Im Interview mit BÖRSE ONLINE verrät Deutschlands Top-Ökonom Daniel Stelter, warum der hohe Verlust der Bundesbank uns bald schmerzhaft erreichen dürfte, warum wir am Ende des Wohlstands in Deutschland angekommen und warum Sparer die großen Verlierer sind.

BÖRSE ONLINE: Herr Stelter, nach der Wahl scheint sich die Stimmung weiter verschlechtert zu haben. Sie haben bereits vor einer Dekade der Wohlstandsvernichtung gewarnt. Setzt sich dieser Trend fort?

Daniel Stelter: Ja, meine These geht über die aktuelle Politik hinaus. Wir stehen am Ende eines jahrzehntelangen Zyklus aus steigender Verschuldung. Sowohl Staaten als auch Privathaushalte sind hoch verschuldet, die Vermögenswerte sind überbewertet und die Notenbanken haben kaum noch Spielraum für Zinssenkungen. In Europa verschärft sich die Lage, besonders in Ländern wie Frankreich und Italien. In Italien ist es vor allem ein Staatsverschuldungsproblem, während in Frankreich auch Unternehmen und Privathaushalte hoch verschuldet sind.

Die EZB hat diese Probleme lange kaschiert, doch die Ära des billigen Geldes ist vorbei. Eine Möglichkeit, die Schuldenlast zu reduzieren, ist finanzielle Repression: Niedrige Zinsen unterhalb der Inflationsrate entwerten Schulden, aber auch Sparvermögen. Deutschland, traditionell ein "Sparstaat", wird hier benachteiligt, während andere Länder weiterhin Schulden machen. Diese Entwicklungen bedeuten Wohlstandsverluste.

Ökonom Stelter zum Bundesbank-Desaster

BÖRSE ONLINE: Die Bundesbank hat kürzlich ihren höchsten Verlust seit 1979 mit 19,2 Milliarden Euro verzeichnet. Wie bewerten Sie das?

Stelter: Dieser Verlust ist ein weiteres Indiz dafür, dass Deutschland die Eurozone quersubventioniert. Über die Jahre haben wir viele Transfers geleistet, sei es durch den Aufbaufonds oder die Target-2-Salden. Die Bundesbank hat den Verlust erst nach einer Aufwertung ihrer Goldreserven ausgewiesen, was zeigt, dass der Euro an Wert verloren hat.

Kurzfristig ist das kein akutes Problem, da eine Notenbank nicht illiquide werden kann. Langfristig jedoch gefährdet eine schlechter werdende Bilanz das Vertrauen in die Währung. Ein Beispiel ist Italien: Würde das Land morgen zahlungsunfähig, wären deutsche Forderungen in Milliardenhöhe verloren. Diese Situation zeigt, dass die Eurokrise nie wirklich gelöst wurde. Die EZB hat Schulden sozialisiert und die Probleme kaschiert, aber nicht behoben.

BÖRSE ONLINE: Was bedeutet das für Anleger und die Zukunft?

Stelter: Sparer sind in diesem Umfeld die Verlierer ...

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