Der Börsengang des Wirecard-Branchenkollegen Adyen weckte Erinnerungen an die Hochzeiten des Neuen Marktes und die Goldgräberstimmung um die Jahrtausendwende. Bei der Erstnotiz am Mittwoch schnellte der Kurs am Vormittag auf über 500 Euro nach oben. Für die Investoren, die Aktien zum Ausgabepreis von 240 Euro zugeteilt bekommen hatten, bedeutete das mehr als eine Verdopplung ihres Einsatzes binnen weniger Stunden.
Am Ende des Börsentages kosteten die Papiere noch 455 Euro. Adyen brachte es damit aus dem Stand auf einen Börsenwert von knapp 14 Milliarden Euro. "Adyen ist der dritte große Online-Zahlungsabwickler weltweit nach Worldpay und Wirecard", schrieb Analyst Richard-Maxime Beaudoux in einem Kommentar. Die hohe Marktbewertung von Adyen-Aktien verleihe auch den Papieren der anderen Rückenwind.
Bei Wirecard sind es am inzwischen elften Gewinntag in Folge mehr als 18 Milliarden Euro Marktkapitalisierung. Auf Sicht von zwölf Monaten stieg der Börsenwert Wirecards um mehr als 150 Prozent. Damit ist das Unternehmen nun mehr wert als die Commerzbank und fast so viel wie die Deutsche Bank.
Manch ein Börsianer warnt nach dem starken Lauf vor einem Rückschlag. So tendieren Anleger nach starken Kursanstiegen dazu, zwischendurch auch einmal Kasse zu machen. Grundsätzlich profitiert der Konzern aber weiterhin - wie die gesamte Branche - vom Trend bargeldlos zu bezahlen: Binnen zehn Jahren hat sich der Wert der Aktien um fast 3000 Prozent gesteigert. Dellen im Chart wie von der Finanzkrise oder der Attacke von Leerverkäufern im Jahr 2016 waren dabei nur kurze Rücksetzer.
Das durchschnittliche Kursziel der Analysten liegt bei rund 145 Euro und damit etwas unter dem aktuellen Kursziel. Die Bandbreite ist dabei allerdings recht groß und reicht von 115 bis 180 Euro.