Die Fahndung nach Verdächtigen lief auf Hochtouren. Unter den vier Festgenommenen befanden drei Marokkaner und ein Spanier, wie die Polizei mitteilte. Keiner der 21- bis 34-Jährigen sei bislang im Zusammenhang mit Terrorismus in Erscheinung getreten. Die getöteten Angreifer in Cambrils hätten versucht, Touristen umzufahren. Ihr Auto habe sich überschlagen. Daraufhin hätten einige der Insassen auf Menschen eingestochen. Eine Spanierin sei getötet worden, mehrere andere Menschen und ein Polizist erlitten Verletzungen. Gefundene Sprengstoffgürtel erwiesen sich als Attrappen, als sie kontrolliert gesprengt wurden.
In Justizkreisen hieß es, die Ermittler gingen davon aus, dass womöglich eine Terrorzelle für die Anschläge verantwortlich sei. Sie habe vorgehabt, Gaskanister bei den Angriffen einzusetzen. Die Anschläge seien von Alcanar aus vorbereitet worden, teilte die Polizei mit. In dem Ort südlich von Barcelona und Cambrils kam demnach bereits am Mittwoch kurz vor Mitternacht ein Mensch bei einer Explosion in einem Haus ums Leben. Bewohner des Hauses in der Kleinstadt hätten Sprengstoff vorbereitet, hieß es aus Sicherheitskreisen.
Ein Toter sei zudem in einem Auto gefunden worden, dass in einen Polizeikontrollposten in Barcelona gefahren sei. Unklar war, ob ein Zusammenhang zu dem Fahrer des Vans bestand, der über die Las Ramblas gerast war. Er war zu Fuß geflüchtet. Außerhalb von Barcelona wurde im Zusammenhang mit den Ermittlungen nach Behördenangaben ein Kleintransporter gefunden. Spanischen Medien zufolge soll ein zweiter Van als Fluchtfahrzeug eingesetzt worden sein.
OPFER AUS 24 LÄNDERN
Die Opfer des Anschlags in Barcelona stammten nach Angaben der Regierung Kataloniens aus 24 verschiedenen Ländern. Zwei der 13 Toten seien aus Italien, einer aus Belgien, wie die Außenministerien der beiden Länder mitteilten. Das ZDF berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, drei Deutsche seien ums Leben gekommen. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts sagte in Berlin, er könne dies nicht bestätigen, aber es sei nicht auszuschließen, dass Deutsche ums Leben gekommen seien. Zu den verletzten zählten nach Angaben des Außenministeriums in Paris 26 Franzosen. Auch Australier und Briten zählten zu den Opfern. Premierministerin Theresa May sagte, Bericht über ein vermisstes britisches Kind würden geprüft. Spanische Medien berichteten, mehrere Kinder seien getötet worden.
Die spanische Regierung ordnete drei Tage Staatstrauer an. Am Freitagvormittag trauten sich derweil die ersten Menschen wieder zurück auf die Flaniermeile Las Ramblas. Anwohner führten ihre Hunde spazieren und neugierige Touristen sowie Kamerateams waren zu sehen. Einige Bereiche waren abgesperrt. "Ich denke, das Beste, was man tun kann, ist weitermachen. Jeden Tag machen, was man machen muss", sagte Sebastiano Palumbo, ein italienischer Architekt, der in Barcelona arbeitet.
Das IS-Internet-Sprachrohr Amak erklärte, die Angreifer hätten die Operation als Antwort auf den Ruf der Extremisten-Miliz ausgeführt, Ziele in den Ländern der Anti-IS-Koalition ins Visier zu nehmen. Zu der von US-Streitkräften angeführten Koalition gegen die sunnitische Miliz in Syrien und dem Irak gehören auch mehrere hundert spanische Soldaten. Sie bilden irakische Soldaten aus, die gegen den IS kämpfen.
Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy sagte, der Anschlag sei das Resultat eines "dschihadistischen Terrorismus". "Das ist eine globale Bedrohung und die Antwort muss global sein." Er werde die Verstärkung der Sicherheitsvorkehrungen in Barcelona persönlich überwachen. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte in Berlin: "Terrorismus kann uns tief traurige Stunden bereiten. Aber besiegen kann er uns nie." Mit den Vertretern anderer Parteien sei aus Respekt vor den Opfer für zwei Tage Zurückhaltung im Wahlkampf verabredet worden.
An den europäischen Börsen trugen die Anschläge zur Verunsicherung der Anleger bei. Sowohl der Leitindex der Börse in Madrid als auch der Dax und der EuroStoxx50 verbuchten Verluste.
In Berlin, Nizza, Stockholm und London waren bereits Attentate mit Lastwagen oder Kleintransportern verübt worden, die Islamisten für sich reklamieren. In Madrid hatten Islamisten im März 2004 Sprengsätze in Nahverkehrszügen gezündet. Dabei waren 191 Menschen getötet und mehr als 1800 verletzt worden. Barcelona und Cambrils liegen in Katalonien, wo am 1. Oktober ein Referendum über eine Abspaltung vom Rest Spaniens abgehalten werden soll. Die Regierung in Madrid stuft die geplante Abstimmung als verfassungswidrig ein.
Auf Seite 2: Die Ereignisse vom Freitag in der Ticker-Nachlese
Die Ereignisse vom Freitag in der Ticker-Nachlese
16.14 Uhr - Bei den Angriffen in Spanien ist nach Angaben von US-Außenminister Rex Tillerson auch ein Mensch aus den USA ums Leben gekommen.
14.58 Uhr - Nach Angaben der Polizei stammen drei im Zusammenhang mit dem Anschlägen in Katalonien festgenommene Personen aus Marokko, einer aus Spanien. Die Ermittler erklären, die Anschläge seien zeitweise in Alcanar im Süden Barcelonas vorbereitet worden.
14.18 Uhr - Bundesaußenminister Sigmar Gabriel wird nach Angaben des Auswärtigen Amtes noch am Freitag nach Barcelona fliegen. Auch der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian will am Freitag in der katalanischen Hauptstadt eintreffen.
13.46 Uhr - Im Zusammenhang mit den Anschlägen in Barcelona und Camprils gibt die Polizei die Festnahme einer vierten verdächtige Person bekannt.
13.43 Uhr - Bei den Anschlägen in Barcelona und Cambrils sind nach Angaben der Rettungskräfte insgesamt 130 Menschen verletzt worden. 17 von ihnen schweben in Lebensgefahr, 30 weitere seien sehr schwer verletzt. Die Opfer der beiden Attentate stammen nach diesen Angaben aus 34 Ländern.
13.12 Uhr - Der deutsche Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) verurteilt die Anschläge von Barcelona und Cambrils. "Terror verstößt nicht nur gegen Menschenrechte, sondern auch gegen göttliches Recht. Er ist mit der Religion des Islam weder vereinbar noch begründbar", teilt der Verband mit.
12.24 Uhr - Die Zahl der Toten der Anschläge von Barcelona und Cambrils steigt auf 14. Rettungsdienste teilen mit, in Cambrils sei eine Frau ihren Verletzungen erlegen.
12.20 Uhr - Unter den 13 deutschen Verletzten sind nach Angaben von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet drei Jugendliche aus seinem Bundesland. Sie gehören zu einer Reisegruppe und seien schwer verletzt, sagt Laschet in Düsseldorf.
12.08 Uhr - Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verurteilt in einem Kondolenzschreiben an Spaniens König Felipe den Anschlag in Barcelona scharf. "Diese schreckliche Tat und die Ereignisse in Cambrils zeigen einmal mehr die ganze Menschenverachtung und geistige Leere des Terrorismus."
12.00 Uhr - Tausende Menschen versammeln sich in Barcelona auf der Placa Catalunya, um gemeinsam mit König Felipe und Ministerpräsident Manuel Rajoy in einer Schweigeminute der Opfer des Anschlags zu gedenken. Von dem Platz geht die Flaniermeile Las Ramblas ab, auf der das Attentat verübt wurde.
11.45 Uhr - Nach Angaben des Bundesinnenministeriums sind noch keine Verbindungen nach Deutschland erkennbar. Die Informationen der spanischen Behörden seien aber nur ein Zwischenstand, sagt ein Sprecher des Ministeriums.
11.38 Uhr - Bei dem Anschlag sind nach Angaben des Außenministeriums 13 Deutsche verletzt worden. Einige von ihnen seien so schwer verletzt, dass sie in Lebensgefahr schwebten. Ob es auch Tote unter den deutschen Opfern gegeben habe, sei derzeit nicht klar, könne aber nicht ausgeschlossen werden.
11.07 Uhr - Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den Anschlag von Barcelona verurteilt. "Terrorismus kann uns tief traurige Stunden bereiten. Aber besiegen kann er uns nie", sagt sie in Berlin. Mit den Vertretern anderer Parteien sei aus Respekt vor den Opfer für zwei Tage Zurückhaltung im Wahlkampf verabredet worden.
Diese mörderischen Anschläge haben uns erneut vor Augen geführt, mit welch vollständiger Menschenverachtung der islamistische Terrorismus vorgeht. (...) Terrorismus kann uns bittere und tieftraurige Stunden bereiten. Aber besiegen kann er uns nie.
11.06 Uhr - Der Anschlag von Barcelona mit 13 Toten hat Sicherheitskreisen zufolge nur einer von mehreren Anschlägen einer achtköpfigen Terrorzelle sein sollen. Die Verdächtigen hätten zudem Angriffe mit Gasflaschen geplant, hieß es am Freitag in Justizkreisen.
