Am 3. Mai stellt sich Volkswagen auf der Hauptversammlung in Berlin den Fragen der Aktionäre - und muss trotz der jüngsten Rekordzahlen mit Gegenwind rechnen. All zu große Unruhe drohe voraussichtlich aber nicht, schätzte NordLB-Analyst Frank Schwope. Fragen werde es wohl zum Wechsel von Müller zu Diess geben.

Sein Ziel sei es, beim größten Autohersteller der Welt das Tempo für Innovationen zu erhöhen und neue Akzente zu setzen, hatte Diess angekündigt. Es geht auch um einen Wandel hin zu einem Mobilitätskonzern. Die Autobranche ist mitten in einem umfassenden Veränderungsprozess hin zu alternativen Antrieben, mehr Vernetzung und autonomem Fahren. Dem bisherigen Konzernchef Müller soll intern Entscheidungsschwäche vorgeworfen worden sein.

Volkswagen führt im Zuge eines massiven Konzernumbaus neue Markengruppen ein. Die schwere Nutzfahrzeugsparte soll fit gemacht werden für den Kapitalmarkt, die neuen Markengruppen "Volumen" (VW, Skoda, Seat, leichte Nutzfahrzeuge), "Premium" (Audi ) und "Super Premium" (Porsche, Bentley, Bugatti und Lamborghini). Dazu kommen die Einheiten Beschaffung/Komponente sowie Finanzdienstleistungen. Der Umbau soll dazu beitragen, den Konzern weniger zentral geführt aufzustellen.

Das ist aber nicht die einzige Herausforderung für den neuen Konzernchef: Gleichzeitig läuft die Aufarbeitung der Abgasaffäre weiter, außerdem muss Volkswagen den grundlegenden Wandel hin zu Elektromobilität und Digitalisierung bewältigen. Ab 2019 soll in Zwickau die elektrische ID-Modellfamilie vom Band rollen. Insgesamt will VW früheren Angaben zufolge in die Entwicklung von E-Autos, neue Mobilitätsdienste und Digitalisierung von 2018 bis 2022 mehr als 34 Milliarden Euro stecken.

Analyst Schwope urteilte jedoch jüngst, die Diesel-Affäre sei für VW wohl weitgehend ausgestanden. Das zeigt sich am guten Lauf im Tagesgeschäft - auch im ersten Quartal gab es einen neuen Auslieferungsrekord. Außerdem schrieb Volkswagen in den ersten drei Monaten unterm Strich wieder Milliardengewinne, allerdings fiel das Ergebnis mit rund 3,3 Milliarden Euro etwas geringer aus als im Vorjahreszeitraum (3,4 Milliarden Euro).

Ex-VW-Konzernchef Matthias Müller legt auch seinen Posten im Vorstand der Volkswagen -Dachgesellschaft Porsche SE nieder. Dieser Schritt sei im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat erfolgt, teilte die Holding am Montag in Stuttgart mit. Über die Nachfolge sei noch nicht entschieden. Der Vorstand der Porsche SE besteht damit vorerst nur noch aus drei Mitgliedern.

Volkswagen hatte Mitte April überraschend die eigene Führungsriege umgebaut. Der zuvor nur für die Kernmarke VW zuständige Herbert Diess löste dabei Müller an der Spitze des Gesamtkonzerns ab.

Die Porsche SE (PSE) hält gut 52 Prozent der Stimmrechte an der Volkswagen AG. Sie wird von den Familien Porsche und Piëch kontrolliert und ist mit Volkswagen eng verwoben. Ihr Vorstandschef Hans Dieter Pötsch ist zugleich Aufsichtsratsvorsitzender von VW.