Die "Süddeutsche Zeitung" (SZ, Montagausgabe) berichtete unter Berufung auf Konzernkreise, Winterkorn habe seine Lage analysiert und werde sich nun vollständig zurückziehen. Damit sei in den kommenden Tagen zu rechnen. Zuvor müssten noch einige Formalien geklärt werden. Von der VW-Konzernspitze hatte sich der 68-Jährige wegen des Skandals um manipulierte Abgaswerte bereits im September zurückgezogen. Sein Nachfolger wurde der bisherige Chef des Sportwagenbauers Porsche, Matthias Müller.
Winterkorn ist zurzeit noch Chef der Holdinggesellschaft Porsche SE und sitzt im Aufsichtsrat des Sportwagenherstellers Porsche. Außerdem ist er Aufsichtsratschef von Audi und der VW-Tochter Truck & Bus, in der das Lkw- und Busgeschäft mit den beiden Töchtern MAN und Scania geführt wird. Sein Aufsichtsratsmandat beim FC Bayern München will Winterkorn der "SZ" zufolge behalten. Dieses sei nicht an VW gekoppelt.
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VERHÄLTNIS "SEHR SCHWER BELASTET"
Derweil prüft die Europäische Investitionsbank (EIB) wegen des Skandals um manipulierte Diesel-Emissionswerte die Rückforderung von Milliarden-Krediten. EIB-Chef Werner Hoyer sagte der "SZ", die Förderbank habe Volkswagen seit 1990 rund 4,6 Milliarden Euro an günstigen Krediten gewährt, mit denen die Entwicklung sauberer Motoren vorangetrieben werden sollte. 1,8 Milliarden davon seien noch nicht zurückgezahlt. Es werde nun sehr genaue Untersuchungen der EIB geben. Vorbehaltlich der Ergebnisse "werden wir uns die Frage stellen müssen, ob wir die Kredite zurückfordern müssen, sollten sie zweckentfremdet worden sein", zitierte die Zeitung Hoyer. Er sei von Volkswagen außerordentlich enttäuscht, sagte der Institutschef. Das Verhältnis zu einem wichtigen Partner sei sehr schwer belastet.
Der Abgas-Skandal ruft inzwischen auch die Behörden in China den Plan, wo Volkswagen einen Großteil seiner Autos verkauft. Die Qualitätsaufsicht AQSIQ äußerte sich "höchst besorgt" über die Software in VW-Dieselautos, mit der Abgaswerte bei Tests manipuliert wurden. Sie kündigte zugleich geeignete Maßnahmen an, ohne dies näher zu erläutern. Volkswagen kündigte an, knapp 2000 importierte Fahrzeuge in China zurückzurufen. Dabei handele es sich vom allem um den Geländewagen Tiguan. Man werde den Behörden technische Lösungen präsentieren, um die Abgasmanipulation abzustellen. Das chinesische Umweltministerium gab zugleich bekannt, es werde eine Untersuchung von VW-Fahrzeugen starten.
China ist der weltweit größte Automarkt. Es werden dort aber nur wenige Diesel-Pkw verkauft. Analysten zufolge könnte der Skandal trotzdem die Kaufentscheidungen chinesischer Verbraucher beeinflussen. Bislang sei nicht zu erkennen, dass das Vertrauen in die Marke VW in der Volksrepublik Schaden genommen habe, sagte Yale Zhang, Chef der Beratungsfirma Automotive Foresight. Aber man müsse die weitere Entwicklung genau im Auge behalten. Weltweit sind bis zu elf Millionen Fahrzeuge von Volkswagen mit einer Software unterwegs, die Abgaswerte manipulieren kann.
Reuters