Wer kennt die Situation nicht: Beim Bezahlen an der Supermarktkasse fehlen nach eifriger Suche nur wenige Cent. Da helfen dann nur noch Gelscheine. Als Rückgeld gibt es viele Münzen, die sich unweigerlich in der Geldbörse mit ihrem Gewicht bemerkbar machen. Auch wenn viele Bundesbürger den Euro nicht mögen, Bargeld bleibt beliebt. Rund 100 Euro trägt jeder im Durchschnitt mit sich herum, davon knapp sechs Euro in Münzen. Mit der EC-Karte werden rund 30 Prozent der Umsätze im Einzelhandel abgewickelt, allerdings erst ab Beträgen von 60 Euro. Bargeld ist aber längst nicht das kostengünstigste Zahlungsmittel. Die volkswirtschaftlichen Gesamtkosten liegen pro Jahr bei gut zwölf Mrd. Euro, die des kartenbasierten Zahlungsverkehrssystems nur bei 800 Mio. Euro. Unter dem Strich ist die Bargeldversorgung in Deutschland somit ein teures Vergnügen. Noch.

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Boommarkt in der Startphase

Rund 45 Prozent der Deutschen können sich vorstellen, auf Münzen und Scheine ganz zu verzichten. Vorreiter sind mal wieder die skandinavischen Länder. Im schwedischen Einzelhandel werden nur noch 30 Prozent der Geschäfte mit Bargeld beglichen, in Finnland bezahlt man Bustickets bereits über Smartphone oder Karte. Bisher scheiterte der Durchbruch der Handybrieftasche noch an fehlenden Kassensystemen in den Geschäften und passenden Handys bei den Verbrauchern. Fest steht aber bereits jetzt: Der Durchbruch wird in den nächsten Jahren kommen. Nach Schätzungen der Marktforscher von Gartner steht das bargeldlose Bezahlen vor einem Boom. Rund 240 Mrd. Dollar wurden im vergangenen Jahr mit Mobile Payment abgewickelt, bis 2017 dürfte das Volumen auf 721 Mrd. Dollar steigen. Ein sehr lukrativer Markt für Zahlungsabwickler, bei denen das Geschäftsmodell auf prozentualen Gebühren basiert.

Einer der weltweit führenden Anbieter für Online-Bezahlsysteme ist Wirecard. Die Münchener sind seit 15 Jahren in diesem Segment aktiv und betreuen schon jetzt mehr als 15.000 Bestandskunden aus verschiedenen Branchen. Vor allem das umfangreiche Leistungsportfolio beeindruckt. Wirecard bieten mehr als 100 Transaktionswährungen sowie 85 Zahlungs- und Risikomanagementlösungen an und hat sich so eine starke Marktstellung erarbeitet. Je bequemer und sicherer die Zahlverfahren sind, die den Kunden angeboten werden, desto erfolgreicher können diese auch am Markt etabliert werden. Hier trumpft das im TecDAX gelistete Unternehmen groß auf und zählt bereits namhafte Referenzkunden.

Wirecard ist als Abrechnungspartner der Deutschen Telekom und Vodafone für den Bereich mobiles Bezahlen verantwortlich. Für die Briten übernimmt die Gruppe alle technischen und finanziellen Dienstleistungen, dazu zählt auch die Herausgabe von physischen und digitalen Visa-Karten. Die Vorteile für Vodafone liegen auf der Hand. Denn mit Wirecard, die über eine Vollbanklizenz verfügen, hat der Telekomkonzern nicht nur das kartenausgebende Finanzinstitut an der Seite, sondern auch einen kompetenten Technologiepartner. Auf die maßgeschneiderten Lösungen setzt seit Januar auch Sky. Wirecard übernimmt die Abwicklung bargeldloser Zahlungen für die neue Online-Videothek Snap.

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Drei Mal vorne dabei

Welche Technologie sich durchsetzen wird, ist noch nicht entschieden. Drei Abrechnungssysteme dürften aber das Rennen entscheiden. Edeka und Netto nutzen bereits QR-Codes, die der Kunde an der Kasse abfotografiert. Sollte allerdings der Akku des Smartphones leer sein, bleibt die elektronische Geldbörse geschlossen. Viele Aral-Tankstellen oder McDonald's-Filialen setzen hingegen auf Near Field Communication, kurz NFC. Nähert sich ein Handy mit dem entsprechenden Chip einer Abrechnungsstelle, erfolgt die Bezahlung. Beide mobilen Lösungen werden von Wirecard bereits angeboten, seit wenigen Wochen bieten die Münchener als eine der ersten auch Bluetooth Low Energy (BLE) an. Mit dieser neuen Technologie sind Datenübertragungen auch über Distanzen von bis zu zehn Metern möglich. BLE ist bereits jetzt Bestandteil der Smartphone-Betriebssysteme von Apple, Google und Windows.

