In den vergangenen Jahren gerieten US-Großbanken immer wieder mal ins Visier der Aufsichtsbehörden und mussten milliardenschwere Zahlungen leisten. Nicht so Wells Fargo. Der größte Immobilienfinanzierer der USA erfährt wegen seiner vorsichtigen Unternehmenspolitik viel Anerkennung. Das Analysehaus Morningstar etwa attestiert Wells-Fargo-Chef John Stumpf trotz schwieriger Rahmenbedingungen in seiner neunjährigen Amtszeit "nachhaltige Werte für die Anleger" geschaffen zu haben und wählte ihn jüngst zum CEO des Jahres 2015.
Beifall kommt auch von Fitch. Die Ratingagentur schätzt das Risiko von Managementfehlern wesentlich geringer ein als bei Konkurrenzinstituten. Die Konzentration auf traditionelles Retailbanking und Vermögensverwaltung gehe zudem keineswegs zulasten des Gewinns. Wells Fargo profitiere vielmehr von der Suche der Anleger nach Qualität, schreibt Fitch in einer Studie.
Tatsächlich weist Wells Fargo in puncto Einlagen die größten Zuwachsraten aller US-Banken auf. Auch die Darlehensvergabe hat kräftig zugenommen. 2015 erzielte das Unternehmen einen Gewinn von 23 Milliarden Dollar. Mit Vermögenswerten in Höhe von 1,8 Billionen Dollar zog das Institut jüngst an Citigroup vorbei und ist mittlerweile die drittgrößte US-Bank.
Der konservative Kurs Stumpfs spiegelt sich auch im Rating wider. Fitch beurteilt Wells Fargo mit der Investment-Grade-Note "AA-", der Ausblick ist stabil. Daran sollte auch das Engagement der Bank in der unter dem tiefen Ölpreis leidenden US-Schieferölbranche nichts ändern. Der Anteil am Gesamtkreditportfolio liegt bei gerade mal zwei Prozent. Etwaige Ausfälle sind daher verkraftbar.