Falls die Schotten für die Abspaltung stimmen, bleibt zunächst das Pfund Zahlungsmittel. Denn die Unabhängigkeit kommt nach bisherigen Planungen erst am 24. März 2016. Viele Separatisten würden am liebsten das Pfund behalten - in einer Währungsunion mit Großbritannien. Eine neue schottische Notenbank würde dann mit der Bank of England geldpolitisch kooperieren. In London will die Politik davon aber nichts wissen. "Alle großen britischen Parteien haben eine Währungsunion abgelehnt", betont Ökonomin Katrin Löhken von der Privatbank Sal. Oppenheim. Ohne haushaltspolitische Koordinierung und eine Bankenunion kann ein gemeinsamer Währungsraum aus Sicht Londons nicht funktionieren. Die Unabhängigkeitsbefürworter sehen das anders: Ihr Wortführer Alex Salmond von der nationalistischen SNP kündigte trotzig an, seine Landsleute würden das Pfund "trotzdem verwenden", auch wenn die Währungsunion am Widerstand Londons scheitern sollte.
BLEIBT SCHOTTLAND EU-MITGLIED?
Vorerst ja, denn die Unabhängigkeit ist erst nach einer Übergangsphase für Frühjahr 2016 geplant. Dann entsteht bei einer Sezession vom Vereinigten Königreich jedoch ein neuer Staat, der der EU unter den derzeitigen Bedingungen neu beitreten müsste. "Hierfür gibt es keinen Präzedenzfall", betont der EU-Experte Nicolai von Ondarza von der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP). Der EU-Beitritt Schottlands werde damit "nicht der Selbstläufer, als den ihn die Separatisten im Wahlkampf häufig hinstellen", meint Ökonomin Löhken. Die Befürworter der Unabhängigkeit wollen über eine reguläre EU-Vertragsänderung die Mitgliedschaftsbedingungen von Großbritannien übernehmen.
Pikanterweise hat die konservative Regierung in London ein Referendum über die EU-Mitgliedschaft Großbritanniens für Mai 2017 in Aussicht gestellt, was die Lage noch komplizierter macht. Ob es zum Referendum kommt, wird sich wohl bei den kommenden Wahlen zum britischen Unterhaus im Mai 2015 herausstellen, an dem die Schotten noch teilnehmen dürfen. Bleiben die Konservativen auch nach dieser Wahl im Unterhaus auf der Regierungsbank, ist ein EU-Referendum wahrscheinlicher als unter einem Labour-Kabinett.
Da Schottland als Labour-Hochburg gilt, würde eine Abspaltung Schottlands die Position der Konservativen zusätzlich stärken. Im Unterhaus werden die schottischen Abgeordneten ihre Sitze nach einer Unabhängigkeit im Frühjahr 2016 voraussichtlich verlieren. Beide Länder gingen dann auch politisch getrennte Wege.
WAS WIRD AUS DER NATO-MITGLIEDSCHAFT?
Auch das Militärbündnis würde Schottland voraussichtlich als neuen Staat ansehen, der nicht Teil des Nordatlantikpakts wäre. Ein unabhängiges Schottland müsste somit zunächst einen Aufnahmeantrag stellen, erläutert ein Sprecher der Allianz. Die Nato-Mitglieder müssten für einen Beitritt einstimmig grünes Licht geben.
WAS PASSIERT MIT DEN SCHULDEN?
Diese Frage stellen sich vor allem die Investoren an den Kapitalmärkten, über die sich Großbritannien frisches Geld besorgt. Die Regierung in London hat frühzeitig signalisiert, dass sie im Falle eines Votums für eine Abtrennung Schottlands zunächst für alle Staatsschulden verantwortlich bleibt. Nach einer Unabhängigkeit müsse die neue Nation aber einen "fairen und verhältnismäßigen Anteil der Verbindlichkeiten Großbritanniens" übernehmen. Die Ökonomen der Deutsche Bank -Tochter Sal. Oppenheim veranschlagen diesen Anteil auf rund 100 Milliarden Pfund, falls die britische Staatsschulden nach Bevölkerungsanteilen zwischen Schottland und dem Rest Großbritanniens aufgeteilt würden. Dies entspräche 64 Prozent der Wirtschaftsleistung Schottlands.
Werden die Schulden hingegen gemäß der Wirtschaftsleistung gesplittet, käme eine Verschuldungsquote von 75 Prozent auf den jungen Staat zu. Die Separatisten argumentieren, Schottland wäre dennoch eines der reichsten Länder der Welt. Dazu dürften auch die Einnahmen aus dem Geschäft mit Nordsee-Öl beitragen. Sollte Schottland künftig den Löwenanteil daran für sich behalten, wäre es ein schwerer Schlag für Großbritannien: Seit 2005 ist das Vereinigte Königreich bereits Netto-Importeur von Erdöl- und Erdölprodukten.
Reuters