Der britische Hedgefonds TCI hat für seine harsche öffentliche Kritik an Volkswagen bisher keine Verbündeten im Hintergrund. Der Investor habe im Alleingang gehandelt, erklärte Ben Walker, Partner von TCI (The Children's Invdestment Fund), am Montag. Es habe keine Absprachen mit anderen VW-Anlegern gegeben, wenngleich sich der Fonds gerne mit anderen zusammentäte. Der britische Investor, der für seine aktivistischen Kampagnen bekannt ist, hatte in einem Brief an den VW-Vorstand und -Aufsichtsrat der Führung des Wolfsburger Konzerns am Freitag schwere Vorwürfe gemacht. So kritisierte TCI die Höhe der Vorstandsvergütungen und der Arbeitskosten.

Der Autobauer müsse produktiver und effizienter werden, bekräftigte Walker. "Das alte Management-Team handelte auf Geheiß der deutschen Gewerkschaften, schützte Jobs und erhöhte die Löhne der deutschen Mitarbeiter - das ist langfristig nicht gut für das Unternehmen und auch nicht gut für die Beschäftigten." Das neue Management unter dem Vorsitz von VW-Chef Matthias Müller finde TCI zwar in Ordnung. Doch es müsse sich noch verbessern. TCI hält nach eigenen Angaben über Vorzugsaktien von VW und vom VW-Hauptaktionär Porsche SE zwei Prozent an VW, hat damit aber kein Stimmrecht.

Der Fonds halte eine Verdoppelung des Aktienkurses für möglich, erklärte Walker weiter. Mit dem Brief wolle TCI den Scheinwerfer auf die Situation des vom Dieselskandal geschüttelten VW-Konzerns richten. "Leute, die schlechte Dinge tun, hassen das Licht, weil sie nicht gerne dum dastehen", ergänzte er. In dem Brief hatte TCI ein Ende des "Missmanagements" und ein neues, nachvollziehbares Bonussystem bei VW gefordert. "Diese Extravaganz muss aufhören", verlangte TCI mit Blick auf Millionenvergütungen des Vorstands trotz des Dieselskandals. Die Aufarbeitung der Affäre um elf Millionen manipulierte Fahrzeuge des Konzerns wird am Dienstag den VW-Aufsichtsrat beschäftigten. Die mit der Aufklärung beauftragte Kanzlei Jones Day soll mündlich ihre Erkenntnisse vortragen. Veröffentlicht werden soll ein Bericht aber nicht vor Abschluss der laufenden Vergleichsverhandlungen in den USA am 21. Juni. Auch der Personalvorschlag für den Aufsichtsrat zur Hauptversammlung am 22. Juni, auf der der bislang nur gerichtlich bestellte Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch gewählt werden soll, wird Thema in dem Kontrollgremium.

FRUSTRIERTE ANLEGER



Der TCI-Brief sei ein Zeichen für die Frustration der VW-Aktionäre, erklärt Arndt Ellinghorst, Analyst von Evercore ISI. "Nichts davon ist neu - es ist allerdings neu, dass ein größerer Anteilseigner öffentlich so direkt die Stimme erhebt." Nach Ellinghorsts Ansicht sollten die Kosten bei VW aber nicht um jeden Preis gesenkt werden. Volkswagen sei früher dank seiner stetigen Investitionen erfolgreicher als die Konkurrenz gewesen.

An der Börse griffen Anleger unterdessen zu. Mit einem Plus von mehr als drei Prozent auf 125,80 Euro war die VW-Aktie Spitzenreiter im Dax. Offenbar hofften einige Investoren, dass mit dem Brief der Restrukturierungsdruck bei VW steige, sagte ein Börsianer. Dem Marktanalysten Heino Ruland vom Brokerhaus ICF zufolge lässt sich der Einfluss des TCI-Chefs Chris Hohn auf VW bislang nur schwer abschätzen. "Aber Hohn ist nicht zu unterschätzen." Der Hedgefonds ist in Deutschland ein Begriff, seit er sich vor gut zehn Jahren gegen den ersten Versuch einer Fusion der Deutschen Börse mit der Londoner Börse LSE stemmte und letztlich Börse-Chef Werner Seifert zum Rücktritt zwang.

Reuters