VTG wird damit mit 1,52 Milliarden Euro bewertet, fast doppelt so hoch wie beim Einstieg der Amerikaner im Herbst 2016.
Das Übernahmeangebot liegt zehn Prozent über dem Xetra-Schlusskurs der VTG-Aktie vom Freitag. Am Montag stieg das im SDax notierte Papier um bis zu 14 Prozent auf 55 Euro. Der VTG-Vorstand hält die Offerte für zu niedrig und empfiehlt den Aktionären, sie nicht anzunehmen. "Der angekündigte Angebotspreis reflektiert nicht das Potential der Gesellschaft", erklärte Vorstandschef Heiko Fischer.
"Wir haben freundliche Absichten und glauben, dass wir aufgrund unserer weltweiten Expertise im Bereich Infrastruktur ein hervorragender Partner sind, um das künftige Wachstum der VTG AG zu unterstützen", erklärte Markus Hottenrott, Chief Investment Officer von Morgan Stanley Infrastructure Partners. Der Investor verwaltet fünf Milliarden Dollar, die unter anderem in Mobilfunknetzen und Gasleitungen stecken. "Wir halten unsere Investments im Schnitt sieben Jahre", sagte Hottenrott zu Reuters. Die VTG verfügt - vor der geplanten Übernahme der französischen Nacco - über einen Bestand von rund 80.000 Eisenbahn-Güterwagen, die sie an die Chemie-, Mineralöl- oder Agrarindustrie vermietet. Zudem wickelt sie selbst Schienen-Transporte ab.
Die Kühne Holding, über die der Unternehmer die Mehrheit am Schweizer Logistik-Konzern Kühne & Nagel hält, bekommt für ihr VTG-Paket gut 300 Millionen Euro. Der 81-jährige Klaus-Michael Kühne hatte die Aktien dem US-Finanzinvestor WL Ross abgekauft. Damals lag der Aktienkurs deutlich unter 30 Euro. Der Milliardär Wilbur Ross - inzwischen Handelsminister der USA - hatte die VTG 2005 dem Touristik-Konzern TUI abgekauft und sie 2007 an die Börse gebracht. Drittgrößter VTG-Aktionär ist die Joachim-Herz-Stiftung mit zehn Prozent. Der Großaktionär von Beiersdorf ließ offen, ob er das Angebot von Morgan Stanley annehmen werde. "Wir haben davon erst heute erfahren", sagte ein Sprecher der Stiftung am Montag.
ANGST VOR SANKTIONEN
Ein Knackpunkt bei der Übernahme ist das - relativ kleine - Russland-Geschäft der VTG. Die Amerikaner fordern, dass die VTG keine Geschäfte mit Russen macht, die auf den Sanktionslisten der USA stehen. Zudem sollen die Hamburger die seit gut einem Jahr angekündigte Übernahme von Nacco perfekt machen, die von den Kartellbehörden geprüft wird. VTG will den 780 Millionen Euro schweren Zukauf zunächst mit Schulden finanzieren, plant aber anschließend eine Kapitalerhöhung über 300 Millionen Euro. Insgesamt lasten danach mehr als zwei Milliarden Euro Schulden auf dem Konzern. 2017 erwirtschaftete die VTG eine Milliarde Euro Umsatz und einen operativen Gewinn (Ebitda) von 343 Millionen Euro.
Morgan Stanley hatte seine VTG-Beteiligung von dem Investor Andreas Goer für 242 Millionen Euro übernommen, der 2015 seine Eisenbahn-Leasingfirma AAE an die VTG verkauft und dafür Aktien bekommen hatte. Heute ist das Paket mehr als 400 Millionen Euro wert. Morgan Stanley betonte, man sei nicht auf einen Beherrschungsvertrag angewiesen, für den der Fonds eine Mehrheit von 75 Prozent bräuchte. "Ein Delisting ist nicht unser primärer Ansatz", sagte Hottenrott zu Reuters. "Wir können auch mit einer börsennotierten Gesellschaft leben."
rtr