Bislang waren Insider davon ausgegangen, dass Winterkorn, dessen Vertrag noch bis Ende 2016 läuft, auch danach noch ein, zwei Jahre an der Spitze des Zwölf-Markenkonzerns bleibt, bevor er Piech als Aufsichtsratschef ablöst.

Den beiden Ingenieuren Piech und Winterkorn wurde bislang ein besonders vertrauensvolles Verhältnis nachgesagt. Deshalb sind Piechs Äußerungen eine Überraschung. VW-Kenner gehen davon aus, dass Piechs Äußerungen Winterkorns Stellung im Konzern erheblich schwächen dürften. Damit stellt sich die Frage, ob der 67-Jährige seinen Vertrag tatsächlich nocheinmal verlängert. VW wollte sich nicht dazu äußern.

Dem Bericht zufolge mehrt sich im Aufsichtsrat Kritik an dem VW-Boss, der den Konzern seit 2007 führt. So werfe Piechs Bruder Hans Michel, der ebenfalls im VW-Aufsichtsrat sitzt, Winterkorn Versäumnisse vor. Zu Piechs Kritikpunkten zählt demnach, dass Winterkorn die Probleme im US-Geschäft bislang nicht in den Griff bekommen hat und die Hauptmarke VW bei der Ertragskraft schwächelt. Der Konzernschef hatte im vergangenen Sommer ein Sparprogramm aufgelegt, um VW bei der Rendite auf die Sprünge zu helfen. Bis 2017 sollen fünf Milliarden Euro eingespart werden. Drittes Problemfeld ist, dass VW seit Jahren zwar über den Einstieg ins Billigsegment diskutiert, bislang aber keine Entscheidung getroffen hat.

Spekulationen, er könne seie Ehefrau Ursula Piech zu seiner Nachfolgerin küren, erteilte der VW-Patriarch eine Absage. "Ich strebe an, dass an die Spitze des Aufsichtsrats und des Vorstands die Richtigen kommen und das sind keine Familienmitglieder, das ist auch nicht meine Frau", zitierte der "Spiegel" Piech weiter. Ursula Piech ist bislang Mitglied des VW-Aufsichtsrats. "Mehr wird sie nicht machen", fügte Piech hinzu. Er wolle nicht durch seine Frau weiterregieren.

Piech hat in der Vergangenheit bereits einige Male durch Äußerungen im "Spiegel" Entwicklungen im Unternehmen beeinflusst. So war das Nachrichtenmagazin einige Zeit sehr gut über Piechs Pläne zur Eingliederung von Porsche bei Volkswagen informiert. Vor acht Jahren sorgte Piech zudem dafür, dass VW-Chef Bernd Pischetsrieder den Hut nehmen musste. Dabei nutzte der Porsche-Enkel die Unzufriedenheit der Arbeitnehmer, um den früheren BWM-Chef loszuwerden.
Reuters