Den Erlös von rund einer Milliarde Euro will Vonovia verwenden, um Schulden zu tilgen und Wachstumsgelegenheiten zu stemmen. "Wir werden die Chancen nutzen, wenn sie sich ergeben", sagte Finanzchefin Helene von Roeder. Die Vonovia-Aktie, die am Donnerstag auf ein Rekordhoch von 62,74 Euro gestiegen war, notierte am Freitag vier Prozent niedriger bei 59 Euro.

Vonovia besitzt 415.000 Wohnungen in Deutschland, Österreich und Schweden, davon gut 350.000 in der Bundesrepublik. In den den vergangenen Jahren hatte der Konzern mehrere Firmen vor allem im Ausland gekauft, so zum Beispiel das schwedische Wohnungsunternehmen Hembla. Auch in die Modernisierung und den Neubau von Wohnungen investiert der Immobilienkonzern. Der Expansionskurs und höhere Mieten lassen den Betriebsgewinn (FFO) seit Jahren steigen, die Corona-Krise hat bei dem Dax-Konzern bislang kaum Spuren hinterlassen.

Der Erlös aus der Kapitalerhöhung fließe zum einen in die Rückzahlung von im vierten Quartal 2020 fällig werdenden Schulden, erklärte er Konzern. So muss Vonovia einen 750 Millionen Euro schwere Anleihe zurückzahlen. "Der darüber hinausgehende Emissionserlös soll für künftige Wachstumschancen verwendet werden, die sich im gegenwärtigen Umfeld ergeben und die Vonovia im Einklang mit ihren Investitionskriterien verfolgen will."

ANLEGER REISSEN UNTERNEHMEN AKTIEN UND BONDS AUS DEN HÄNDEN


Angesichts des Höhenflugs der Aktienmärkte und niedriger Zinsen haben in den vergangenen Monaten viele Unternehmen die Gelegenheit genutzt, um sich durch Aktien- und Anleiheplatzierungen frisches Geld zu besorgen. Wegen der lockeren Geldpolitik der Zentralbanken und staatlicher Hilfsprogramme in der Corona-Krise ist reichlich Kapital vorhanden, das nach Anlagemöglichkeiten sucht. So haben auch von der Corona-Pandemie stark betroffene Firmen wie Kreuzfahrtkonzerne Milliarden an frischem Kapital einsammeln können, um in der Krise zu überleben. Im Juni und Juli besorgten sich Unternehmen über Börsengänge und die Ausgabe hochverzinster Anleihen so viel Geld wie seit 20 Jahren nicht mehr, wie aus Daten von Refinitiv hervorgeht. Auch im normalerweise ruhigen Ferienmonat August wurden zahlreiche Transaktionen gestemmt - in den ersten drei Augustwochen sammelten Unternehmen über Börsengänge und hoch verzinste Bonds 65,5 Milliarden Dollar ein, so viel wie seit mindestens zehn Jahren nicht mehr.

Unternehmen, die von der Corona-Krise kaum betroffen sind, nutzten wiederum in den vergangenen Monaten die Gelegenheit, um sich günstiges Geld zu beschaffen und teuere Kredite abzulösen. So hatte sich Vonovia erst Anfang Juli mit zwei Anleihen 1,5 Milliarden Euro besorgt, um hoch verzinste Darlehen in Schweden vorzeitig zurückzuzahlen.

rtr