Vermögensverwalter Tim Seymour sieht die Sättigung des US-Marktes – und den Start eines internationalen Aufschwungs: Europa und Asien profitieren von Deregulierung und Investitionen.

2025 ist ein Jahr des großen Paradigmenwechsels an den Weltbörsen. Ja, die Wall Street hat seit dem Zollschock eine beeindruckende Comebackrallye hingelegt, doch zum Teil weitaus größere Renditen wurde jenseits des Atlantiks eingefahren. Tim Seymour, Chief Investment Officer von Seymour Asset Management, hält die Performance-Unterschiede nicht für ein kurzfristiges Phänomen, sondern für eine deutliche Trendwende an den globalen Aktienmärkten:  „Das ist kein Trade – das ist ein Investment.“

Während sich Anleger jahrzehntelang auf US-Werte konzentriert hätten, sei nun die Zeit internationaler Märkte gekommen. „Wir stehen am Anfang eines neuen internationalen Zyklus – und der ist fundamental unterlegt“, so Seymour bei CNBC. Er verweist auf eine technische Bodenbildung im Verhältnis MSCI World vs. US bereits 2022 und 2024. Für ihn ist das kein Zufall, sondern ein klassisches Beispiel für Mean Reversion: Die Underperformance der Weltmärkte sei nun vorüber. 

Europa im Fokus: Von der Schuldenbremse zur Investitionsdynamik

Besonders Deutschland hebt Seymour positiv hervor. Er beschreibt einen kulturellen Wandel: Weg von überstrenger Haushaltsdisziplin, hin zu gezielten Investitionen in Infrastruktur, Energieunabhängigkeit und Verteidigung. Diese Art von „deficit spending“ sei aus seiner Sicht nicht fahrlässig, sondern überfällig und strategisch sinnvoll.

Dazu komme eine Welle der Deregulierung – nicht nur in den USA, sondern vor allem in Europa und Teilen Asiens. Diese Entwicklungen stünden für Investoren oft im Schatten der großen US-Stories – zu Unrecht, wie Seymour betont: „Die relative Veränderungsdynamik außerhalb der USA ist inzwischen oft stärker.“

"Der US-Exceptionalism hat seinen Höhepunkt erreicht"

Viele der spannendsten Investmenttrends, etwa KI, Hyperscaler und Halbleiter, gebe es auch außerhalb der USA. Taiwan Semiconductor sei eine seiner größten Positionen im internationalen ETF DEVO. Auch Alibaba nennt er als Beispiel für ein internationales AI-Powerhouse. „US-Exceptionalism ist nicht vorbei – aber ich glaube, es hat seinen Höhepunkt erreicht“, sagt Seymour. Er spricht sich nicht gegen US-Investments aus, sondern plädiert für mehr internationale Diversifikation.

Auch in klassischen US-Domänen wie KI, Gesundheit und Infrastruktur sieht Seymour keine Alleinstellung der Vereinigten Staaten. Unternehmen wie Novo Nordisk seien Paradebeispiele für globale Champions mit strukturellen Wachstumstreibern – selbst wenn deren Aktien kurzfristig schwächeln. „Es gibt diese Narrative, dass man Innovation nur in den USA bekommt – aber das stimmt nicht mehr. In einer zunehmend fragmentierten Welt entwickeln Länder eigene Dynamiken, die für Investoren spannend sind.“

Dekade der internationalen Outperformance?

Seymour argumentiert insgesamt nicht per se gegen US-Aktien – sondern für einen erweiterten Blick. Internationale Märkte seien nicht mehr nur „billig“, sondern durch neue politische und wirtschaftliche Trends auch strukturell attraktiver. Wer global investiere, könne heute echte „Wachstumsqualität zu Bewertungsabschlägen“ bekommen.

In einer Welt, in der geopolitische Spannungen, Deglobalisierung und lokale Industrieförderung zunehmen, lohne es sich mehr denn je, über den Tellerrand hinauszuschauen. Besitzer von europäischen, lateinamerikanischen oder asiatischen Aktien haben es in Jahr getan.  

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Übrigens: Einmal kaufen, liegen lassen und nie mehr verkaufen – laut Börsenguru André Kostolany eine ideale Strategie, um mit Aktien zu Reichtum zu gelangen. 30 Evergreen-Aktien hat die Redaktion von BÖRSE ONLINE im "Aktien für die Ewigkeit"-Index zusammengefasst.

Infront S&P 500 (WKN: A0AET0)

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