Es sei erwartbar gewesen, dass das Niveau "aus dem außergewöhnlich starken Vorjahresquartal" nach der Pandemie nicht zu halten sei, sagte Co-Chef Robert Gentz und ergänzte mit Blick auf die hohe Inflation und den Krieg in der Ukraine: "Das Hauptthema der Menschen ist es gerade nicht, Mode zu kaufen." Trotz des scharfen Gegenwindes will Gentz nun nicht sparen, sondern mit Hilfe von Investitionen das Fundament legen, "um besser und stärker aus der Krise hervorzugehen".

Wegen der hohen Ausgaben für den Ausbau des Logistiknetzes und mehr Marketing rutschte Zalando auch in die roten Zahlen. Von Januar bis März wies das Unternehmen einen bereinigten Betriebsverlust (Ebit) von knapp 52 Millionen Euro aus. Im Vorjahreszeitraum stand noch ein Betriebsgewinn von 93 Millionen Euro in der Bilanz. Für den Jahresausblick ist Zalando nun etwas skeptischer, auch wenn Gentz mit einer "deutlichen Beschleunigung des Geschäfts in der zweiten Jahreshälfte" rechnet. So soll das Umsatzwachstum am unteren Ende der prognostizierten Spanne von 12 bis 19 Prozent liegen. Trotz des Einbruchs zum Jahresbeginn will Zalando im Gesamtjahr schwarze Zahlen schreiben und geht von einem Betriebsergebnis am unteren Ende der erwarteten 430 bis 510 Millionen Euro aus.

Die Analysten von Baader sprachen von einem schwachen Start in das Jahr, der aber nicht überraschend kam.Das Zalando-Papier fiel zwischenzeitlich fast fünf Prozent, berappelte sich dann aber wieder. Gentz sagte: "Wir sind von der Stärke unseres Geschäftsmodells überzeugt und ergreifen weitere Maßnahmen, um unsere Ergebnisse zu verbessern." So werde der Einkauf an die veränderten Kundenwünsche angepasst, die entweder sehr günstige oder sehr teure Kleidung nachfragten, und die pro Bestellung anfallenden Kosten würden stärker an Logistikpartner weitergereicht. Zudem will Gentz die bereits in neun Ländern existierenden Minimum-Bestellmengen auf weitere Märkte ausdehnen - darunter auch Deutschland.

In der Corona-Krise gehörte Zalando wie Asos und Boohoo aus Großbritannien sowie dem Konkurrenten About YouYOUG.DE aus Hamburg zu den Gewinnern, weil viele Menschen wegen geschlossener Läden online Kleidung und Kosmetik kauften. Nach der Pandemie gehen sie allerdings auch gern wieder in Läden und Einkaufszentren shoppen, weswegen Zalando seine Kundenzahl im Vergleich zum Vorquartal nur leicht auf 48,8 Millionen ausbaute. Um sich breiter aufzustellen, setzt Zalando auf das Plattform-Geschäft. Bei diesem können andere Händler, Modemarken oder stationäre Läden ihre Waren über Zalando verkaufen und müssen dafür wie auch für Logistik-Dienstleistungen Geld zahlen. Das werde weiterhin sehr gut angenommen, sagte Gentz, weswegen er zuversichtlich ist, "dass wir unser Ziel von mehr als 30 Milliarden Euro Bruttowarenvolumen bis 2025 erreichen werden."

Inzwischen ist das 2008 in Berlin gegründete Unternehmen in 23 europäischen Ländern unterwegs und will noch in diesem Monat in Ungarn und Rumänien starten. Über das Jahr hinweg will Zalando weiterhin zwischen 400 und 500 Millionen Euro investieren und baut beispielsweise neue Logistikzentren in Frankfurt, im polnischen Bydgoszcz sowie in der Region Paris, um Kleidung schneller zu den Kunden bringen zu können.

rtr