Lamborghini treibt den wahren Wert von Volkswagen. Doch Zölle, E-Mobilitätsdruck und die Schwäche bei Porsche bremsen das Potenzial des DAX-Konzerns.
Volkswagen ist mehr als VW. Zehn Marken stehen unter dem Dach des größten europäischen Automobilkonzerns. Vor allem eine dürfte an der Börse unterschätzt sein: Lamborghini.
Die Luxusmarke steht für extravagantes Design und Exklusivität. Weniger als 11 000 Fahrzeuge wurden im vergangenen Jahr ausgeliefert – zu exorbitanten Preisen. Sechsstellige Beträge sind normal, Sondermodelle können sogar siebenstellige Summen kosten.
Das nach Stückzahl wichtigste Modell ist der 2018 eingeführte SUV Urus, das neueste der Hybrid-Supersportwagen Temerario. Lamborghini wurde 1998 von der VW-Tochter Audi übernommen und gehört heute innerhalb des Konzerns zur Markengruppe „Progressive“, in der Premium- und Technologiemarken wie Audi, Bentley und Ducati gebündelt sind.
Lamborghini – die unterschätzte Perle im Konzern
Spannend ist der Vergleich von Lamborghini mit dem italienischen Rivalen Ferrari. Mit einer operativen Marge von 27 Prozent liegt Lamborghini laut Berechnung der Deutschen Bank nur einen Prozentpunkt hinter dem wertvollsten Autokonzern der Welt. Beim Nettogewinn ist die Kluft größer, auch weil Ferrari im vergangenen Jahr rund 3000 Fahrzeuge mehr verkaufte.
Die geringere Stückzahl bei Lamborghini kann als Signal interpretiert werden, dass die Marke deutlich wachsen kann, ohne ihren exklusiven Charakter zu verwässern.
Trotz einiger Unterschiede dürfte Ferrari ein sinnvoller Maßstab sein, um den Wert von Lamborghini einzugrenzen. Die Deutsche Bank veranschlagt für die Luxusmarke einen Abschlag von 50 Prozent auf den Ferrari-Wert und kommt dadurch auf 15 Milliarden Euro. Das entspricht mehr als 30 Prozent des aktuellen Börsenwerts des Volkswagen-Konzerns. Ohne Abschlag würde Lamborghini sogar mehr als die Hälfte des Konzernwerts abdecken.
Kursbremsen und Perspektive
Überlagert wird der Wert der Luxusmarke durch die Sorge, dass der technologische Umbruch mit Elektroantrieb und autonomem Fahren den Volkswagen-Konzern überfordert. Die jüngsten Gewinnwarnungen bei Volkswagen und der Sportwagentochter Porsche unterstreichen die Herausforderungen.
Auch die Schutzzölle der Trump-Regierung treffen den Konzern zum ungünstigsten Zeitpunkt. Laut Analystenkonsens dürfte der Konzerngewinn im laufenden Jahr um rund ein Drittel schrumpfen.
Die im DAX notierte Vorzugsaktie von Volkswagen ist aufgrund der Probleme niedrig bewertet. Allein die Tochter Porsche müsste mittelfristig ein deutlich positives Asset sein. Voraussetzung für einen nachhaltigen Kursaufschwung sind jedoch bessere Nachrichten aus Wolfsburg. Das Management ist gefordert, das enorme Potenzial des Konzerns endlich freizusetzen.
Hinweis: Der Artikel stammt aus der aktuellen Heftausgabe von BÖRSE ONLINE (40/25), die Sie hier finden.
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Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen Vz.