Ausgangssituation und Signal
Es ist kein schöner Handelstag für die Aktionäre von Wirecard: Die Papiere fallen in den ersten beiden Handelsstunden am Donnerstag um bis zu sieben Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Mittwoch. Damit setzt sich der schwache Trend der vergangenen beiden Tagen fort. Charttechnisch überrascht die aktuelle Korrektur nicht wirklich, erfährt der Kursverlauf doch im Bereich um 125 / 128 Euro einen harten Widerstand. Dort verläuft derzeit auch die fallende 21-Tagelinie (grüne Kurve), die diese Hürde nach oben verstärkt.
Der im DAX gelistete Zahlungsabwickler stand zu Beginn des Monats wegen negativer Pressemeldungen unter starkem Abgabedruck. Ein kürzlich ausgesprochenes Leerverkaufsverbot durch die BAFin sorgte für Rückenwind. Ausgehend vom Februar-Tief bei 86 Euro erholten sich die Notierungen von Wirecard innerhalb von nur weniger Handelstage bis auf 126,20 Euro (+46%).
Die Charts im Detail
Kurzfristig betrachtet sehen wir weiteres Abwärtspotenzial bis an die 100er-Linie heran. Abhängig von der Nachrichtenlage könnten auf dieser Kursmarke neue Käufer in Erscheinung treten. Auf der Oberseite ist der Widerstandsbereich um 125 / 128 Euro im Auge zu behalten. Damit bleibt das Papier von Wirecard ein Spielball für (Day)Trader, die es verstehen, kurzfristige Schwankungen gewinnbringend zu nutzen. Langfristig betrachtet bewegen sich die Kurse jedoch weiterhin in einem Aufwärtstrendkanal - siehe Monatschart.
Tageschart
Wochenchart
Monatschart
Empfehlung der Redaktion
Empfehlung: Halten / Verkaufen. Mögliches Kursziel: 100 Euro (horizontale Unterstützung). Dort ergibt sich eventuell eine neue Kaufgelegenheit. Der anschließende Stoppkurs könnte dann knapp unterhalb von 90 Euro angelegt werden.
Empfehlungen auf Basis charttechnischer Signale. In Einzelfällen sind Abweichungen zur fundamentalen Einschätzung möglich.
Anmerkung der Redaktion: Aus fundamentaler Sicht gibt es derzeit keinen Grund, in die Wirecard-Aktie zu investieren. Das Geschäftsmodell bleibt intransparent, das Risiko weiterer Kursturbulenzen hoch. Spekulative Anleger mit hoher Risikotoleranz, die nach dem Bafin-Verbot von Leerverkäufen bei Wirecard die Chance auf eine grundsätzliche Erholung der Aktie sehen, können das gegenwärtige Kursniveau zum Einstieg nutzen.
AUTOR Manfred Ries vom Index Radar-Magazin ist ausgebildeter Bankkaufmann mit Studium der Volkswirtschaftslehre. Über viele Jahre arbeitete er in den Bereichen Vermögensanlage und Devisenhandel bei Großbanken. Seit mehr als 15 Jahren ist Manfred Ries als Wirtschaftsjournalist tätig. Für Börse Online analysierte er bereits 1999 die Märkte aus charttechnischer Sicht.
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