"Einfach zu sagen, wir beschäftigen uns damit, ist zu wenig", sagt Roland Wagner von InCapital. "Der Markt ist begierig, neues Material zu bekommen." Das Umfeld für Börsengänge sei gut. Nach Meinung des Fondsmanagers könnte ein solcher Schritt mit der Sparte Truck & Bus der Auftakt zu einem Umbau von Volkswagen werden.

Müller hatte in Genf die Fantasie der Investoren angeregt, als er sagte, es gehe nicht nur um die Sparte Truck & Bus, "sondern um die Schlagkraft des VW-Konzerns insgesamt". Der Vorstand beschäftige sich mit solchen Fragen "die ganze Zeit". Entscheidungen gebe es aber noch nicht. Die Aussage des Konzernschefs, er beschäftige sich auch mit der Struktur des Unternehmens, war Wasser auf die Mühlen derjenigen, die schon länger auf eine Neustrukturierung des Mehr-Markenkonzerns hoffen. Zu denen gehört auch Arndt Ellinghorst. Der Analyst vom Investmentberater Evercore ISI, einst Management-Trainee bei Volkswagen, fordert schon länger, Teile an die Börse zu bringen. Der Konzern sei mit zwölf Marken zu groß und komplex geworden und nur schwer zu steuern.

Müller hat schon vor längerem angekündigt, Randbereiche zu überprüfen. Dass der Umbau nicht so rasch vorankommt, wie viele erwartet haben, liegt auch daran, dass die Eignerfamilien Porsche und Piech auf der Bremse stehen. Die mit öffentlichen Äußerungen sonst zurückhaltenden Familienclans hatten dem Konzernchef im September einen Dämpfer erteilt. Damals erklärte Clansprecher Wolfgang Porsche, es sei das gute Recht des Managements, strategische Überlegungen anzustellen. Verkäufe stünden aktuell jedoch nicht auf der Tagesordnung. Damals ging es um die MAN-Sparte "Diesel & Turbo", den Getriebehersteller Renk und den zur VW-Tochter Audi gehörenden Motorradhersteller Ducati.

"TAUSEND DENKRICHTUNGEN IM KONZERN"



Immerhin lotet Volkswagen nun einen Börsengang der Sparte aus, zu der neben den beiden Lkw-Bauern MAN und Scania, dem Nutzfahrzeuggeschäft in Brasilien und die Digitalmarke RIO gehört. Insidern zufolge soll die Sparte in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden, was Voraussetzung für einen Gang an den Kapitalmarkt wäre. Bislang fließen Informationen jedoch nur spärlich. "Mit den Investoren ist es wie mit den Frauen, wenn man ständig sagt, 'alle Optionen sind offen', aber der Antrag kommt nicht, dann kriegt man bald den Korb", warnt Ellinghorst. Bisher sei es bei VW bei Andeutungen geblieben, an der Konzernstruktur habe sich indes wenig geändert. "Das Management will, der Aufsichtsrat scheint nicht willig", bringt Ellinghorst seine Sicht auf den Punkt.

Ein Börsengang könnte den Anstoß für einen größeren Umbau geben. "Da ist man in guter Gesellschaft mit anderen Unternehmen", sagt Frank Biller von der LBBW. Er verweist auf Daimler und Continental, die sich wegen des technologischen Wandels eine neue Struktur geben wollen. Aufspaltungen mit der Option zu einem Börsengang liegen im Trend. "Der kurzfristige Fokus liegt auf Truck-IPOs, aber wir spüren eine starke Verschiebung in der OEM-Strategie, weg von 'großen' zu kleineren Unternehmen, schreibt Analyst Philippe Houchois von der Investmentbank Jefferies in einem Kommentar.

Marc-René Tonn vom Bankhaus M.M. Warburg glaubt indes nicht, dass bei Volkswagen schon alle Hürden überwunden sind. "Aus solchen Entwicklungen kann es Ansatzpunkte für weitere Effektivitätsverbesserungen geben", sagt der Autoanalyst - und schränkt gleichzeitig ein: "Es gibt immer tausend Denkrichtungen in dem Konzern, es geht mal in die eine Richtung, mal in die andere." Einen solchen Autokonzern könne man nicht innerhalb von wenigen Quartalen von links nach rechts drehen.

rtr