Unter den führenden Welt-Aktienindizes hat der Dax seit Mitte April mit am stärksten verloren. In der Spitze büßte der deutsche Leitindex gut 22 Prozent an Wert ein. Der jüngste Abwärtsschub wurde vor allem mit den volkswirtschaftlichen Schwierigkeiten in China begründet. Sorge bereitet dabei unter anderem die Entscheidung zur Abwertung der chinesischen Währung. Weil die deutsche Wirtschaft sehr exportlastig ist (Exporte haben am Bruttoinlandsprodukt einen Anteil von rund 40 Prozent), wurde das hierzulande besonders kritisch beobachtet.

Trotz der jüngsten Yuan-Schwäche gehen die Analysten bei Hauck & Aufhäuser aber davon aus, dass sich die deutschen Exporte weiterhin gut entwickeln werden. In diesem Zusammenhang sollte auch nicht die regionale Aufteilung der deutschen Exporte vergessen werden. Rund sieben Prozent davon gehen nach China, während 37 Prozent in EU-Mitgliedstaaten gehen und 21 Prozent in andere europäische Staaten. Die USA war den Angaben zufolge übrigens im ersten Halbjahr mit einem Anteil von 24 Prozent der größte Einzel-Exportpartner.

Zur Begründung für ihren Exportoptimismus erinnern die Analysten auch daran, dass der Euro in den vergangenen Jahren gegenüber dem Yuan kontinuierlich abgewertet hat. Auch basierend auf dieser Beobachtung glaubt man bei Hauck & Aufhäuser an günstige Kaufgelegenheit nach den jüngsten Kursturbulenzen. Das beobachtete Aktien-Universum wurde dabei insbesondere nach Titeln untersucht, die entweder nichts mit China zu tun haben, oder bei denen die Kurse trotz China-Verbindung zu stark gelitten haben dürften.

Auf der Suche nach Kaufkandidaten nach dem Ausverkauf ist Hauck & Aufhäuser bei acht Werten fündig geworden. Dazu zählen Freenet, Norma und Jungheinrich. Die Kursziele bei diesen drei Aktien liegen bei 30 Euro, 50 Euro und 78 Euro. Gegenüber den Notierungen vom Montagabend ergeben sich dadurch Kurspotenziale von und Prozent. Die anderen fünf Titel stellen wir auf den folgenden Seiten etwas ausführlich vor. Die Kursziele liegen in diesen Fällen sogar um 46 Prozent bis 53 Prozent über den derzeit gültigen Kursen.



Hauck & Aufhäuser Deutschland-Kaufkandidat mit dem fünfthöchsten Kurspotenzial: VTG AG (WKN: VTG999, 23,00 Euro, alle Kurs- und Bewertungsangaben beziehen sich auf den Stand vom 02. September)



Als sich die jüngsten Kursturbulenzen zuspitzen kam auch der Aktienkurs von VTG kurzzeitig kräftig unter die Räder. Bei einem Zwischentief von 19,21 Euro belief sich das Minus verglichen mit dem im März aufgestellten Hoch von 24,42 Euro auf 21,3 Prozent. Doch in den vergangenen Handelstagen hat sich die Notiz fast wieder bis auf das bereits erwähnte Hoch erholt.

Dazu beigetragen haben überzeugend ausgefallene Geschäftszahlen. Nach einer Übernahme verbuchte das Waggonvermiet- und Schienenlogistikunternehmen im ersten Halbjahr ein Plus beim Konzernumsatz von 27 Prozent auf 512,3 Millionen Euro und das EBITDA kletterte sogar um 86 Prozent auf 168 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr bekräftigte der Vorstand des SDAX-Unternehmen die Prognose eines Konzernumsatzes zwischen 1,0 und 1,1 Milliarden Euro und einem EBITDA von 325 bis 350 Millionen Euro. In einem Interview bezeichnete der Vorstandschef zudem die Geschäfte als weitgehend konjunkturabhängig, was die Anleger gerne gelesen haben dürfte.

