Das Bankhaus Lampe hat kürzlich die 7. German Conference abgehalten. Bei der Konferenz in Baden-Baden präsentierten sich 52 Unternehmen mehr als 100 Investoren. Vier Gesellschaften überzeugten dabei nach Ansicht der Lampe Experten Karsten Iltgen und Christian Ludwig besonders. Nach ihrem Urteil weist dieses Quartett fundamental gesehen ein attraktives Aufwärtspotenzial auf. Börse Online verrät auf den nächsten Seiten die Namen dieser vier Titel sowie die Gründe, warum das Bankhaus Lampe ausgerechnet an den Vorträgen dieser Werte Gefallen fand.

Zunächst aber noch kurz einige Sätze zur allgemeinen Marktsicht der Lampe-Analysten, die rund 180 Unternehmen abdecken, die überwiegend aus dem DAX, MDAX, SDAX, TecDAX und dem EuroSTOXX stammen. Mit Blick auf die Konjunktur heißt es da zunächst, der Ifo-Index für April sie aus Aktiensicht zwar leicht positiv ausgefallen. Aber das Ausmaß des Anstiegs sowie die Qualität des Berichts sei noch weit davon entfernt, beeindruckend zu sein. Aber es wird ohnehin als entscheidender angesehen, was konjunkturell in den USA sowie in China passieren wird.

Was die Unternehmensgewinne angehe, so seien diese für die 30 DAX-Vertreter in Jahresverlauf bereits deutlich gesenkt worden. Das mache ein Erreichen der Zielvorgaben für das erste Quartal inzwischen einfacher. Trotzdem seien für den Rest des Jahres weitere Prognosekürzungen nicht auszuschließen. Stimme die hauseigene Annahme einer nicht wieder anspringenden Weltwirtschaft, dann dürften die mittel- bis langfristigen Prognosen zu optimistisch sein. Die Ergebnis-Vorhersagen von Lampe bewegen sich jedenfalls für 2016 um rund fünf Prozent unter dem Marktkonsens und für 2017 um 15 Prozent darunter. Letztlich wird mit Ergebnisstagnation für 2016 und 2017 gerechnet.

Kurzfristig seien zwar positive konjunkturelle Überraschungen denkbar und das könnte auch dazu führen, dass Anleger wieder an die Aktienmärkte zurückkehren. Viel Luft nach oben dürfte es aber nicht geben, zumal eine hoch bewertete US-Börse mit zudem fallenden Unternehmensergebnissen in Übersee eine Bürde darstellten. Sollte sich die weithin erwartete weitere Erholung der Einkaufsmanagerindizes nicht einstellen, könnte der DAX in der zweiten Jahreshälfte sogar seine im Februar aufgestellten Jahrestiefs testen. Ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor stelle die Abstimmung in Großbritannien über einen Ausstieg aus der EU dar. Letztlich wird damit aber bei Lampe nicht gerechnet.

So gesehen kommt es vermutlich noch mehr als sonst auf das richtige Stock-Picking und die nachfolgend präsentierten vier deutschen Nebenwerte bringen aus Sicht von Lampe trotz des schwierigen Marktumfelds das Zeug für Kursgewinne mit. Wobei sich diese Hoffnung auch auf die von diesen Unternehmen in den Konferenz-Vorträgen zuversichtlich beurteilten Geschäftsaussichten beziehen.



Lampe-Konferenz-Aktienfavorit Nummer eins: VTG AG (WKN: VTG999, 26,48 Euro, alle gemachten Angaben beziehen sich auf den Nachrichten- und Kurs-Stand vom 09. Mai)



Die erste Gesellschaft, die nach Einschätzung von Lampe einen guten Eindruck hinterlassen hat, entstammt mit VTG aus dem SDAX. Die Gesellschaft zählt zu den führenden Waggonvermiet- und Schienenlogistikunternehmen in Europa. Der Waggonpark des Unternehmens umfasst rund 80.000 Eisenbahngüterwagen, darunter schwerpunktmäßig Kesselwagen, Intermodalwagen, Standardgüterwagen sowie Schiebewandwagen. Neben der Vermietung von Eisenbahngüterwagen bietet der Konzern umfassende multimodale Logistikdienstleistungen mit Schwerpunkt Verkehrsträger Schiene sowie weltweite Tankcontainertransporte an.

