Der VW-Konzern hat den milliardenschweren Börsengang seiner Autotochter auf den Weg gebracht. Der börsennotierte DAX-Konzern und sein ebenfalls im DAX gelisteter Haupteigner, die Porsche Holding, haben einen entsprechenden Rahmenvertrag unterzeichnet. Demnach werde nun eine Teilplatzierung geprüft, abhängig unter anderem von der weiteren Entwicklung an den Kapitalmärkten. Der Börsengang werde für das vierte Quartal 2022 angepeilt, sagte VW-Finanzvorstand Arno Antlitz.

Der Vereinbarung zufolge soll das Grundkapital der Porsche AG zur Hälfte in Stamm- und Vorzugsaktien aufgeteilt werden. Bis zu 25 Prozent der Vorzüge sollen direkt an der Börse platziert werden, weitere 25 Prozent erhält die Porsche Holding, über die die Familien Porsche und Piech auch die Mehrheit am Volkswagen-Konzern halten. Weitere Anteile gehen an das Emirat Katar, ebenfalls ein VW-Großaktionär. Die stimmberechtigten Porsche- Stämme sollen dagegen nicht an der Börse gelistet sein.

Das besondere an der Vereinbarung ist, dass damit die unterschiedlichen Interessengruppen des Autobauers - des Wolfsburger Konzerns, der Familieneigentümer, dem Land Niedersachsen als staatlichem Aktionär und der Arbeitnehmer unter einen Hut gebracht wurden. Alle Beteiligten sehen den Börsengang der Autotochter als sinnvollen Schritt an, um die Zukunftsherausforderungen zu bewältigen.

Analysten schätzen den möglichen Börsenwert von Porsche auf 60 bis 100 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Der deutlich kleinere, ähnlich profitable italienische Sportwagenbauer Ferrari ist seit 2015 börsennotiert und bringt es auf einen Marktkapitalisierung von derzeit 36 Milliarden Euro.

Aus dem geschätzten Börsenwert ergibt sich bei einer Platzierung von 25 Prozent ein Emissionsvolumen für den Porsche-Börsengang von 15 bis 25 Milliarden Euro (17 bis 28 Milliarden US-Dollar)

Tabelle: Die größten Börsengänge der Welt (in Dollar)


Name Börsengang in US-Dollar
Saudi Aramco 2019 29,4 Mrd. Dollar
Alibaba 2014 25,0 Mrd. Dollar
Softbank 2018 23,3 Mrd. Dollar
Bank of China 2010 22,1 Mrd. Dollar
ICBC (China) 2006 22,0 Mrd. Dollar
AIA Group 2010 20,5 Mrd. Dollar
Visa 2008 19,7 Mrd. Dollar
General Motors 2010 18,1 Mrd. Dollar
NTT Mobile 1998 18,1 Mrd. Dollar
Enel 1999 16,6 Mrd. Dollar
Porsche 2022 17 bis 28 Milliarden Dollar

Porsche-Chef Oliver Blume begrüßte die Einigung zu einem Börsengang. "Porsche ist eine starke Marke mit robustem Geschäftsmodell und einer weltweiten Fangemeinde. Porsche und Volkswagen werden auch künftig von gemeinsamen Synergien profitieren."

Analysten bewerteten die Börsenpläne positiv. Die Deutsche Bank sieht dabei die Aktie der Porsche-Holding als eigentlichen Profiteur der Transaktion. Doch auch auf die VW-Vorzugsaktien werde sich die Transaktion sehr positiv auswirken. Die Analysten der US-Bank JP Morgan haben sich ebenfalls positiv geäußert. Die Kursziele der Analysten für die VW-Aktie liegen im Schnitt bei 250 Euro.

Einschätzung der Redaktion:


Volkswagen VZ

Mit dem Börsengang könnte der VW-Konzern erhebliche Mittel für die Elektrotransformation freisetzen und den Abstand zum US-Elektroautobauer Tesla rascher verkürzen. Zudem könnte VW auch seinen Konglomeratsabschlag an der Börse reduzieren. Der Börsengang könnte damit die Bewertung der VW-Aktie deutlich verbessern. Empfehlung: Kaufen.

Porsche Holding

Anleger sollten den Blick aber auch auf die ebenfalls im DAX notierte Porsche Holding richten, die mit dem Autobauer Porsche nicht verwechselt werden darf. Hier haben die Familien Porsche und Piech ihre 53,3-Prozent-Beteiligung am VW-Konzern gebündelt. Die Aktie ist allerdings noch immer mit Prozessrisiken aus der Vergangenheit belastet. Mit dem Porsche-Börsengang erhält die Familie erstmals wieder direkten Zugriff auf die Ertragsperle Porsche AG. Somit kann auch die Porsche Holding mit einem Börsengang des Autobauers erheblichen Wertzuwachs an der Börse realisieren. Empfehlung: Kaufen.