Auch Hauck & Aufhäuser-Analyst Henning Breiter spricht von einem sehr widerstandsfähigen Geschäftsmodell, das stark auf Europa fokussiert sei. Die Abhängigkeit von Konjunkturzyklen sei gering, was sich auch 2009 bewiesen habe, als das EBITDA lediglich um drei Prozent zurückging. Breiter rechnet von 2014 bis 2017 mit einem Anstieg beim Gewinn je Aktie von 1,47 Euro auf 2,51 Euro, wobei er die Prognostizierbarkeit dieser Entwicklung als relativ hoch einstuft. Auf Basis des für 2016 erwarteten Ergebnisses von 2,02 Euro je Aktie ergibt sich ein KGV von 11,4. Bei der Dividende je Aktie wird für 2015 mit 0,72 Euro je Aktie kalkuliert, was einer Dividendenrendite von 3,1 Prozent entsprechen würde.

Das Kursziel von Hauck & Aufhäuser beträgt 34 Euro, was 47,8 Prozent über den derzeitigen Notierungen liegt. Auch Börse Online stuft den Titel als kaufenswert ein, veranschlagt das Kursziel aber auf tiefere 28,00 Euro.



Hauck & Aufhäuser Deutschland-Kaufkandidat mit dem vierthöchsten Kurspotenzial: Linde AG (WKN: 648 300, 153,15 Euro)



Die Aktien des Dax-Mitglieds Linde hat sich im laufenden Bullenmarkt besser geschlagen als der Dax. Doch in diesem Jahr hat sich der Wind etwas gedreht und der Kurs des Gase- und Anlagenbaukonzern hinkt dem deutschen Leitindex bisher leicht hinterher. Gegenüber dem im März markierten Hoch hat der Titel in der Spitze 24 Prozent an Wert verloren. Aus Sicht von Hauck & Aufhäuser ist das eindeutig zu viel. Liegt das eigene Kursziel von 224 Euro doch um 46,3 Prozent über den aktuell gültigen Notierungen.

Aus Sicht des zuständigen Analysten Nils-Peter Gehrmann ist die Bewertung des Titels bei einem für 2016 geschätzten Gewinn je Aktie von 8,90 Euro mit einem KGV von 17,2 keineswegs anspruchsvoll, bewegt sich das historische KGV im Schnitt doch bei rund 19. Als Kaufgründe werden auf ein widerstandsfähiges Geschäftsmodell verwiesen sowie auf die Fähigkeit zu einer starken Cash-Generierung. So erinnert Gehrmann an das Krisenjahr 2009, als es Linde geschafft hat, trotzdem eine ansprechende Gewinnmarge vor Steuern und Zinsen von 10,4 Prozent zu erwirtschaften, was nur 0,6 Prozentpunkte unter dem damaligen Vorjahreswert lag.

Als Wachstumstreiber gelten hier langfristige Trends wie der steigende Rückgriff auf saubere Energien, eine alternde Bevölkerung und in den Schwellenländern eine wachsende Bevölkerung sowie eine zunehmende Industrialisierung. Der Umsatzanteil von 18 Prozent in Asien und geschätzten sieben Prozent in China wird vor diesem Hintergrund nicht als Problem gesehen, sondern als Chance, um in diesen Ländern von der wachsenden Mittelschicht zu profitieren. Insgesamt wird Linde ein langfristiges Wachstum zugetraut, das sich zwei bis vier Prozentpunkte über den Zuwachsraten des Bruttoinlandsproduktes bewegt.

Auch beim freien Cash Flow wird mit steigenden Werten gerechnet, wozu auf Restrukturierungsanstrengungen und ein Effizienzprogramm beitragen dürften. Konkret wird für die Zeitspanne von 2014 bis 2017 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 21 Prozent beim freien Cash Flow gerechnet. Auch Börse Online rät bei Linde mit einem Kursziel von 205 Euro zum Kauf.



Hauck & Aufhäuser Deutschland-Kaufkandidat mit dem dritthöchsten Kurspotenzial: Zalando SE (WKN: ZAL 111, 28,115 Euro)



Anders als der Gesamtmarkt, der bereits Mitte April den Rückwärtsgang einlegte, hat sich die Aktie von Zalando zunächst noch gut behauptet. Doch zuletzt musste auch der Onlinemodehändler Kursabschläge hinnehmen und gemessen am Hoch von 33,43 Euro beträgt das Minus derzeit 15,9 Prozent. Demnach hat die für das Gesamtjahr angehobene Umsatzprognose zwar zu einer besseren Entwicklung als am Gesamtmarkt beigetragen, nicht aber zu einem anhaltenden Kursaufschwung.

Konkret stellt das Unternehmen derzeit ein Wachstum von 38 bis 31 Prozent beim Umsatz in Aussicht, nachdem bislang ein Plus von 20 bis 25 Prozent prognostiziert wurde. Der Ausblick für die bereinigte EBIT-Marge von 4,5 Prozent wurde gleichzeitig bestätigt. Als Bremsfaktor hat sich die im abgelaufenen Quartal um 200 Basispunkte zurückgegangene Profitabilität erwiesen, wobei das dafür verantwortliche Angebot von Kauf auf Rechnung auch für Neukunden inzwischen wieder eingeschränkt wurde.

Hauck & Aufhäuser-Analyst Christian Schwenkenbecher setzt bei Zalando auf anhaltendes Wachstum, was nicht zuletzt auch dadurch befeuert werde, dass die Konsumenten ihre Käufe immer öfter online tätigen. Hervorgehoben wird von ihm auch die Fokussierung auf Europa, so dass die Gesellschaft nicht von den Entwicklungen in den Schwellenländern direkt negativ betroffen sei. Außerdem sei die Gesellschaft gerade dabei, das Geschäftsmodell von einem Einzelhändler für Bekleidung auf eine integrierte Mode-Tech-Platform umzustellen. Gelingt der Schwenk, dürfte das der Gewinnspanne helfen, weil das Geschäftsmodell sehr skalierbar sei. Bei der EBIT-Marge seien mittelfristig zehn Prozent möglich, während die Gesellschaft derzeit mit 7,5 Prozent kalkuliere

Von 2014 bis 2017 geht Schwenkenbecher von einem Gewinnanstieg je Aktie von 0,19 Euro auf 0,82 Euro aus. Optisch ist die Bewertung für 2016 bei einem erwarteten Ergebnis je Aktie von 0,58 Euro mit einem KGV von 48,5 allerdings nicht. Trotzdem hält Hauck & Aufhäuser große Stücke auf den Titel. Das Kursziel wird auf 43 Euro beziffert, was theoretisch 52,9 Prozent Luft nach oben lässt. Auch Börse Online ist für diesen erst seit Oktober 2014 börsennotierten Titel bei einem Kursziel von 41 Euro sehr zuversichtlich.



Hauck & Aufhäuser Deutschland-Kaufkandidat mit dem zweithöchsten Kurspotenzial: Cancom SE (WKN: 541 910, 29,18 Euro)



Gut 29 Prozent beträgt der Kursrückschlag bei Cancom verglichen mit dem Mitte April bei 41,32 Euro aufgestellten Hoch. Der damals von dem IT-Dienstleister und Cloud Computing-Spezialisten unternommene Ausbruchsversuch ist somit gescheitert und der seit November 2013 bestehende charttechnische Seitwärtstrend muss folglich als intakt bezeichnet werden.

Blickt man auf das im zweiten Quartal verbuchte Umsatzwachstum von 25 Prozent auf 232,3 Millionen Euro kommt das etwas überraschend. Doch den Anlegern dürfte ein nur unterproportional gestiegener Gewinn missfallen haben. Auf EBITDA-Basis reichte es jedenfalls nur zu einem Plus von 17 Prozent auf 11,1 Millionen Euro. Die EBITDA-Marge verringerte sich dadurch von 6,0 Prozent auf 5,6 Prozent. Das durch einen einmaligen Effekt im Finanzergebnis negativ beeinflusste Ergebnis je Aktie aus fortgeführten Geschäftsbereichen verbesserte sich gleichzeitig von 0,24 Euro auf 0,29 Euro.

Laut dem zuständigen Hauck & Aufhäuser-Analysten Tim Wunderlich sollte Cancom von der bisher starken Ausrichtung auf den deutschen Markt profitieren. Hierzulande werden 83 Prozent der Umsätze erzielt und die konjunkturellen Aussichten werden von ihm als gesund bezeichnet. Auch wird von ihm das betriebene Geschäftsmodell als sehr robust eingestuft, weil die angebotenen IT-Dienstleistungen und das Cloud Computing den Kunden dabei helfen, ihre Effizienz zu verbessern. Im Krisenjahr sei der operative Umsatz jedenfalls nur um acht Prozent gesunken und seitdem dürfte das Geschäftsmodell noch widerstandsfähiger geworden sein.

Für das zweite Halbjahr prognostiziert Wunderlich ein deutlich steigendes EBITDA, das auch stärker zulegen sollte als der Umsatz. Die Aktie hält er auch deshalb für kaufenswert, weil die Bewertung gegenüber dem deutschen Konkurrenten Bechtle einen deutlichen Abschlag aufweise. Auf Basis des für 2016 erwarteten Gewinns je Aktie von 2,63 Euro ergibt sich ein KGV von 11,1. Als Kursziel werden 45,50 Euro genannt, woraus sich ein Potenzial von 55,9 Prozent errechnet. Auch die Börse Online rät bei dem TedDAX-Titel mit Kursziel 42 Euro zum Kauf.



Hauck & Aufhäuser Deutschland-Kaufkandidat mit dem höchsten Kurspotenzial: Wirecard AG (WKN: 747 206, 36,205 Euro)



Auf der aktuell gültigen Kursbasis von 36,205 Euro ist die Aktie von Wirecard mit einem Abschlag von 13,8 Prozent gegenüber dem Hoch von 42,00 Euro zuletzt relativ glimpflich weggekommen. Doch nach einem seit Dezember 2014 anhaltenden Seitwärtstrend gerät bei dem TecDax-Vertreter langsam der langfristige charttechnische Aufwärtstrend in Gefahr. Gebremst werden die Notierungen durch eine bereits ambitionierte Bewertung. Wie anspruchsvoll die Anleger hier inzwischen sind, zeigt sich auch daran, dass von den Halbjahreszahlen kein nachhaltiger Kursimpuls ausging. Dabei reichte es immerhin zu einem Anstieg beim Konzernumsatz von 26,5 Prozent auf 180,7 Millionen Euro und beim operativen Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 31 Prozent auf 52,3 Millionen Euro.

Sehr zurückhaltend haben die Marktteilnehmer bisher auch auf Spekulationen reagiert, wonach Online-Zahlungsdienstleister in einen Bieterwettstreit um den britischen Rivalen Worldpay eingestiegen sein soll. Ob das stimmt, ist zwar unklar, kolportiert wird aber ein Kaufgebot von sechs Milliarden Pfund. Weil das fast zwei Mal so hoch ist wie der eigene Börsenwert, haben Investoren Sorge, Wirecard könnte sich im Falle eines Zuschlags übernehmen.

Hauck & Aufhäuser-Analyst Lars Danneberg gibt sich aber von alledem unbeeindruckt, wobei sein Optimismus auch auf das nach seinem Urteil sehr robuste Geschäftsmodell von Wirecared fußt. Wie zutreffend dieses Urteil sei, habe sich unter anderem 2009 gezeigt, als organisch trotz Wirtschaftskrise ein Zuwachs von 16 Prozent verbucht werden konnte und sich die EBIT-Marge auf rund 25 Prozent belief. Die Bereiche E-Commerce (Studien gehen von 2014 bis 2018 von einem jährlichen Marktwachstum von 12 Prozent in Europa und von 19 Prozent in Asien aus) sowie mobiles Bezahlen bieten aus Sicht von Danneberg nach wie vor breit angelegte Wachstumschancen, was im Kurs nicht ausreichend reflektiert werde.

Beim Gewinn je Aktie kalkuliert Danneberg von 2014 bis 2017 mit einem Anstieg von 0,87 Euro auf 1,96 Euro. Für 2016 geht er von 1,60 Euro aus, was ein KGV von fast 23 bedeutet. Als Kursziel werden 55 Euro ausgegeben, was sich fast 52 Prozent über den derzeit gültigen Notierungen bewegt. Börse Online hat den Titel unlängst allerdings auf Beobachten zurückgestuft.