Von 10 Dollar auf fast 100.000 – der Bitcoin steht vor einem historischen Meilenstein. Unterstützt durch politische Rückenwinde, ETF-Boom und weltweite Akzeptanz könnte die älteste Kryptowährung bald einen neuen Rekord setzen. Was treibt den Kurs – und wie weit kann es noch gehen?

Ich bin hier und sehe gerade, wie Geschichte geschrieben wird“, sagt Isaac Miller. Es ist der 31. März 2013, und der Youtuber filmt sich dabei, als der Preis für einen Bitcoin das erste Mal die Hundert-Dollar-Marke überschreitet. Es war zu dem Zeitpunkt nicht einmal zwei Jahre her, da kostete ein Bitcoin noch weniger als zehn Dollar.

Das Video macht dieser Tage wieder die Runde in den sozialen Medien, denn die älteste Cyberdevise ist nicht mehr weit von der 100 000-Dollar-Marke entfernt. Rund elfeinhalb Jahre später hätte sich der Bitcoin folglich im Wert vertausendfacht. Und das Überschreiten dieser Marke dürfte noch mal einiges an Aufmerksamkeit für die Kryptowährung bedeuten.

Zwar ist der Bitcoin mittlerweile im Mainstream angekommen, doch es gibt noch immer Skeptiker und Kritiker, zu denen beispielsweise auch Investorenlegende Warren Buffett zählt. Für Larry Fink, Chef von Blackrock, dem größten Vermögensverwalter der Welt, ist Bitcoin hingegen „digitales Gold“, wie der 72-Jährige in einem Interview sagte.

Auch wenn die Meinungen über Bitcoin bisweilen stark auseinandergehen, die Kursperformance kann sich auch dieses Jahr sehen lassen. Zwar ist es für viele Assetklassen ein rekordverdächtiges Jahr, so liegt Gold seit Jahresanfang mit etwa 25 Prozent im Plus, der S &P 500 kommt auf eine Performance von 24 Prozent, und auch die Wertentwicklung des DAX kann sich mit rund 14 Prozent sehen las- sen. Doch der Bitcoin stellt das alles in den Schatten. Die älteste Kryptowährung kommt derzeit auf eine Rendite von über 122 Prozent seit Jahresbeginn.

Bitcoin (ISIN: CRYPT0000BTC)

Bitcoin auf dem Weg zu 100.000 US-Dollar: Was treibt den Kurs?

„An Tag eins meiner Präsidentschaft werde ich Gary Gensler feuern“, kündigte Trump auf der Bitcoin-Konferenz in Nashville an. Gensler, Chef der amerikanischen Börsenaufsicht SEC, gilt als kritisch gegenüber Kryptowährungen. Dem Rauswurf kommt Gensler dem Anschein nach mit einem Rücktritt zuvor, wie aus einer von ihm kürzlich gehaltenen Rede hervorging. Dies wäre ohnehin gängige Praxis, da der SEC-Chef nach einem Machtwechsel in der Regel zurücktritt. Trump gab außerdem an, einen nationalen Bitcoin- und Krypto- beirat einberufen zu wollen. Die von den US-Behörden konfiszierten 210 000 Bitcoin im Wert von derzeit rund 19 Milliarden Dollar will Trump als Bitcoin-Reserve halten. Damit gehören die USA bereits zu den größten Verwahrern von Bitcoin weltweit. Anfang August sagte Trump in einem Interview mit Fox News, mithilfe der Bitcoin-Gewinne Schulden abbezahlen zu wollen.

Unterstützung für den Bitcoin könnte zukünftig auch aus dem US-Finanzministerium kommen. Berichten zufolge soll der Posten des Finanzministers an den Chef des Finanzdienstleisters Cantor Fitzgerald, Howard Lutnick, gehen. Lutnick gilt als Bitcoin-Enthusiast und hält eigenen Angaben nach Bitcoin im Wert von Hunderten Millionen Dollar.