Im Geschäftsjahr 2015 wurde mit 1.027,5 Millionen Euro beim Umsatz erstmals die Milliarde-Grenze überschritten. Obwohl sich das EBITDA gleichzeitig um 76,2 Prozent auf 336,5 Millionen Euro verbesserte, notiert der Kurs in diesem Jahr bisher im Minus. Wobei eine bekräftigte Aussicht auf einen guten Geschäftsverlauf auch in diesem Jahr seit Mitte Februar dabei geholfen hat, die Kurverluste einzugrenzen. Nach dem Treffen mit dem Finanzvorstand Kai Kleeberg sieht man auch beim Bankhaus Lampe das in Hamburg ansässige Unternehmen auf einem guten Weg, Zuwächse beim Umsatz und beim Gewinn zu erzielen.

Durch die im Vorjahr erfolgte Übernahme von Schweizer AAE Ahaus Alstätter Eisenbahn, die mit 30 000 Güterwagen einer der größten privatwirtschaftlichen Güterwagenvermieter in Europa ist, sei es gelungen, das Profil beim freien Cash Flow deutlich zu verbessern. Das Management strebe bei dieser Kennziffer jetzt eine Bandbreite von 70-120 Millionen Euro an. Verwendet werden soll dieser Betrag zum Schuldenabbau und für Dividendenzahlungen. Der Finanzvorstand habe sich nicht nur optimistisch für das laufende Jahr gezeigt, sondern auch die Prognose für das Jahr 2018 bekräftigt. Diese beinhaltet für dieses Jahr einen Gewinn je Aktie von 2,05 Euro. Der zuständige Lampe-Analyst Stefan Bauer ist mit geschätzten 2,40 Euro zwar etwas vorsichtiger, aber auch auf dieser Basis würde sich die Bewertung auf KGV-Basis deutlich moderater präsentieren als aktuell.

Das Kursziel wird wie bei der im April wiederaufgenommenen Abdekcung dieses Titels auf 34,00 Euro beziffert. Theoretisch lässt das der Notiz ein Aufwärtspotenzial von 28,4 Prozent. Als Kaufargumente wurden damals unter anderem die geringe Zyklizität des Geschäftsmodells verbunden mit soliden Wachstumsaussichten und einer attraktiven Bewertung genannt. Mit Blick auf die am 12. Mai erwarteten Zahlen für das erste Quartal wird mit Ergebnissen gerechnet, die den Wachstumstrend als intakt untermauern.



Lampe-Konferenz-Aktienfavorit Nummer zwei: Evotec AG (WKN: 566480, 3,49 Euro)



Die im TecDAX enthaltene Evotec legt ihre Zahlen bereits am 10. Mai vor. Am Markt gingen die Akteure im Vorfeld auch angesichts gut ausgelasteter Kapazitäten von einem gelungenen Jahresstart aus, wozu auch passt, dass sich die Notiz seit Mitte Februar wieder etwas erholt hat. Allgemein hängt der Titel aber in einem Seitwärtstrend fest, denn die derzeit gültigen Kurse wurden in der Spitze bereits Anfang Februar 2011 erreicht. Das lässt sich damit erklären, dass die Börsianer unsicher sind, wie sie die Forschungs-Pipeline bewerten sollen, die aus mehr als 70 verpartnerten Programmen in klinischen, präklinischen und Forschungsphasen besteht.

Aufgabe der Verantwortlichen bei dem Wirkstoffforschungs- und -entwicklungsunternehmen ist es folglich, die Werthaltigkeit der in Forschungsallianzen und Entwicklungspartnerschaften mit führenden Pharma- und Biotechnologieunternehmen, akademischen Einrichtungen, Patientenorganisationen und Risikokapitalgesellschaften verfolgten Ansätze zur Entwicklung neuer pharmazeutischer Produkte den Anlegern verständlich zu machen.

Über Expertise verfügt man jedenfalls in wichtigen Indikationsgebieten wie zum Beispiel Neurowissenschaften, Diabetes und Diabetesfolgeerkrankungen, Schmerz und Entzündungskrankheiten, Onkologie und Infektionskrankheiten. Zu langjährigen Forschungspartnern zählen Unternehmen wie Bayer, CHDI oder UCB. Darüber hinaus verfügt das Unternehmen über Entwicklungspartnerschaften unter anderem mit Janssen Pharmaceuticals im Bereich der Alzheimer'schen Erkrankung, mit MedImmune und Sanofi im Bereich Diabetes, mit Pfizer auf dem Gebiet Organfibrose und mit Second Genome im Bereich Entzündungskrankheiten.