Zu Monatsbeginn setzte sich der positive Newsflow fort. Wirecard gab mit dem Bezahldienst Yapital eine strategische Zusammenarbeit bekannt. Gleichzeit wird auch die internationale Expansion nicht vernachlässigt. Ende November wurde mit PT Aprisma Indonesia einer der führenden Anbieter von Zahlungsverkehrsdienstleistungen in der Region übernommen. Wirecard nimmt mit dem Deal am Marktwachstum in Asien teil und erschließt sich Zugang zu den führenden 20 Banken und Telekommunikationsunternehmen Indonesiens mit zusätzlichen Kunden in Malaysia, Singapur und Thailand.

Die kürzlich gemeldeten Eckdaten für 2013 zeigen ein starkes Wachstum. So lag der Umsatz mit 482 Mio. Euro um 22 Prozent über dem Vorjahreswert, dass operative Ergebnis kam trotz Investitionen in den Aufbau der Technologien um 15 Prozent auf 126 Mio. Euro voran. Für 2014 rechnen die Münchener in allen Kernmärkten mit einer anhaltend guten Geschäftsentwicklung und kraftvollen Wachstum. Der operative Gewinn dürfte in einer Spanne von 160 bis 175 Mio. Euro liegen.

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iPhone als Kurstreiber

Nach Einschätzung von Goldman Sachs ist Wirecard der am besten positionierte Zahlungsabwickler in Europa. Ausgehend von einer Ebitda-Marge von 26 Prozent in 2013 rechnen die Amerikaner mit einer Ausweitung auf knapp 32 Prozent bis 2017. Der Margenzuwachs dürfte vor allem durch eine günstige Kostenbasis in Asien bestärkt werden. Goldman Sachs nahm das 12-Monats-Kursziel von 42 Euro auf 48 Euro nach oben und stuft die Aktie weiterhin als "Conviction Buy" ein. Die Strategen der LBBW verweisen neben dem starken Geschäftsmodell auf Kursfantasie durch mögliche Börsengänge in den USA wie die von Square oder Paypal. Bei der Bewertung errechnet sich auf Basis der Transaktionsvolumen ein Multiple von sechs und somit ein Zielwert von 39 Euro je Wirecard-Aktie. Die Commerzbank sieht die Papiere bei 38 Euro und erhöhte nach den Eckdaten die Gewinnschätzungen für das laufende und die folgenden Jahre um bis zu zwölf Prozent. In den Prognosen wurde noch nicht berücksichtigt, dass Apple künftig vielleicht das Mobile-Payment-System beim nächsten iPhone berücksichtigen könnte. Sollten die Kalifornier sich dazu entscheiden, dürfte dies der Aktie einen zusätzlichen Schub geben. Bei einer Marktkapitalisierung von 3,8 Mrd. Euro kann aber auch wegen der starken Marktstellung und einem Streubesitz von 94 Prozent eine Übernahme nicht ausgeschlossen werden. Einziger Schönheitsfehler an der Investmentstory sind die Bewertung und die Ausschüttung. Börse Online rechnet mit einem Ergebnis je Aktie für 2013 von 0,72 Euro und im laufenden Jahr mit einem Euro. Die Papiere kommen nach der Rally der vergangenen Monate auf ein KGV von rund 33. Nicht gerade wenig, auch für einen Vertreter aus dem TecDAX. Dürftig fällt die Dividendenrendite von 0,4 Prozent aus. Bei einem Unternehmen wie Wirecard liegt der Fokus aber ohnehin nicht auf einer attraktiven Verzinsung. Hier steht Wachstum an erster Stelle, und für Anleger die Aussicht auf steigende Kurse. Im vergangenen Jahr legten die Papiere um 54 Prozent zu. Hält die Erfolgsserie an, winken weitere Gewinne, die nach späterer Realisierung für Einkäufe - über mobile Lösungen - verwendet werden können.