Die meisten Schwellenländer gehörten in diesem Jahr zu den ganz großen Verlieren an den Börsen. Doch langsam scheint ein Umdenken einzusetzen. Laut einer Vontobel-Studie will über die Hälfte der 300 befragten institutionellen Anlegern und Vermögensverwaltern ihre Schwellenländerallokation erhöhen. Zwar nicht sofort, aber zumindest in den kommenden fünf Jahren. Eine Minderheit plant, ihre Allokation bereits in den kommenden zwölf Monaten zu erhöhen. Vor allem der Wunsch nach neuen Renditequellen wird als treibende Kraft genannt. Zudem sind 35 Prozent der Befragten der Ansicht, dass es in Schwellenländern einfacher ist, Alpha zu generieren. Investieren wollen die Anlageprofis zu knapp 70 Prozent vor allem in die bekannteren und größeren Märkte in Asien. Nur 40 Prozent richten ihren Blick auf Lateinamerika. Für Dara White, globaler Leiter für Schwellenländeraktien bei Columbia Threadneedle Investments, ist dies nicht nachvollziehbar. Er sieht gerade in Brasilien, dem größten Markt Lateinamerikas derzeit große Chancen. White ist der Ansicht, dass sinkende Zinsen und verstärkte Deregulierungsbemühungen ein wichtiger Katalysator für eine strukturelle Veränderung des Finanzdienstleistungssektors sein werden. "Da der durchschnittliche Zinssatz in Brasilien im letzten Jahrzehnt sage und schreibe zehn Prozent betrug, hatten die Anleger wenig Grund, Aktien oder alternative Anlagen zu kaufen", erklärt White.
Weniger als ein Prozent der Brasilianer investiert in Aktien, ein winziger Prozentsatz rund 40 Prozent in den USA. Der nun erfolgte geldpolitische Impuls in Form niedrigerer Zinsen gibt dem Experten zufolge drei Bereichen Auftrieb: dem Konsum, da die Kreditkosten gefallen sind; der Wirtschaftstätigkeit, da die Kosten der Geschäftstätigkeit gesunken sind und der Vermögensverwaltungsbranche, da Anleger nach höheren Renditen suchten. Gleichzeitig hebt die aktuelle Marktentwicklung in Brasilien die Bedeutung einer fundierten Einzeltitelauswahl, heißt es von Columbia Threadneedle. 2019 sei die Zahl der Börsengänge in dem Land um 66 Prozent gestiegen, während sie weltweit um 17 Prozent gesunken sei. "Dabei beobachten wir einen verstärkten Wettbewerb zwischen lokalen und ausländischen Börsen wie der Nasdaq um diese Börsenneulinge", so White weiter.