Aus Sicht von Lampe Analyst Volker Braun werde die Pipeline derzeit nicht ausreicht gewürdigt, obwohl es sich in einigen Fällen eher nur noch um Monate statt um Jahre handeln dürfte, bis einzelne in Partnerschaften erforschte Produkte in die klinische Phase eintreten dürften. Die unlängst verkündete Ausgliederung der Topas Therapeutics GmbH habe einen versteckten Wert von 20 Millionen Euro offen gelegt, was am Markt aber nicht richtig gewürdigt worden sei. Braun hält außerdem bei weiteren Produkten eine Ausgliederung oder das Eingehen von neuen Partnerschaften für möglich.

Die bisherigen Planungen des Biotech-Unternehmen sehen im laufenden Jahr eine Umsatzverbesserung von mehr als 15 Prozent vor. Wobei mögliche Meilensteinzahlungen in der Prognose nicht eingerechnet sind. Das um Sonderposten bereinigte operative Ergebnis soll den Angaben zufolge ein deutlich höheres Niveau erreichen als noch 2015. Allerdings beinhalten die Schätzungen von Lampe für 2016 und 2017 nur kleine Gewinne von 0,02 und 0,03 Euro je Aktie. Dennoch wird angesichts der vorhandenen Geschäftspotenziale das Kursziel auf 4,40 Euro taxiert. Ein Niveau, das sich um rund 26 Prozent über den aktuellen Notierungen bewegt.



Lampe-Konferenz-Aktienfavorit Nummer drei: Wirecard AG (WKN: 747206, 37,92 Euro)



Um eine der größten Erfolgsgeschichten im TecDAX in den vergangenen Jahren handelt es sich bei der Aktie von Wirecard. Dafür sorgten stramme Wachstumsraten, die der Software- und IT-Spezialist für Outsourcing- und White-Label-Lösungen für den elektronischen Zahlungsverkehr sowie die Herausgabe von Karten- und Kontenprodukten vorgelegt hat.

Jüngst wurde der vorherige Kurs-Höhenflug aber durch negative Meldungen gebremst. Es geht dabei um Vorwürfe rund um Geschäftspraktiken ehemaliger Mitarbeiter und Tochterfirmen von Wirecard, die gegen US-Gesetze verstoßen haben sollen. Diese Verstöße sollen bereits vor Jahren stattgefunden haben und obwohl von Ermittlungen der Behörden gegen Wirecard bisher nichts bekannt ist, kam die Notiz teilweise erheblich unter Druck. Der bisher bestehende langfristige Aufwärtstrend ist dadurch in einen mittelfristigen Seitwärtstrend eingemündet.

Lampe-Analyst Wolfgang Specht glaubt aber fest an die Wachstumsstory des Technologie- und Finanzdienstleisters und daran, dass sich die Betrugsvorwürfe als unbegründet erweisen werden. Vorstandschef Markus Braun sei bei der Konferenz offen mit Frage zu diesem Themenkomplex umgegangen und man habe den Eindruck gewonnen, als ob gegen die Quelle der Beschuldigungen rechtlich vorgegangen werden soll.

Zur Entwicklung des Geschäftsportfolios habe sich Brauch optimistisch geäußert. Wachsende Transaktionsvolumen bei bestehenden Kunden, die Akquise neuer Kunden und die Entwicklung neuer Produktangebote sorgten für positive Rahmendaten. Man wachse schneller als die Konkurrenz und als Software-basierter Dienstleister gebe es viele Skaleneffekte. Selbst ohne Akquisitionen soll sich der freie Cash Flow in den beiden kommenden Jahren verdoppeln.

Was weitere Expansionsschritte angehe, werde in den kommenden 12-18 Monaten ein Markteinstieg in den USA mit Hilfe einer Übernahme oder einer Kooperation angestrebt. Sollte es zu einer Übernahme kommen, hofft Specht darauf, dass ein Kaufpreis nicht höher als 250 Millionen Dollar ausfallen wird.

