"Das Geschäft wird bis 30.9. verselbstständigt sein", sagte Heidloff. "Ein Börsengang ist in ein bis zwei Jahren möglich." Zuvor will der Manager aber einen Partner ins Boot holen. "Wir diskutieren derzeit, welche strategischen Partner zu uns passen." Das Geschäft, das mit 150 Mitarbeitern 50 Millionen Euro Umsatz macht, wächst jährlich um 30 bis 40 Prozent.
Berichte über Übernahmegespräche mit dem US-Konkurrenten Diebold wollte Heidloff derweil nicht kommentieren. "Das Thema Industriekonsolidierungen wird nun schon seit Jahren diskutiert. Ich werde es mit Stellungnahmen von unserer Seite nicht mehr anheizen." Er bekräftigte aber, die Restrukturierung diene auch der eigenständigen Entwicklung des Unternehmens. Reuters hatte von Insidern erfahren, Diebold habe Interesse an einer Übernahme des deutschen Wettbewerbers und führe mit Wincor Gespräche.
Auf Seite 2: ZUKÄUFE JA - ABER NICHT UM JEDEN PREIS
ZUKÄUFE JA - ABER NICHT UM JEDEN PREIS
Wincor leidet seit Jahren unter dem Preisverfall im Hardware-Geschäft und der Investitionszurückhaltung der Banken und des Handels. Das angeschobene Sanierungsprogramm stellt daher Service und Dienstleistungen in den Vordergrund - Übernahmen nicht ausgeschlossen. "Wir halten Ausschau nach Zukäufen im Bereich 'Professional Services', also Software-nahen Dienstleistungen. Wir werden aber nicht um jeden Preis akquirieren, da bleiben wir vorsichtig", betonte Heidloff.
AUSLÄNDISCHE ANBIETER IN CHINA NICHT ERWÜNSCHT
Neben der ohnehin schwierigen Marktsituation belasten Wincor die mauen Geschäfte im krisengeschüttelten Russland und in China, ehemals mit die größten Wachstumsregionen. "Wir haben in China Probleme, lokale Anbieter werden bevorzugt. Russland und China tun uns weh", so Heidloff. Aber auch in Europa und Amerika verbucht Wincor Einbußen im Hardware-Geschäft. Zuwächse erzielt der Konzern derweil mit Software-/Services. Die Sparte erzielt inzwischen knapp 60 Prozent der Gesamterlöse.
Restrukturierungskosten haben Wincor im dritten Quartal rote Zahlen eingebrockt. Das Minus lag operativ (Ebita) bei sieben Millionen Euro. Heidloff bekräftigte aber seine Jahresziele, die neben einem Umsatzrückgang um drei bis fünf Prozent ein Ebita von 20 Millionen Euro vorsehen - inklusive Sanierungskosten von 80 Millionen Euro. An der Börse kamen die Zahlen dennoch gut an. Der MDax-Wert notierte in der Spitze 5,2 Prozent im Plus. Die Zahlen seien besser ausgefallen als erwartet, kommentierten Experten von Equinet und der DZ Bank übereinstimmend.
Reuters