Der Megatrend Künstliche Intelligenz (KI) und dessen Vor- und Nachteile werden in der Öffentlichkeit derzeit heftig diskutiert. Interessante Erkenntnisse zum Thema Jobverlust durch KI liefert eine aktuelle Studie der Stanford Universität sowie eine Umfrage von Goldman Sachs.

Ende August veröffentlichte die Stanford-Universität eine Studie, welche Berufsgruppen besonders stark von der rasanten Verbreitung generativer KI betroffen sind – und wo sich Chancen eröffnen. Ihr erklärungsbedürftiger Titel lautete „Canaries in the Coal Mine?“ und bezieht sich auf eine englische Redewendung, die aus der Geschichte des Bergbaus stammt. Früher nahmen Bergleute Kanarienvögel mit in die Kohleminen, weil diese Tiere sehr empfindlich auf giftige Gase wie Kohlenmonoxid reagieren. Starb ein Vogel oder zeigte auffälliges Verhalten, war das ein Frühwarnsignal für die Menschen, die Mine sofort zu verlassen.

KI generiert Gewinner und Verlierer

Die Studie führt auf, dass vor allem klassische Routine- und Verwaltungsjobs durch KI unter Druck geraten werden. Büro- und Assistenzstellen, etwa in der Datenerfassung oder Terminplanung, verzeichnen seit 2023 einen Rückgang von rund acht Prozent. Auch im Bereich Marketing und Kommunikation zeichnet sich laut den Studienautoren ein Wandel ab. Zwar ist der Beschäftigungsrückgang mit etwa fünf Prozent vergleichsweise moderat, doch viele Aufgaben werden zunehmend von KI-gestützten Tools übernommen, die Texte, Bilder oder Kampagnen automatisiert erstellen. Ähnlich sieht es im Finanzsektor aus: In Analyse- und Research-Abteilungen verlangsamt sich das Stellenwachstum spürbar, weil KI-Systeme Daten schneller und günstiger auswerten. Besonders stark betroffen ist der Kundendienst, wo sich einfache Anfragen mittlerweile zu etwa zehn Prozent durch Chatbots und digitale Assistenten erledigen lassen.

Neben diesen Verlierern gibt es aber auch Bereiche, die von der KI-Revolution profitieren werden oder weitgehend verschont bleiben. Die Technologieentwicklung und die Integration von KI-Lösungen zählen mit einem Plus von 14 Prozent bei den Beschäftigten zu den größten Gewinnern. Auch Management und Führung bleiben gefragt, weil menschliches Urteilsvermögen und soziale Kompetenz weiterhin schwer ersetzbar sind. Ebenso zeigt sich das Fachhandwerk weitgehend resistent gegenüber Automatisierung, da viele Tätigkeiten dort nicht ersetzbar sind.

Das zentrale Fazit der Studie lautet: KI zerstört selten komplette Berufsbilder, verändert jedoch deren Aufgabenprofil grundlegend. Besonders gefährdet sind Tätigkeiten mit hohem Routine- und Sprachanteil. Gleichzeitig entstehen aber auch neue Berufsfelder wie Prompt Engineering (Anweisungsentwicklung) oder KI-Integration, die langfristig für neue Jobchancen sorgen können.

Interessante Umfrage von Goldman Sachs

Im Rahmen einer aktuellen Umfrage unter rund 2.150 Sommerpraktikanten von Goldman Sachs wurden diese nach den Fähigkeiten befragt, die KI ihrer Ansicht nach nicht ersetzen kann. Als mit großem Abstand unersetzlichste menschliche Fähigkeit stuften sie im KI-Zeitalter die „emotionale Intelligenz“ (66 Prozent) ein – ein deutliches Zeichen für die wachsende Bedeutung von Empathie und Kommunikation in einer zunehmend automatisierten Welt. Auf Rang Zwei folgte mit einem Anteil von 48 Prozent der Faktor „Führungskompetenz und Einflussnahme“. Dies bedeutet, dass zwischenmenschliches Urteilsvermögen und Teamführung auch dann wichtig sind, wenn technische Aufgaben mehr und mehr automatisiert werden. Des Weiteren attestiert man KI in folgenden Bereichen ebenfalls erhebliche Defizite: „Kreatives Denken“, „Anpassungs- und Widerstandsfähigkeit“ sowie „Kritisches Denken“. Lediglich eine kleine Gruppe von Technologieoptimisten (2 Prozent) glaubt übrigens, dass KI irgendwann alle menschlichen Fähigkeiten ersetzen kann.

Lange Rede, kurzer Sinn: Wie in jedem Lebensbereich eröffnet jeder neue Megatrend Chance und birgt zugleich aber auch Risiken. Dies trifft in besonders hohem Maße auch auf KI zu.

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