Die Allianz-Aktie zählt zu den beliebtesten Aktien der Deutschen. Auch bei den Finanzexperten hat der Münchener Versicherungsriese Fans. Dem Finanzdienstleister Bloomberg zufolge empfehlen derzeit 19 Analysten das Papier zum Kauf. Acht geben ein Halte-Rating, nur ein Mal wird eine Verkaufsempfehlung ausgesprochen.
Das stärkste Argument für die Allianz-Aktie ist die attraktive Dividende. Für 2021 sollen 50 Prozent des Gewinns - neuerdings bereinigt um Sondereffekte - ausgeschüttet werden, wie Vorstandschef Oliver Bäte und Finanzchef Giulio Terzariol auf dem Kapitalmarkttag Anfang Dezember ankündigten. Zudem wird die Dividende künftig um mindestens fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht. Sie ist davon abhängig, ob die Solvency-II-Kapitalquote, die die Kapitalstärke eines Versicherers darstellt, über 150 Prozent liegt. Zuletzt erreichte die Allianz mit 207 Prozent deutlich mehr. Analysten erwarten Bloomberg zufolge, dass der Versicherer für das vergangene Jahr eine Dividende von 10,20 Euro ausschütten dürfte. Für 2020 hatten die Münchener 9,60 Euro je Aktie gezahlt.
Im Zeitraum 2022 bis 2023 dürfte die Allianz, konservativ geschätzt, 15 Prozent ihrer Marktkapitalisierung an die Anteilseigner zurückgeben, schrieb Berenberg-Analyst Michael Huttner am Freitag in einer Branchenstudie. Den Geschäftsbericht von 2021 - und damit den Dividendenvorschlag - stellt die Allianz am 18. Februar vor.
Für das Gesamtjahr erwarten Investoren einen Umsatz von 146,3 Milliarden Euro, nach 140,5 Milliarden im Vorjahr. Das operative Ergebnis dürfte bei 13 Milliarden Euro liegen. Im Vorjahr waren es noch 10,8 Milliarden.
Nachhaltigkeit im Fokus
Das Analysehaus Kepler Cheuvreux blickt auf den Aspekt Nachhaltigkeit. Analyst Peter Eliot setzte die Papiere der Münchner in einer am Montag vorliegenden Studie zum Thema Nachhaltigkeit bei Versicherern zudem auf die Liste der Branchenfavoriten. Die Allianz sammle unter diesem Aspekt die meisten Punkte ein, so der Experte.
Gemeinsam mit 68 weiteren großen Kapitalanlegern wie Versicherungen und Pensionsfonds wollen die Münchener beim Umweltschutz mehr Druck machen und künftig auch Staaten an ihrem Engagement für den Klimawandel messen. Die "Net-Zero Asset Owner Alliance" (AOA) will die CO2-Emissionen der von ihren Mitgliedern finanzierten Unternehmen und Projekte bis 2030 um 49 bis 65 Prozent senken, wie die Initiative am Dienstag ankündigte. Das Bündnis, zu dem unter anderem die Allianz und die Rückversicherer Münchener Rück, Zurich und Swiss Re gehören, verwaltet zusammen 10,4 Billionen US-Dollar. Bis 2050 sollen ihre Anlage-Portfolien vollständig klimaneutral sein und auf diese Weise dazu beitragen, dass sich die Erde um nicht mehr als 1,5 Grad erwärmt.
Das Zwischenziel für 2025 hat die AOA verschärft: Dann sollen die Emissionen um 22 bis 32 (bisher 16 bis 25) Prozent niedriger sein als 2020. "Das ist schließlich jetzt die entscheidende Dekade für die globale Erwärmung", sagte der Vorsitzende der AOA, Allianz-Vorstand Günther Thallinger, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters. Die Ziele sollen künftig nicht nur für Aktien, Unternehmensanleihen und Immobilien gelten, sondern auch für die Finanzierung von Infrastruktur, bei der Versicherer und Fonds eine immer größere Rolle spielen.
Auch Investments in Staatsanleihen will die Klima-Allianz bald unter dem Aspekt des Klimaschutzes bewerten. Man stehe noch am Anfang, räumte Thallinger ein. "Wir müssen uns erst einmal klarwerden, wie man Emissionen auf staatlicher Ebene misst. Ist ein produktionsbasierter Ansatz sinnvoll oder ein konsumbasierter?" Bis zum Herbst wollen die Kapitalanleger einen gemeinsamen Nenner finden. "Damit wollen wir die Grundlage für den Dialog mit Regierungen schaffen." Man werde Staaten keine Klimaziele vorschreiben, betonte der Allianz-Vorstand. "Aber wir machen klar, welche Entwicklung wir erwarten, um weiter Finanzierungspartner zu bleiben." Gerade Versicherer gehören zu den wichtigsten Käufern von Staatsanleihen.
Auf Unternehmen wollen die Mitglieder der AOA dagegen aktiv zugehen: Die Erzeuger der Klimagase - etwa Kohlekraftwerke, aber auch Zement- oder Aluminium-Hersteller - sollen zum Umstieg auf eine umweltfreundlichere Produktion gebracht werden. Notfalls wollen sich die Investoren von ihren Anteilen trennen.
Auch boerse-online.de lobt das ESG-Image der Allianz-Aktie.
Die Aussichten für die Allianz-Aktie
Der Kapitalmarkttag und die Aussagen zur Dividendenpolitik Anfang Dezember haben der Aktie Schub gegeben. Seitdem hat der Kurs rund 13 Prozent zugelegt.
Die Ausgangslage für Unternehmen wie die Allianz sei 2022 günstig, schrieb HSBC-Analyst Thomas Fossard vergangene Woche in einer Branchenstudie. Die Geldpolitik ändere sich in der westlichen Welt und die Versicherungskonzerne profitierten von steigenden Zinsen. Zudem seien die Bewertungen attraktiv. Darüber hinaus lobte Fossard starke Kapitalausstattungen, gutes Ergebniswachstum und die Dividendenrenditen. Die Papiere der Allianz zählen nicht nur mit Blick auf die Berichtssaison zu seinen Favoriten. Der Versicherer habe eine der besten Erfolgsbilanzen, strategische Ausrichtungen und Durchführungen betreffend.
Der Abbau von Altbeständen im Lebensversicherungsgeschäft dürfte in den nächsten zwölf bis 18 Monaten bei der Allianz zwischen fünf bis acht Milliarden Euro an Kapital freisetzen, schrieb Analyst Vikram Gandhi von der französischen Großbank Societe Generale in einer Branchenstudie am Freitag. Mit der dadurch verbesserten Kapitaleffizienz dürfte auch der Weg für zusätzliche Kapitalausschüttungen an die Aktionäre geebnet werden.
Einschätzung zur Allianz-Aktie: Die Allianz-Aktie bleibt in stürmischen Zeiten ein solides Basisinvestment. Kaufen.
Mit Material von Reuters/dpa