Erneut geht es bei den Aufträgen nicht voran, erneut ist die Aktie abgerutscht und erneut wittern mutige Anleger eine Chance auf 100 Prozent Gewinn

"Wer eine Aktie nicht hat, wenn sie fällt, der hat sie auch nicht, wenn sie steigt." Das Börsianer-Bonmot von André Kostolany gilt auch für die Anteile eines Deutschen Mittelständlers, und das nicht nur einmal. Seit 2009, als die Finanzkrise den ehemaligen Vorzeigekonzern massiv abstürzen ließ, kämpft das Unternehmen gegen den Aderlass in der Branche und zu hohe Kosten. Entsprechend verhalten ist die Entwicklung der Aktie. Sie bewegt sich seit 15 Jahren in einer Bandbreite von 4,50 Euro am oberen Ende und 60 Cent am unteren. Wer sich hier gegen den Strom stellte, konnte mehrfach seinen Einsatz zumindest verdoppeln.

Im Moment ist der Wert wieder am unteren Ende angelangt. Anders als in früheren Phasen scheint der Kursrutsch zudem nicht strukturellen Problemen, sondern der Zyklik geschuldet. Naturgemäß kann sich der Konzern der konjunkturellen Entwicklung nicht entziehen. Der Gewinn vor Steuern nach neun Monaten des gebrochenen Geschäftsjahres 2023/24 (endet am 31. März) reduzierte sich um mehr als ein Fünftel. Besonders große Sorgen macht Anlegern der Auftragseingang, der im dritten Quartal 19 Prozent nachgab.

Allerdings scheint das im Kurs abgebildet zu sein. Die Firma erwirtschaftet unterm Strich schwarze Zahlen und sollte bis Ende März rund 15 Cent pro Aktie verdient haben. Mut macht vor allem, dass der Konzern dank des Kostenprogramms auf der Ebene des Betriebsergebnisses vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern die Marge sogar steigern konnte. Zudem entwickelt sich das Geschäft mit Verpackungsdruck sogar gut. Der Auftragseingang der mittlerweile größten Sparte ist stabil, Umsatz und Marge legten sogar leicht zu. Von einem Krisenszenario, wie es der Kurs glauben machen will, scheint der Konzern weit entfernt zu sein. Dass der Maschinenbauer die Kosten noch einmal deutlich senken konnte, ist ein hoher Hebel für das neue Geschäftsjahr, wenn die Erlöse wieder stärker anziehen. Und das ist gar nicht unwahrscheinlich.

Die Schwäche im Auftragseingang des dritten Quartals dürfte auch an der weltgrößten Branchenmesse liegen, die nur alle vier Jahre stattfindet, zuletzt 2016. Wegen Corona fiel sie dann aus beziehungsweise wurde 2021 virtuell abgehalten. Nun gibt es Ende Mai wieder ein Treffen in Düsseldorf. Traditionell halten sich potenzielle Kunden vor der Messe mit Aufträgen zurück, weshalb die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass der Konzern nach der Messe mit vollen Auftragsbüchern glänzen könnte. Übrigens: 2016 notierte die Aktie vor der Messe auch auf einem Tiefpunkt. Ein gutes Jahr später kostete sie dann doppelt so viel.

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