Die deutsche Finanzaufsicht BaFin hat die seit dem Sommer 2012 laufende Libor-Sonderprüfung bei der Deutschen Bank 2013 noch einmal intensiviert. In einem Zwischenbericht, aus dem der "Spiegel" kürzlich zitierte, wirft die BaFin der Bank vor, aus dem Skandal bisher nicht die nötigen Konsequenzen gezogen zu haben - auch personeller Art.
Im eigenen Haus ist der Streit über die Verantwortung für die Manipulationen ebenfalls noch nicht geklärt. Im September 2013 verdonnerte ein Gericht die Bank dazu, vier Händler wieder einzustellen, die wegen mutmaßlicher Tricksereien bei den Zinssätzen entlassen worden waren. Das Geldhaus selbst habe den Interessenkonflikt heraufbeschworen, der zu den Entlassungen geführt habe, urteilte das Frankfurter Arbeitsgericht.
HYPOTHEKEN: Ende 2013 zahlte die Bank 1,4 Milliarden Euro für die Beilegung ihres größten Rechtsstreits im Zusammenhang mit fragwürdigen Hypothekengeschäften in den USA. Das Institut soll vor der Finanzkrise beim Verkauf von Wertpapieren, die mit Hypotheken unterlegt sind, falsche Angaben gemacht haben. Andere Verfahren, die die amerikanischen Federal Housing Finance Agency (FHFA) gegen die Deutsche Bank und andere Häuser angestrengt hatte, sind aus dem Vergleich jedoch ausgeklammert.
Zudem prüfen die US-Behörden laut "Wall Street Journal", ob die Deutsche Bank und andere Institute auch nach dem Höhepunkt der Finanzkrise fragwürdige Hypothekengeschäfte gemacht haben. Die Banken sollen Wertpapiere von 2009 bis 2011 zu künstlich überhöhten oder niedrig gehaltenen Preisen verkauft oder gekauft haben - und Kunden damit übervorteilt haben.
KIRCH: Die Bank ist nach Ansicht des Oberlandesgerichts München mitverantwortlich für die Pleite des Medienkonzerns im Jahr 2002. Grund ist ein Interview des damaligen Bankchefs Rolf Breuer, in dem dieser Zweifel an Kirchs Kreditwürdigkeit gesät hatte. Das Institut ist bereits zu Schadenersatz verurteilt worden, um dessen Höhe beide Seiten noch ringen. Die Kirch-Erben fordern Schadenersatz in Milliardenhöhe. Die Staatsanwaltschaft, die das Institut wegen des Falls Ende 2012 durchsucht hat, wirft Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen, seinem Vorgänger Josef Ackermann und weiteren ehemaligen Vorständen des Geldhauses vor, im Kirch-Prozess die Unwahrheit gesagt zu haben. Sie ermittelt deshalb wegen Prozessbetrugs.
CO2: Die Frankfurter Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Bank wegen des Verdachts der Umsatzsteuerhinterziehung im Zusammenhang mit dem Betrug mit CO2-Verschmutzungsrechten. Rund 500 bewaffnete Polizisten und Steuerfahnder haben Ende 2012 deshalb den Hauptsitz der Bank in Frankfurt und andere Büros durchsucht. Co-Chef Fitschen und Finanzvorstand Stefan Krause gehören zu den 25 Mitarbeitern der Bank, gegen die in der Affäre wegen schwerer Steuerhinterziehung ermittelt wird.
DEVISEN UND DERIVATE: Aufseher gehen dem Verdacht nach, dass Banken am billionenschweren Devisenmarkt ebenfalls getrickst haben. Die Deutsche Bank hat nach einer internen Untersuchung Finanzkreisen zufolge mehrere Händler in New York und womöglich auch anderswo auf dem amerikanischen Kontinent vom Dienst suspendiert. Sie stehen offenbar im Verdacht, an Referenzkursen gedreht zu haben. Die Deutsche Bank hat bisher lediglich bestätigt, dass sie Anfragen von Aufsichtsbehörden erhalten hat, die den Devisenhandel unter die Lupe nehmen.
Amerikanische und deutsche Aufseher gehen zudem dem Verdacht nach, dass Geldhäuser den viel beachteten Marktindex für Swap-Geschäfte (Isdafix) zu ihren Gunsten beeinflusst haben. Sie haben auch dazu Informationen von der Deutsche Bank angefordert.
BILANZTRICKSEREIEN: Bundesbank und BaFin haben im April 2013 Finanzkreisen zufolge eine Sonderprüfung bei der Deutschen Bank wegen mutmaßlicher Bilanztricksereien während der Finanzkrise gestartet. Im Raum steht der Vorwurf, das Institut habe damals ein milliardenschweres Derivate-Portfolio zu hoch bewertet. Die Bank weist die Vorwürfe zurück.
ITALIEN: Ein Gericht in Mailand verurteilte Deutschlands größtes Geldhaus und andere Investmentbanken Ende 2012 wegen schweren Betrugs. Die Banken sind Zinswetten mit der Verwaltung der italienischen Finanzmetropole eingegangen, die die Stadt am Ende Millionen kostete. Alle verurteilten Banken haben Berufung angekündigt. Klagen von rund 600 weiteren Kommunen in Italien sind noch anhängig.
Reuters