Der Online-Zahlungsdienstleister Wirecard wächst weiter dynamisch. Im zweiten Quartal hat sich die Entwicklung noch einmal beschleunigt. Die Erlöse legten um 26,5 Prozent zu. Der organische Zuwachs, also ohne die Werte der neu konsolidierten Firmenkäufe, betrug mehr als 20 Prozent. Weil Wirecard über ein skalierbares Geschäftsmodell verfügt, verbesserte sich das Betriebsergebnis um 30,9 Prozent auf 52,3 Millionen Euro. Entsprechend hat das Unternehmen seine Gewinnprognose für 2015 deutlich angehoben. Wirecard rechnet nun mit einem Betriebsergebnis von bis zu 232 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr lag der operative Gewinn bei rund 173 Millionen Euro.

Trotz der guten Zahlen ist die Aktie ins Visier von Leerverkäufern geraten. Laut Bundesanzeiger sind mehr als vier Prozent des Kapitals leerverkauft. 2,2 Prozent gehen dabei auf Canada Pension Plan, einen Vermögensverwalter, der mehr als 260 Milliarden Kanada-Dollar schwer ist. Ein Leerverkäufer leiht sich Aktien etwa von Indexfonds, verkauft die Papiere dann und hofft, sie später billiger zurückkaufen zu können. In der Differenz aus einem teurem Verkauf und einem billigeren Rückkauf plus Gebühren entsteht der Gewinn.

Nun scheinen Hedgefonds auch über eine Internetseite der Zeitung "Financial Times" kritische Berichte über Wirecard lanciert zu haben. Insbesondere wird die Buchhaltung des Unternehmens hinterfragt. Die adjustierten Angaben, die Wirecard mache, passten nicht zum Geschäftsmodell, heißt es da. Das Unternehmen hat sich einer ähnlichen Kritik schon einmal stellen müssen, konnte in der Folge aber durch gute Zahlen überzeugen. Auch dass Vorstandschef Markus Braun im Mai und im Juni Aktien im Wert von fast 20 Millionen Euro mit eigenen Mitteln gekauft hat, ist ein Signal, dass es bei Wirecard mit rechten Dingen zugeht. Wegen der immer noch recht hohen Bewertung stufen wir die Aktie aber auf "Beobachten" herab und passen Stopp- und Zielkurs an.

LA