Multisig, MiCA, Travel Rule: Wie Anleger ihre Bitcoin auch bei größeren Beträgen sicher und regelkonform verwahren können.
von Ulf Heyden, Gründer von Bitcoin-Bootcamp.de (zuerst erschienen in €uro Magazin Ausgabe 10/2025)
Wenn die Beträge wachsen, muss die Sicherheit mitwachsen
Viele Anleger beginnen mit kleineren Summen in einer App oder auf einer Kryptobörse. Doch sobald fünfstellige Beträge erreicht sind, reicht eine einfache Wallet meist nicht mehr aus.
Das Risiko, dass ein einzelner Schlüssel verloren geht oder missbraucht wird, steigt – und mit ihm die Verantwortung. Hier kommt das sogenannte Multisig-Verfahren ins Spiel.
Mehrere Schlüssel für mehr Sicherheit
Multisig steht für „Multiple Signature“ – also mehrere Signaturen, die gemeinsam eine Transaktion freigeben. Ein typisches Beispiel ist das 2-von-3-Modell: Drei unabhängige Schlüssel existieren, aber nur zwei werden benötigt, um eine Zahlung zu bestätigen.
Das Prinzip reduziert das Risiko erheblich:
- Verlustschutz: Geht ein Schlüssel verloren, bleibt das Guthaben erreichbar.
- Diebstahlschutz: Ein Angreifer müsste mehrere getrennte Geräte kompromittieren.
- Erpressungsschutz: Kein Einzelner kann allein über alle Coins verfügen.
Professionelle Verwahrer und Family Offices nutzen Multisig seit Jahren – inzwischen setzen auch immer mehr Privatanleger darauf.
„Bitcoin bietet einen offenen, bewährten Multisig-Standard; durchgesetzt werden die Regeln von den Nodes, nicht von einzelnen Verwahrern“, sagt Jörg Hermsdorf, Chief Product Officer beim deutschen Bitcoin-Lending-Startup Lombardor. „Diese Logik schafft Transparenz und verhindert Abhängigkeit von Black-Box-Hardware oder zentralen Dienstleistern.“
So funktioniert ein robustes Multisig-Setup
Ein bewährtes Konzept:
- Drei Schlüssel, drei Orte: Etwa zu Hause, im Bankschließfach und bei einer Vertrauensperson.
- Unterschiedliche Hersteller: z. B. Ledger, Trezor und BitBox, um technische Risiken zu streuen.
- Klare Rollen: Privat, Tresor und Notfall.
Ein externer Dienstleister kann Teil des Systems sein – aber niemals alleiniger Schlüsselhalter.
Regulierung: MiCA und Travel Rule
Parallel verschärft Europa die Regeln für Kryptotransaktionen.Die MiCA-Verordnung (Markets in Crypto Assets) und die sogenannte Travel Rule sollen Transparenz an den Schnittstellen zwischen Börsen, Banken und privaten Wallets schaffen.
Für Privatanleger bedeutet das vor allem:
- Bei Auszahlungen von einer Börse auf eine eigene Wallet können Adress-Verifizierungen oder Herkunftsnachweise verlangt werden.
- Eine Testüberweisung oder eine signierte Nachricht aus der eigenen Wallet reicht oft als Eigentumsnachweis.
Wichtig ist: Die Regeln betreffen Anbieterprozesse – nicht das private Halten. Self-Custody bleibt erlaubt und legal.
So bleiben Anleger regelkonform
- Wallet-Adresse sauber dokumentieren (z. B. in einer Transaktionsliste).
- Nachweise über Käufe und Transfers archivieren.
- Für jede größere Auszahlung eine Mini-Transaktion testen.
- Nur an eigene Wallets oder seriöse Börsen senden.
Wer diese Grundsätze beachtet, verbindet Regulierungskonformität mit voller Kontrolle.
Fazit
Für Anleger gilt eine einfache Formel: Kaufen dort, wo Liquidität und Preis stimmen – halten dort, wo die Schlüssel sicher sind. Wer nach dem Kauf auf die eigene Wallet transferiert, regelmäßige Backups erstellt und bei größeren Beträgen auf Multisig umsteigt, bleibt unabhängig, regelkonform und souverän.
Am Ende entscheidet nicht Technikbegeisterung, sondern Eigentum. In der digitalen Welt ist das Besitzrecht am Schlüssel der wahre Vermögensschutz.
Die ersten beiden Teile unserer Serie über Krypto-Wallets
Teil 1: Was ist eine Krypto-Wallet? So bewahren Anleger Bitcoin & Co. sicher auf
Teil 2: Wallet-Sicherheit leicht gemacht – So schützen Anleger ihre Bitcoin vor Verlust und Betrug
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin.
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Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin.