Nach Wochen der Flaute deuten starke ETF-Zuflüsse und Hoffnungen auf Zinssenkungen auf einen Ausbruch hin. Kommt jetzt der nächste Bullrun – oder ist das nur die Ruhe vor dem Sturm? Von Gerd Weger
Kommt jetzt der Turnaround beim Bitcoin? Die Nettozuflüsse bei den Bitcoin-ETFs in der vergangenen Woche deuten darauf hin — erstmals seit fünf Wochen mit großen Nettoabflüssen kam es mit Zuflüssen von immerhin über 744 Millionen Dollar zu einer kräftigen Trendumkehr. Das könnte darauf hindeuten, dass die Umleitung größerer Summen aus Bitcoin in andere Anlageklassen nun gestoppt ist. Von daher mehren sich die Zeichen, dass Anfang April ein hier schon propagierter sehr günstiger Einstiegszeitpunkt ist. Es sei immer wieder darauf hingewiesen, dass es auch bei den früheren Bitcoin-Bullruns mehrere zwischenzeitliche Korrekturen von 30 Prozent und mehr gab. Von daher sind solche Korrekturen wie in den vergangenen Wochen schon fast essenziell für ein Fortdauern des Bullenmarkts.
Die US-Notenbank Fed hat zwar die Leitzinsen unverändert gelassen, gleichzeitig werden aber geldpolitische Lockerungen in Aussicht gestellt mit möglichen Zinssenkungen in diesem Jahr und einer Verlangsamung der Bilanzreduzierung. Von dieser Seite kommt also Unterstützung für den Bitcoin. Entscheidend für den weiteren Verlauf dürfte aber die Entwicklung der US-Zollpolitik sein. Der Markt nimmt gerade mit Erleichterung zur Kenntnis, dass die für den 2. April geplanten Handelszölle noch einmal überdacht werden sollen. Nun soll auf sektorenspezifische Zölle verzichtet und vielmehr das Gewicht auf reziproke Zölle gelegt werden. Wenn amerikanische Autos bei der Einfuhr in die EU mit einem bestimmten Zollsatz belegt werden, würde das dann umgekehrt auch für die Einfuhr europäischer Autos in die USA gelten. Solche Regelungen sollten dann nicht zu einem Wettlauf bei den Handelszöllen verschiedener Länder führen, sondern könnten sogar eher das Gegenteil bewirken.
Bitcoin – wie geht es jetzt weiter?
Auch eine solche Entwicklung würde der Bitcoin dankend mit Kursgewinnen zur Kenntnis nehmen. Ein Alarmzeichen, das sogar für ein Ende des aktuellen Bullenzyklus sprechen würde, ist ein möglicher Durchbruch der Bitcoin-Gold-Ratio unter eine seit zwölf Jahren bestehende Unterstützungslinie im logarithmischen Chart. Ein Durchbruch des Bitcoin-Preises gemessen in Gold könnte zumindest einen temporären Stopp des Umtausches vom physischen Gold in das digitale Gold Bitcoin bedeuten.
Übertrieben sind allerdings Ängste, dass der Bitcoin bis auf 10.000 Dollar einbrechen könnte. Diese Zahl hat der bekannte Bloomberg-Analyst Mike McGlone ins Spiel gebracht: Der Goldpreis hat seit Jahresbeginn um mehr als 15 Prozent zugelegt, während das digitale Gold Bitcoin um mehr als acht Prozent gefallen ist. McGlone sieht darin einen Beleg, dass der Bitcoin in turbulenten Zeiten seiner zugesprochenen Funktion als Krisenwährung nicht gerecht wird.
Bei kurzfristigen Turbulenzen taugt der Bitcoin als Krisenwährung tatsächlich nicht, vielmehr wird er dann als Risiko-Asset gesehen. Beispiel Corona-Krise. Langfristig ist das aber schon der Fall. Anfang 2023 kostete der Bitcoin neun Unzen Gold, Ende Dezember waren es über 40 Unzen. Die Korrektur bis auf zuletzt 28 Unzen ist zwar heftig, aufgrund der riesigen vorherigen Kursanstiege relativiert sich diese aber.
Übrigens: Dieser Artikel erschien zuerst in der neuen Print-Ausgabe von BÖRSE ONLINE. Diese finden Sie hier
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin.