Nach größeren Umstrukturierungen steht Wienerberger vor dem großen Ertragssprung. Seit dem Ende der Finanzkrise hat der österreichische Baustoffkonzern sein Geschäftsmodell auf Komplettlösungen neu ausgerichtet. So erhalten Endkunden, beispielsweise Dachdecker, nicht nur Ziegel geliefert, sondern auch das nötige Zubehör wie Isolierungen.

Darüber hinaus hat Wienerberger die Expansion in Osteuropa und Nordamerika erfolgreich vorangetrieben. Außerdem hat das ATX-Mitglied mit Zukäufen sein Produktportfolio ausgebaut. 2017 wurde zum Beispiel die belgische Firma Preflex übernommen. Deren vorverkabelte Rohre für die Elektroinstallation helfen, Baukosten einzusparen.

Der Umbau trägt jetzt Früchte. So hat sich der Konzerngewinn von 2015 bis 2017 mehr als verdreifacht. Für die nächsten drei Jahre erwarten Analysten ein durchschnittliches Gewinnwachstum von 33 Prozent.

Die jüngsten Halbjahreszahlen schoben die Aktie auf das höchste Kursniveau seit zehn Jahren. Dabei verbesserte die in Europa und Nordamerika tätige Gesellschaft ihren Umsatz um fünf Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Der operative Gewinn zog um 18 Prozent auf 214,2 Millionen Euro an. Unterm Strich verdiente Wienerberger 53,2 Millionen Euro und damit 28 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Gesellschaft profitierte besonders in Osteuropa und den USA vom robusten Wohnungsbau, den gestiegenen Infrastrukturausgaben und höheren Preisen.

200 Millionen Euro für Investitionen



Für die nächsten Jahre gibt Vorstandschef Heimo Scheuch die Richtung vor: "Wir werden weiterhin Wachstumsinvestitionen durchführen, die Optimierung unseres Portfolios vorantreiben und Maßnahmen zur Steigerung unserer Effizienz umsetzen." Bis Ende 2020 will Wienerberger allein 150 Millionen Euro mit der Verwertung von operativen Unternehmensteilen sowie von nicht betriebsnotwendigem Vermögen erzielen. Insgesamt 200 Millionen Euro stehen 2018 für Investitionen und Zukäufe bereit. Mit 309 Millionen Euro an Barmitteln und 400 Millionen Euro Kreditlinien ist Wienerberger solide durchfinanziert.

Vom Handelskonflikt mit den USA und den Auswirkungen des Brexit sieht Scheuch seine Firma kaum betroffen. In Großbritannien, wo Wienerberger zehn Prozent der Gesamterlöse erzielt, wird ein Großteil der Verkaufsmengen für den lokalen Markt produziert. Im laufenden Jahr soll das bereinigte operative Konzernergebnis auf 450 bis 470 Millionen Euro steigen, um dann bis 2020 auf 600 Millionen Euro durchzustarten. Gelingt dieser Höhenflug, hat die Aktie noch reichlich Aufwärtspotenzial.