Ermutigt von starken deutschen Exportzahlen sind Anleger am Freitag an die europäischen Aktienmärkte zurückgekehrt. Dax und EuroStoxx50 legten jeweils rund 1,3 Prozent auf 9655 und 2911 Punkte zu. Die Konjunktursorgen der Anleger rückten wieder in den Hintergrund, wovon auch der Ölpreis profitierte.

Deutsche Firmen führten im Februar 1,3 Prozent mehr aus als im Vormonat. Von Reuters befragte Analysten hatten lediglich mit einem Plus von 0,5 Prozent gerechnet. Auch an der Wall Street stimmten Kommentare von US-Notenbankchefin Janet Yellen die Anleger wieder zuversichtlicher. Am Nachmittag zeichneten sich zur Börseneröffnung bei Dow Jones & Co Kursgewinne ab.

Börsianer warnten allerdings vor überzogenen Erwartungen an eine Erholung der Aktienmärkte. "Die Unsicherheit der Anleger bezüglich Konjunktur, Geldpolitik als auch Politik bleibt im Markt und ist auch nachvollziehbar", sagte Stratege Andreas Paciorek vom Handelshaus CMC Markets. Auf Wochensicht kam der Dax bis Freitagnachmittag auf ein Minus von 1,3 Prozent.

Auch der Ölmarkt bleibt anfällig für Rücksetzer. Die richtungsweisende Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich zwar um 3,5 Prozent auf 40,79 Dollar je Barrel (159 Liter). Ein Ende der weltweiten Überproduktion sei aber noch nicht in Sicht, betonten die Analysten der Investmentbank Jefferies. Derzeit werden täglich ein bis zwei Millionen Barrel Erdöl mehr aus dem Boden gepumpt als benötigt werden. Wegen dieser Überproduktion ist der Preis des "schwarzen Goldes" seit Mitte 2014 um etwa zwei Drittel eingebrochen. Am 17. April wollen die großen Exportländer über eine Begrenzung der Fördermengen diskutieren. Im Schlepptau des anziehenden Ölpreises legten die Aktien der Förderfirmen am Freitag zu. BP, Eni, OMV, Shell und Total gewannen bis zu 2,4 Prozent.

FINANZWERTE WIEDER EN VOGUE



Gefragt waren auch Bankenwerte, die Investoren am Vortag noch in hohem Bogen aus ihren Depots geworfen hatten. Commerzbank legten 3,4 Prozent zu, Deutsche Bank 2,3 Prozent. Ganz oben auf den Einkaufslisten standen italienische Institute wie die HVB-Mutter Unicredit, Intesa Sanpaolo und BP Emilia, die sich um bis zu 13 Prozent verteuerten. Die dortigen Geldhäuser profitierten von der Aussicht auf einen staatlichen Rettungsfonds. Insidern zufolge soll dieser bereits am Montag seine Arbeit aufnehmen und den Geldhäusern faule Kredite abkaufen. "Wir sehen aber noch nicht, wie das in der Praxis funktionieren soll", betonten die Analysten der Berenberg Bank. Schließlich sei der italienische Staat hoch verschuldet, habe also wenig Spielraum. Italiens Banken sitzen zusammen auf faulen Krediten im Umfang von 360 Milliarden Euro.

Größter Gewinner im Dax waren die Titel von RWE, die bis zu fünf Prozent zulegten. Händlern zufolge stufte die Commerzbank RWE auf "Hold" von "Reduce" hoch. Die Analysten stockten ihre Gewinnschätzungen für 2017 und 2018 auf, vor allem wegen voraussichtlich niedrigerer Steuerlasten.

In Kopenhagen legten die Titel von Bang & Olufsen zeitweise 10,7 Prozent zu. Die chinesische Investmentfirma Sparkle Roll stockte ihre Beteiligung auf 13,1 Prozent auf und schürte damit Spekulationen auf eine Übernahme des angeschlagenen Anbieters von High-End-Stereoanlagen und -Fernsehern.

Reuters