Die Antwort will Präsident Joe Biden am Donnerstag am "Welttag der Erde" geben, bei einer virtuellen Konferenz mit über 40 Regierungschefs und Präsidenten der wichtigsten Staaten der Welt. Auch Kanzlerin Angela Merkel wird sprechen.

Doch Klimaschützer wie der Direktor des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Ottmar Edenhofer, blicken in erster Linie auf Biden: "Es ist ein wichtiges Signal, dass die USA klimapolitisch wieder die Bühne betreten", sagte er Reuters. Wenn sie selbst nun deutlich stärkere nationale Ziele für weniger Treibhausgasausstoß beschließen, dann ist das ein Bezugspunkt auch für andere Emissionssupermächte wie China."

Zwar sind die USA unter Biden dem Weltklima-Abkommen wieder beigetreten und er hat den Klimaschutz als eine seiner großen Aufgaben benannt. Doch faktisch gilt in den USA immer noch das Klimaziel von Ex-Präsident Barack Obama von 2015: Bis 2025 soll der Treibhausgas-Ausstoß des zweitgrößten Emittenten der Erde um 26 bis 28 Prozent im Vergleich zu 2005 sinken. Klar ist: Laut dem Pariser Abkommen sind auch die USA verpflichtet, hier nachzulegen. Die EU, China und andere Staaten haben ihre Ziele bereits nachgeschärft. Großbritannien will am Donnerstag nachziehen: Einem Insider zufolge sollen die Treibhausgase bis 2035 um 78 Prozent im Vergleich zu 1990 gemindert werden. Die EU-Kommission hat die Vorgabe gemacht, bis 2030 den Ausstoß um mindestens 55 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken - zuvor waren es nur 40 Prozent. Noch vor dem Donnerstag soll dies mit Parlament und Ministerrat endgültig besiegelt werden. "Wir Europäer sind da mit dem Green Deal schon voran gegangen", sagt Edenhofer vom PIK. "Jetzt müssen all die schönen Ziele allerdings auch umgesetzt werden. Dafür brauchen wir einen weltweiten Kohleausstieg. Der lässt sich nicht verordnen, aber es gibt ökonomische Mittel und Wege." Edenhofer denkt da in erster Linie an eine weltweiten Preis für den CO2-Ausstoß.

UN VERLANGEN HALBIERUNG


Die Vereinten Nationen fordern von den USA zunächst aber eine deutliche Verschärfung ihrer Ziele. "Ich denke, dass die USA mehr als eine Halbierung ihres CO2-Ausstoßes bis 2030 im Vergleich zu 2010 zusagen könnten", machte UN-Generalsekretär Antonio Guterres im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters deutlich. "Wenn das geschieht, wird es wichtigen Einfluss auf Japan, auf China und auf Russland haben." Erwartet wird von den USA eine Zusage für eine Reduktion um mindestens 50 Prozent im Vergleich zu 2005. Dies würde bei einem Vergleich zu 2010 etwa einem Minus von 47 Prozent entsprechen. Umweltgruppen verlangen für eine Hauptrolle der USA auf der Klimabühne freilich mehr.

Immerhin haben die USA in den Jahren unter Donald Trump - auch ohne das Corona-Jahr 2020 - ihre Emissionen nicht erhöht. Obwohl Trump eine Renaissance der Kohle versprach, des größten Klimakillers weltweit. Doch trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs zwischen 2015 und 2019 haben die USA ihren Treibhausgas-Ausstoß nicht erhöht - sondern sogar leicht gesenkt. Kohle war einfach zu teuer im Vergleich etwa zu Erdgas, das nur halb so viel CO2 bei der Verbrennung produziert wie Steinkohle. Selbst Windräder und Solaranlagen gingen weiter ans Netz, während Kohlemeiler abgeschaltet wurden.

Dennoch wurden die USA ihrer Rolle als technologisch führendes Industrie-Land so im Kampf gegen den Klimawandel nicht gerecht. Zeitweise schien China diese Rolle zu übernehmen, der weltgrößte Emittent von Treibhausgasen. 2020 verschärfte das Land seine Ziele an und kündigte an, spätestens 2060 unterm Strich kein CO2 mehr zu produzieren. Und dies, obwohl China in den nächsten Jahren noch beim Ausstoß zulegen will. Immerhin soll der Höhepunkt der Emissionen noch vor 2030 erreicht werden.

Andere Länder wie etwa Indien hinken da hinterher. Der drittgrößte Treibhausgas-Produzent verweist darauf, dass sich das Schwellenland noch in einem Aufholprozess befinde und das Problem des Klimawandels vor allem die alten Industrieländer verursachst hätten. Und Brasilien unter Trumps Verbündetem Jair Bolsonaro gilt hier schon länger als ein Problem.

Bidens Klimabeauftragter John Kerry war in den vergangenen Monaten viel zumindest per Video-Konferenz unterwegs, um weitere Länder wie Südkorea, Kanada oder Japan zu Zusagen zu bewegen. "Die Konferenz wird ein Prüfstein für Kerrys Fähigkeit, die Staaten zu einer Allianz für eine Halbierung ihrer Emissionen in dieser Dekade zu gewinnen", sagte Christiana Figueres, frühere Chefin des UN-Klimasekretariats. Dies sei für die weltweiten Klimaziele aus wissenschaftlicher Sicht nötig.

Immerhin will trotz der stark abgekühlten Beziehungen zum Westen im Allgemeinen und zu den USA im Speziellen sogar Russlands Präsident Wladimir Putin bei Bidens Konferenz am "Welttag der Erde" sprechen. Über das Problem des Klimawandels hinaus gilt dies als Zeichen, dass internationale Kooperation mit Russland weiter möglich sein könnte.

Der Konferenz am Donnerstag werden weitere Gipfel wie G7 und G20 folgen, in denen der Kampf gegen den Klimawandel eine zentrale Rolle spielen wird. Gesammelt und bewertet werden die neue Zusagen dann im November bei der regulären Weltklimakonferenz der UN in Glasgow.

rtr