Die jüngsten Geschäftszahlen des Unternehmens wurden am Markt zustimmend aufgenommen. Kein Wunder, schließlich stieg der Umsatz im abgelaufenen Quartal um 32 Prozent auf 210,1 Millionen Euro und das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen um 35 Prozent auf 61,9 Millionen Euro. Beim Gewinn je Aktie rechnet Lampe von 2015 bis 2017 mit einem Anstieg von 1,18 Euro über 1,86 Euro auf 2,05 Euro. Das KGV ist damit optisch zwar nicht günstig, aber gemessen an den Wachstumsraten sei die Bewertung im Branchenvergleich laut Specht sogar als moderat einzustufen. Als Kursziel nennt er 52,00 Euro, was um gut 37 Prozent über den derzeit gültigen Notierungen liegt.



Lampe-Konferenz-Aktienfavorit Nummer vier: SAF HOLLAND S.A. (WKN: A0MU70, 10,06 Euro)



Sehr zuversichtlich werden bei Lampe die Kursaussichten von SAF HOLLAND beurteilt. Dahinter steckt ein mit Firmensitz in Luxemburg ansässiges Zulieferunternehmen für die LKW- und Trailer-Industrie, welches das operative Geschäft von Deutschland aus steuert. Man zählt sich selbst zu den führenden Herstellern von fahrwerksbezogenen Baugruppen und Komponenten vor allem für Trailer, aber auch für Lkw und Busse. Die Produktpalette umfasst neben Achs- und Federungssystemen unter anderem Sattelkupplungen, Königszapfen und Stützwinden. Der Vertrieb findet unter den Marken SAF, Holland und Neway statt.

Zur Präsentation von Detlef Borghardt bei der Konferenz hieß es, der Vorstandschef habe sich sehr zuversichtlich gegeben. Wie sich auch bei einem vorangegangenen Unternehmensbesuch des zuständigen Analysten Karsten Iltgen vor Ort bestätigt habe, entwickele sich derzeit das europäische Lkw-Geschäft besonders gut. Die hiesigen Wachstumsraten von 8-9 Prozent werden von den Verantwortlichen als nachhaltig eingestuft und das Trail-Geschäft in den USA halte sich überraschend gut.

Borghardt habe außerdem auch von einer planmäßig verlaufenden Reorganisation bei dem SDAX-Vertreter gesprochen. Es seien bereits Kosteneinsparungen erzielt worden, die im weiteren Jahresverlauf kommuniziert werden sollen. Zudem könnten sich im Iran weitere Wachstumschancen ergeben. Der Trailer-Bedarf dort wird auf 80.000 Einheiten taxiert.

Klingt gut, fand in den am 09. Mai vorgelegten Quartalszahlen aber nur bedingt einen Niederschlag. Der Lkw-Zulieferer sprach zwar von einem operativ soliden Start in das Jahr, wegen einem tiefroten Finanzergebnis sackte der Nettogewinn jedoch kräftig um 38,7 Prozent auf 11,1 Millionen Euro ab. Auch der Umsatz sank im ersten Quartal um 4,1 Prozent auf 260 Millionen Euro. Immerhin: Für Das Gesamtjahr erwartet das Unternehmen einen gegenüber Vorjahr konstanten bis leicht steigenden organischen Umsatz von 1,05 bis 1,07 Milliarden Euro und die bereinigte EBIT-Marge soll sich auf 8-9 Prozent belaufen.

Für Lampe-Analyst ist SAF HOLLAND aber letztlich wie erwartet ins neue Jahr gestartet. Nach der Vorlage der Ergebnisse hat das Düsseldorfer Bankhaus die auf fundamentale Überlegungen basierende Kaufempfehlung bestätigt. Diese geht einher mit einem unveränderten Kursziel von 17,50 Euro. Um die Zielvorgabe zu erreichen, müsste die Notiz um rund 74 Prozent zulegen. Keine Berücksichtigung findet hier die Charttechnik, welche die Notiz schon seit einiger Zeit in einem Seitwärtstrend festhängen sieht.

Der fundamental begründete Optimismus bei Lampe beruht nicht zuletzt auf einer als moderat eingestuften Bewertung. Bei einer von 2015 bis 2018 erwarteten kontinuierlichen Gewinnverbesserung von 1,24 Euro auf 1,40 Euro bewegt sich das geschätzte KGV am Ende des genannten Zeitraums bei 7,2. Hinzu kommt eine Ausschüttung, die für das Geschäftsjahr eine weitere Erhöhung von 0,40 auf 0,53 Euro je Aktie vorsieht. Stimmt diese Annahme, ergibt sich daraus eine Dividendenrendite von 5,27 Prozent.