Die Mehrwertsteuer wurde in Japan Anfang Oktober von acht auf zehn Prozent erhöht. Das soll helfen, den Staatshaushalt zu sanieren. Das Haushaltsdefizit liegt bei etwa 4,5 Prozent des Bruttoinlands­produkts. Aufgrund der Maßnahme zogen Verbraucher ihre Einkäufe vor. Der Umsatz im Einzelhandel stieg im September um 9,1 Prozent zum Vorjahr, der höchste Zuwachs seit über fünf Jahren.

Wegen einiger Naturkatastrophen und konjunkturstimulierender Maßnahmen ist der Staatshaushalt 2019 stark belastet. Mit einem Wachstum um voraussichtlich 1,1 Prozent für 2019 konnte immerhin trotz der schwachen Weltkonjunktur ein Abgleiten in eine Rezession verhindert werden.

Deswegen und da der Yen als sicherer Hafen gilt, gewann er dieses Jahr gegenüber dem Euro kräftig. Auf den ersten Blick ist es widersinnig, dass der Yen neben dem Schweizer Franken als zweite wichtige Fluchtwährung in Krisenzeiten gilt. Ist doch Japan mit einer Staatsverschuldung von 262 Prozent des Bruttoinlandsprodukts Weltmeister im Schuldenmachen. Zudem liegt der Leitzins bei minus 0,1 Prozent, was wenig attraktiv ist, um Geld in Japan zu parken.

Trotzdem zeigt sich seit der Finanzkrise immer wieder, dass sich der Wert des Yen dann erhöht, wenn das Risiko an den Märkten zunimmt. Da dies ein sich wiederholendes Muster ist, gehen offenbar Anleger in schwierigen Marktphasen in den Yen, ohne sich Gedanken über Fundamentaldaten zu machen.

Hinzu kommt, dass das Land der aufgehenden Sonne auch die größte Gläubigernation der Erde ist. In Krisenzeiten flüchten Nippons Investoren daher nach Hause, was den Yen stärkt.

Beim eigenen Volk verschuldet


"Anders als in den USA hat Japans Staat zudem den Vorteil, vorwiegend beim eigenen Volk verschuldet zu sein und nicht im Ausland. Die dritte wichtige Weltwährung Euro krankt wiederum an einer Dauerkrise Europas und Absetzbewegungen von Ländern wie Großbritannien und Italien, was Investoren abschreckt", erklärt Jochen Stanzl, Chefanalyst beim CFD-Broker CMC Markets, das Yen-Phänomen.

Der Status des Yen als Krisenwährung dürfte zwar erhalten bleiben. Kurzfristig ist aber die Risikoaversion weltweit einer positiven Stimmung an den Börsen gewichen, was den Yen zum Euro zuletzt unter Druck setzte. Diese Entwicklung dürfte sich in den nächsten Wochen fortsetzen. Auch charttechnisch hat Nippons Devise nun vom Niveau bei 120,48 Yen je Euro Luft bis in den Bereich 126/127 Yen. Mit dem Mini-Future-­Long-Zertifikat von Morgan Stanley (ISIN: DE 000 MF9 R09 6) können Anleger darauf mit Hebel 5 setzen. Vice versa können hohe Verluste entstehen. Die Barriere bei 97,59 Yen je Euro ist aktuell 19 Prozent entfernt.