn schon in Anspruch genommen?
Nein. Bisher haben wir die Mittel noch nicht in Anspruch genommen. Strategisch werden wir in naher Zukunft einige Weichen stellen müssen. Dazu werden wir Liquidität benötigen. Dabei wollen wir uns nicht nur aus Fremdkapital finanzieren. Es muss sich um einen gesunden Mix aus Eigen- und Fremdkapital handeln.
Zum operativen Geschäft: Wann wird es Neuigkeiten zu den angekündigten Kooperationen geben?
Es ist ja bekannt, dass wir mit diversen großen Playern in konkreten Verhandlungen und gemeinsamen Testszenarien stehen. Natürlich gehen wir davon aus, dass hieraus gegebenenfalls auch konkrete Abschlüsse entstehen werden. Allerdings geht hier Genauigkeit vor Geschwindigkeit, denn diese Kooperationen haben potenziell einen riesigen Einfluss auf die Zukunft des Unternehmens. Wir wollen uns mit voreiligen Ankündigungen auch nicht in einen ungesunden Zugzwang bringen, der uns in den Verhandlungen dann eher schaden würde. Gehen Sie davon aus, dass unser eingeschlagener Kurs in einiger Zeit erkennbar und dann auch für viele Aktionäre klarer wird.
Sie haben vor geraumer Zeit von der Kooperation mit der DeutschlandCard berichtet. Wie genau muss man sich die Vermarktung der DeutschlandCard vorstellen und wie ist sie bisher angelaufen?
Wir sind erst seit einigen Wochen aktiv dabei, Partner aus der Gastronomie für die DeutschlandCard zu werben. Dabei versuchen wir Gastronomen durch Direktmarketingaktivitäten und über unseren Fachhandelskanal zu gewinnen.
Wann kann man mit der DeutschlandCard auch in der Gastronomie Punkte sammeln?
Erst wenn sich eine relevante Anzahl von angeschlossenen Gastronomen registriert hat, werden wir gemeinsam mit DeutschlandCard starten. Wir gehen davon aus, dass dies im ersten Halbjahr 2019 der Fall sein wird.
Für Ihr zukünftiges Geschäftsmodell müssen möglichst viele Kassen online sein. Wie läuft die Anbindung der Onlinekassen?
Auch hier arbeiten wir mit unseren Fachhändlern eng zusammen. Um viele Kassen an das Internet anzubinden, haben wir neue Preismodelle vorgestellt, die sowohl für den Fachhandel, als auch für den Gastronomen attraktiv sind. Die neuen Preismodelle laufen gut an. Hierzu planen wir demnächst ein Update zu geben.
Was können Anleger in diesem Jahr von Vectron noch erwarten?
Aufgrund der gesetzlichen Verpflichtung, zum 1. Januar 2020 alle bestehenden Kassensysteme auf das neue Fiskalsystem umstellen zu müssen, rechnen wir spätestens ab dem vierten Quartal mit extrem hoher Nachfrage. In Österreich haben wir bereits Erfahrungen mit einer solchen Umstellung sammeln können. Dort haben wir beobachtet, dass der größte Teil der Kassennutzer diese erst kurz vor Ablauf der Frist geordert hat. Danach hatten wir für rund 2,5 Jahre einen um 400 Prozent erhöhten Umsatz. Da Österreich und Deutschland in der Marktstruktur vergleichbar sind, ist ein ähnliches Szenario nicht unwahrscheinlich. Im Digitalgeschäft wollen wir die Partnerstruktur zügig sortieren und so zum Beispiel durch den Verkauf von Daten, zusätzliche Dienstleistungen oder ganz neue Geschäftsmodelle wie DeutschlandCard erste greifbare Umsätze zu erzielen.
Als Gründer, Vorstand und Großaktionär haben Sie einen Großteil der Kapitalerhöhung selbst gezeichnet. Sie scheinen ja von der Aktie sehr überzeugt zu sein….
….ja natürlich, das bin ich auf jeden Fall. Ein solch hohes Investment im Volumen von rund drei Millionen Euro sollte auch dem letzten Zweifeler klar machen, dass ich von unserem Geschäft extrem überzeugt bin.