10.55 Uhr - Bundesinnenminister Thomas de Maiziere ordnet für den heutigen Freitag Trauerbeflaggung an: "Dies geschieht als Zeichen der Anteilnahme", teilt sein Ministerium mit.
10.12 Uhr - Die spanischen Behörden ermitteln einem Insider zufolge im Zusammenhang mit dem Attentat in Barcelona und dem vereitelten Anschlag in der Kleinstadt Cambrils gegen acht Menschen. Es werde davon ausgegangen, dass die Taten von einer Zelle mit acht Personen verübt wurden und diese auch einen Angriff mit Gasflaschen plante, sagt eine mit den Ermittlungen vertraute Person.
10.04 Uhr - SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wollen sich wegen des Anschlags in Spanien am Freitag mit dem Wahlkampf zurückhalten. Der SPD-Chef teilte am Vormittag mit, er habe mit Merkel telefoniert. "Wir haben für den heutigen Tag vereinbart, dass wir unsere Wahlkampfaktivitäten einschränken, dass wir auf Musik verzichten", sagte Schulz. Sie wollten damit ein Zeichen der Solidarität mit den Menschen in Spanien setzen. "Das sind bittere Tage. Solche Tage sind traurige Momente", sagte Schulz. Mit Merkel sei er sich "über alles politisch Trennende hinaus" einig, dass man "dem Terror keinen Platz lassen" dürfe und die offene Gesellschaft verteidigen müsse.
09.23 Uhr - Die von den Angreifern in Cambrils getragenen Sprengstoffgürtel waren nach Aussage des Chefs der Regionalregierung Kataloniens, Carles Puigdemont, Attrappen. Dies hätten Bombenexperten bestätigt. In der Nacht hatten Einsatzkräfte fünf Personen in der Kleinstadt getötet, die die Gürtel trugen.
09.08 Uhr - Der Anschlag von Barcelona drückte auf die Stimmung der Dax-Anleger. "Der neue Terror verunsichert die Anleger", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Und wenn Anleger eines nicht mögen, ist es Unsicherheit."
08.27 Uhr - Im Zusammenhang mit dem Anschlag ist in der Stadt Ripoll nördlich von Barcelona eine weitere verdächtige Person festgenommen worden, wie ein katalanischer Radiosender meldet.
07.48 Uhr - Nach Angaben des französischen Außenministeriums sind 26 Franzosen unter den Verletzten. Mindestens elf von ihnen befänden sich in einem ernsten Zustand. Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian will noch am Freitag nach Barcelona reisen, um die Opfer zu besuchen.
06.45 Uhr - Nach Angaben der katalanischen Regionalregierung sind auch Deutsche unter den Opfern. Die Menschen, die getötet oder verletzt worden seien, kämen aus 24 verschiedenen Ländern von Frankreich und Deutschland bis Pakistan und den Philippinen.
03.33 Uhr - Die Polizei will nach eigenen Angaben mehrere kontrollierte Sprengungen in Cambrils durchführen.
03.23 Uhr - In Cambrils sind nach Angaben von Rettungsdiensten sechs Zivilisten und ein Polizist verletzt worden.
03.18 Uhr - Die Polizei hat ein Bombenentschärfungskommando in Cambrils. Dies solle klären, ob die dortigen Angreifer Sprengstoffgürtel getragen hätten, teilen die Behörden via Twitter mit. Man gehe davon aus, dass es zwischen den Angreifern, die bei dem Polizeieinsatz in der Stadt getötet wurden, und dem Anschlag in Barcelona sowie der Explosion in Alcanar eine Verbindung gebe.
02.28 Uhr - Die Polizei hat in Cambrils südlich von Barcelona vier Angreifer getötet. Ein weiterer sei verletzt worden, sagt eine Sprecherin.
02.01 Uhr - Die Polizei hat nach eigenen Angaben bei einem Einsatz in der Stadt Cambrils mehrere Menschen getötet. Es gehe dabei um Täter eines terroristischen Angriffs, erklärten die Behörden. Spanischen Medien zufolge gab es in der Ortschaft südlich von Barcelona eine Schießerei, bei der mehrere Angreifer getötet wurden.
01.40 Uhr - Die Polizei ist in der Stadt Cambrils südlich von Barcelona im Einsatz. Das Vorgehen stehe im Zusammenhang mit einem mutmaßlichen Angriff von Terroristen, erklären die Behörden. Die Bürger der Stadt wurden aufgerufen, in ihren Häusern zu bleiben.
00.47 Uhr - Ministerpräsident Mariano Rajoy bezeichnet den Anschlag als Resultat eines "dschihadistischen Terrorismus". Dies erfordere eine globale Antwort. "Das ist eine globale Bedrohung und die Antwort muss global sein."
rtr/fh