Der Druck auf die Europäische Zentralbank wird größer. Schon im Dezember hatten in einer Reuters-Umfrage mehrere Wirtschaftsverbände deutliche Kritik an der weiterhin expansiven Geldpolitik der EZB geübt und vor einem nachhaltigen Vertrauensverlust durch Geldwertvernichtung gewarnt.
Vergangenen Mittwoch drängten auch Ökonomen wie etwa der Wirtschaftsweise Volker Wieland sowie der frühere EZB-Volkswirt Jürgen Stark in der "Börsen-Zeitung" wegen zuletzt weiter steigender Inflationswerte in der Eurozone auf eine raschere Zinswende. Im Januar lagen die Preise für Waren und Dienstleistungen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 5,1 Prozent höher.
Die Appelle der Experten an EZB-Chefin Christine Lagarde dürften durch eine mögliche Lohn-Preis-Spirale künftig noch dringlicher werden. In der Eurozone erreichte die Arbeitslosenrate im Dezember mit sieben Prozent ein Rekordtief, die Nachfrage nach Mitarbeitern steigt. Am Markt wächst derweil die Erwartung, dass die EZB im Laufe des Jahres zwei Zinsanhebungen vornimmt.
Das weckt Kursfantasien für europäische Bankwerte. Steigen die Zinsen, können sie Kredite zu höheren Konditionen begeben. Noch dazu dürfte im Zuge einer allmählichen wirtschaftlichen Erholung die Investitionsbereitschaft der Unternehmen und damit die Nachfrage nach Krediten noch weiter zunehmen. Laut dem Bank Lending Survey der EZB ist das Interesse an Unternehmensdarlehen in der Eurozone schon jetzt groß.
Geld verdienen die Finanzinstitute zudem im Investmentbanking, mit Mergers & Acquisitions, als Konsortialführer bei Börsengängen sowie mit dem Vertrieb von Fonds und Exchange Traded Funds. Insbesondere die passiv gemanagten Indexpapiere sind gesucht. Allein in Deutschland erhöhte sich laut einer jüngst veröffentlichten Studie von ING Deutschland das in ETF angelegte Vermögen im vergangenen Jahr um 50 Milliarden auf mittlerweile fast 150 Milliarden Euro.
Noch günstig bewertet
Einen geografisch breit diversifizierten Zugang zu Finanzwerten bietet der von der französischen Gesellschaft Amundi aufgelegte MSCI World Financials ETF. Auf Bankaktien aus der Eurozone entfallen aktuell rund zehn Prozent der Mittel. Im Index notieren beispielsweise die Deutsche Börse, die Deutsche Bank, der italienische Versicherungskonzern Assicurazioni Generali, die spanische Bank Santander sowie BNP Paribas. Die Aktie des französischen Bankhauses hat zur guten Entwicklung des ETF kräftig beigetragen. Der Titel legte in den vergangenen zwölf Monaten um 53 Prozent zu. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von um die neun ist BNP Paribas weiterhin günstig bewertet. Der ETF selbst erzielte innerhalb eines Jahres 40 Prozent.
Die restlichen Mittel des Indexpapiers verteilen sich auf japanische, australische, britische und Schweizer Bankwerte wie etwa die beiden Dickschiffe UBS und Credit Suisse.
Mit über 55 Prozent sind US-Banken am höchsten gewichtet. Experten erwarten, dass US-Notenbankchef Jerome Powell im laufenden Jahr die Zinsen mindestens vier Mal erhöhen wird, um die Inflationsrate von aktuell sieben Prozent in den Griff zu bekommen. Jamie Dimon, CEO von JP Mor- gan Chase, will in den kommenden Monaten sogar sechs bis sieben Zinserhöhungen nicht ausschließen. Die bereits im 19. Jahrhundert gegründete Bank ist im Amundi MSCI World Financials ETF mit 5,6 Prozent gewichtet.
Um mit der zunehmenden Konkurrenz von Fintechs konkurrieren zu können, will Dimon kräftig in die Digitalisierung seines Hauses investieren. Investoren schätzen die Tech-Offensive, auch das IPO-Geschäft kommt gut an. Im vergangenen Jahr begleitete JP Morgan Chase 146 Unternehmen an die Börse.
Mit rund vier Prozent ist auch die Bank of America im Index prominent vertreten. Nach den negativen Erfahrungen der Finanzkrise fährt die Bank unter ihrem Vorstandschef Bryan Moynihan seit dem Jahr 2010 eine deutlich konservativere Geschäftsstrategie im Vergleich zu seinem Vorgänger. In den vergangenen fünf Jahren legte die Aktie um 90 Prozent zu. Analysten des Konkurrenten JP Morgan Chase sehen weiter Kurspotenzial. Sie halten die Bank of America für den größten Nutznießer höherer Zinsen. Das sieht auch Warren Buffett so. Die Börsenlegende aus Nebraska ist einer der Hauptinvestoren.
Amundi MSCI W. Financials: Der Exchange Traded Fund bildet synthetisch die Wertentwicklung des MSCI World Financials Index in Euro ab. Der Index enthält über 230 Positionen. Innerhalb von drei Jahren legte der ETF um 50 Prozent zu. Zur Beimischung gut geeignet.