Wireceard-Konkurrent Worldpay wird für 8,7 Mrd Euro verkauft
· Börse Online RedaktionDer britische Marktführer Worldpay hatte erst am Dienstag erklärt, zwei Kaufangebote erhalten zu haben; die US-Großbank JPMorgan, die hinter dem zweiten stand, winkte aber ab. Dienstleister, die Kartenzahlungen an der Ladenkasse, aber auch Transaktionen über das Internet abwickeln, sind angesichts des wachsenden Online-Handels derzeit heiß begehrt.
Noch vor zwei Jahren hatte Worldpay keinen Käufer gefunden. Die Finanzinvestoren Advent und Bain Capital, die die Firma 2010 von der Royal Bank of Scotland gekauft hatte, brachten sie stattdessen für 5,5 Milliarden Euro an die Londoner Börse. Advent war zusammen mit der US-Bank Fifth Third Bancorp auch an Vantiv beteiligt, die 2012 an die Börse ging und inzwischen mit 12,3 Milliarden Dollar (10,9 Milliarden Euro) bewertet wird. In Deutschland hatten Bain Capital und Advent Anfang dieses Jahres mehreren Banken den Kartenzahlungs-Dienstleister Concardis für 700 Millionen Euro abgekauft, um von der Konsolidierung der Branche zu profitieren und die Internationalisierung voranzutreiben. Um die dänische Nets buhlen nach deren Angaben ebenfalls mehrere potenzielle Käufer.
Die Übernahme von Worldpay sorgte an der Börse aber zunächst für Ernüchterung. Am Dienstag war die Aktie in Erwartung eines Bieterkampfes um mehr als 25 Prozent auf 409,5 Pence nach oben geschossen. Vantiv zahlt aber nur 380 Pence je Aktie, davon 55 Pence in bar, den Rest in eigenen Aktien. Dazu kommen fünf Pence Dividende. Die Worldpay-Aktie brach daraufhin um elf Prozent auf 365 Pence ein. Auch die Titel des deutschen Bezahldienstleisters Wirecard, der immer wieder als Käufer für Konkurrenten gehandelt wird, gaben nach.
Geführt werden soll Vantiv künftig gemeinsam vom bisherigen Vorstandschef Charles Drucker und von Worldpay-Chef Philip Jansen. Die beiden Unternehmen rechneten infolge der Fusion mit beträchlichen Einspar-Potenzialen, hieß es. Worldpay soll von der Londoner Börse genommen werden.
Der Kuchen bei der Zahlungsabwicklung wird Experten zufolge neu verteilt, nachdem weltweit immer weniger mit Bargeld und immer mehr im Internet oder mit dem Smartphone bezahlt wird. Die traditionellen Abwickler für Bank- und Kreditkarten haben neue Konkurrenz von Anbietern wie PayPal bekommen, die den Online-Handel dominieren. Die deutschen Banken hatten lange mit einer eigenen Lösung gezögert und haben große Probleme, sich bei Händlern und Kunden mit ihrem Online-Bezahlverfahren "Paydirekt" durchzusetzen.
rtr