Während der DAX vor sich hin dümpelt und nur wenige Indexmitglieder seit Jahresbeginn deutlich im Plus liegen, ist Wirecard seit Monaten nicht zu bremsen. Zum Jahreswechsel stand der Kurs noch bei rund 90 Euro, inzwischen müssen Anleger knapp 200 Euro bezahlen. Die Folge: Mit einem Börsenwert von 23 Mrd. Euro sind die Münchner an der Deutschen Bank vorbeigezogen, die an der Börse mit 20 Mrd. Euro bewertet wird. Von der Commerzbank (zehn Mrd. Euro) ganz zu schweigen.
Wirecard zeigt den alten Geschäftsbanken, wie heute Geld verdient wird: Mit dem traditionellen Privat- und Geschäftskunden-Business ist dies kaum noch möglich, bargeldloser Zahlungsverkehr ist die Zukunft. Etwa 1,4 Prozent der Erlöse von jeder Transaktion bleiben beim DAX-Neuling hängen. Die Marge ist somit klein, wegen des weltweit boomenden Internethandels bleibt aber dennoch viel hängen. "Ich glaube, dass die nächsten zehn Jahre an Wachstumsdynamik die letzten zehn Jahre bei weitem in den Schatten stellen werden", sagte Vorstandschef und Großaktionär Markus Braun.
Konkret liest sich dies wie folgt: Der aktuellen Mittelfristprognose zufolge soll sich der Umsatz bis 2020 auf mehr als drei Mrd. Euro verdoppeln, etwa 30 bis 35 Prozent könnten als Betriebsgewinn hängen bleiben. Auch die aktuelle Geschäftsentwicklung passt, in diesem Jahr wurde die Prognose bereits zwei Mal nach oben genommen. Der Betriebsgewinn soll von 413 auf 530 bis 560 Mio. Euro zulegen.
Teurer DAX-Aufsteiger
Wenig überraschend gibt es von Seiten der Analysten viel Beifall: Fast durchweg lautete das Urteil zuletzt "Kaufen", die ausgerufenen Kursziele liegen bei 210 (Berenberg) bis 265 Euro (Exane BNP). Von der Euphorie sollten sich Anleger aber nicht anstecken lassen. Für 2019 liegen die Gewinnschätzungen bei vier Euro je Aktie, 2020 werden 5,30 Euro erwartet. Dies führt zu einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 48 bzw. 36. Im laufenden Jahr hofft der Markt auf 2,95 Euro (KGV 65), 2017 meldete Wirecard 2,10 Euro. Die Erwartungen sind hoch, entsprechend groß ist das Enttäuschungspotenzial. Erreicht Wirecard nicht die ehrgeizigen Wachstumsprognosen und schafft 2019 nur 3,30 Euro Gewinn je Aktie, liegt das KGV bereits bei sportlichen 56. Zur Einordnung: Der Nasdaq 100-Index wird mit einem 2018er-KGV von 21 gehandelt, der TecDAX steht bei 30 und der DAX bei 12,7. Ähnlich sieht es mit dem Kurs-Umsatz-Verhältnis von 15 aus.
Zwei mahnende Beispiele
Neben der starken operativen Entwicklung profitierte die Aktie auch von der Fantasie, bald zu den Blue Chips zu zählen. Ein Indexaufstieg wirkt sich aber nicht immer positiv auf die Kursentwicklung aus. So schaffte K+S vor genau zehn Jahren ebenfalls nach einer starken Rally den Sprung ins Oberhaus. Auch damals gab es zahlreiche positive Analystenkommentare und hohe Erwartungen - die aber nicht mehr erfüllt wurden. Recht schnell sackte die Aktie von über 80 auf unter 30 Euro ab. Auch ProSiebenSat.1 entwickelte sich nach dem DAX-Aufstieg im März 2016 alles andere als erfreulich, der Kurs steht inzwischen 50 Prozent tiefer, die Papiere sind wieder im MDAX zu finden. Die Aktie von Covestro stoppte seit dem Indexwechsel ebenfalls ihre Rally und drehte zuletzt nach unten, nur Vonovia (Aufstieg 2015) bereitet weiterhin Freude.
Aus dem Blickwinkel der Charttechnik betrachtet sollten Anleger daher verstärkt die Kursentwicklung im Auge behalten - genauer gesagt einen möglichen bearischen Keil (grüne Trendlinien). Fällt der Kurs unter 185 Euro, verlaufen die nächsten Haltezonen erst wieder bei 160 und 130 Euro. Aktuell steht der Kurs mit gut 50 Prozent zudem sehr weit über seiner 200-Tage-Linie (Verlauf unter dem Chart). Für den Wert spricht nur der unverändert intakte Aufwärtstrend auf allen relevanten Zeitebenen.
Auf Seite 2: Empfehlung der Redaktion
Empfehlung der Redaktion
Investierte Anleger sollten mindestens über Teilgewinnmitnahmen nachdenken. Wer sehr risikobereit ist und gerne antizyklisch am Markt aktiv ist, kann auch auf eine mittelfristige Korrektur setzen. Dazu eignet sich der Bear-Schein MF6TRK mit einem günstigen Spread von 0,3 Prozent. Das Papier verstärkt Kursbewegungen der Aktie um den Faktor sechs und ist mit einem Basispreis von 218 Euro ausgestattet. Fällt Wirecard auf 160 Euro, legt der spekulative Schein um knapp 100 Prozent zu. Auf der anderen Seite droht über 217 Euro der Totalverlust.
Basiswert |
Wirecard |
---|---|
Kurs Basiswert |
190 EUR |
Produkt |
Knock out Bear |
WKN |
MF6TRK |
Emittent |
Morgan Stanley |
Fälligkeit |
Endlos |
Hebel |
6,1 |
Basispreis |
217,9 EUR |
Knock Out |
217,9 EUR |
Kurs Zertifikat |
3,27 EUR |
Spread |
0,3 % |