Die USA sind nicht der einzige Staat, der im Besitz von Bitcoin ist. Der Vorreiter war El Salvador. Vor drei Jahren machte Präsident Nayib Bukele Bitcoin zum gesetzlichen Zahlungsmittel in El Salvador und schrieb damit Geschichte. Gleichzeitig startete er regelmäßige Bitcoin-Käufe, um die staatlichen Reserven aufzustocken. Insgesamt hält das Land derzeit 5929 Bitcoin im Wert von aktuell 540 Millionen Dollar. Der durchschnittliche Kaufpreis lag bei 43 887 US-Dollar, sodass der zentralamerikanische Bitcoin-Vorreiter derzeit über 100 Prozent im Plus liegt.

Auch der deutsche Staat war bis vor einigen Monaten im Besitz von Bitcoin. Im Juni und Juli wurden die Bestände jedoch für rund 2,64 Milliarden Euro verkauft. Ein Unding, wenn es nach Michael Saylor, Chef von Microstrategy geht, der streng nach der Devise „Never sell your Bitcoin“ agiert. Vor Kurzem kaufte das Unternehmen weitere 27 200 Bitcoin zum Preis von rund zwei Milliarden Dollar. Damit hält das Unternehmen 279 420 Bitcoin im Wert von aktuell rund 25 Milliarden Dollar. Und dabei soll es nicht bleiben.

Microstrateg y hat jüngst angekündigt, in den nächsten drei Jahren 42 Milliarden Dollar an Kapital aufzunehmen, um damit weitere Bitcoins zu erwerben. Der sogenannte „21/21-Plan“ des Unternehmens sieht vor 21 Milliarden Dollar über Anleihen aufzunehmen sowie weitere 21 Milliarden durch Eigenkapitalerhöhungen. Doch wohin kann der Bitcoin-Preis noch steigen? Wo liegt der faire Wert eines Bitcoin, was sind realistische Kursziele? Analysten der US-Bank JP Morgan haben einen langfristig fairen Wert von 146 000 Dollar pro Bitcoin errechnet. Dabei beziehen sie sich auf das Potenzial von Bitcoin, der beliebten Anlageklasse Gold auf lange Sicht den Rang abzulaufen.

Doch wie sieht es kurzfristig aus? Gemeinsam mit der IU Internationale Hochschule hat das Kryptoportal BTC-ECHO dazu eine Expertenumfrage durchgeführt. Im Schnitt rechnen die Befragten mit einem Preis von rund 85 000 Dollar im April 2025, im besten Fall mit einem Preis von rund 119 000 Dollar.

Bitcoin-Akzeptanz steigt weiter

Auch wenn eine genaue Prognose schwierig ist, fest steht, dass die Akzeptanz von Bitcoin dieses Jahr erheblich gestiegen ist, nicht zuletzt durch die Genehmigung der Bitcoin-Spot-ETFs in den USA. Am Tag der Präsidentschaftswahlen in den USA verzeichnete beispielsweise der iShares Bitcoin Trust ein Rekordhandelsvolumen von über 4,1 Milliarden Dollar. Mit über 434 000 verwalteten Bitcoin im Wert von 39,5 Milliarden US-Dollar ist Blackrocks ETF der Spitzenreiter unter den BTC-Indexfonds.

Zusammen halten die elf US-Bitcoin- Spot-ETFs inzwischen etwa eine Million Bitcoin, was über 91 Milliarden US-Dollar entspricht. Das sind rund fünf Prozent des derzeit zirkulierenden Bitcoin-Gesamtangebots. Und die Nachfrage durch die ETFs dürfte noch weiter steigen, da Investitionen über die Indexfonds für viele Anleger einfacher zu handhaben sind, als über Kryptobörsen direkt in Bitcoin zu investieren.

Allein nach der US-Wahl ging es noch einmal fast 30 Prozent aufwärts. Denn der künftige Präsident Donald Trump hatte sich in den Monaten vor der Wahl mehrfach positiv zu Bitcoin geäußert. So kündigte der 78-Jährige im Wahlkampf etwa an, er wolle eine nationale Bitcoin-Reserve aufbauen — eine Idee, die bereits die republikanische Senatorin Cynthia Lummis geäußert hatte. Lummis ist eine der treibenden Kräfte hinter dem Plan einer Reserve, wofür sie bereits einen Gesetzesentwurf ausgearbeitet hat. Dieser sieht vor, rund eine Million Bitcoin zu kaufen, was rund fünf Prozent des jemals verfügbaren Bitcoin-Angebots entsprechen würde. Die Bitcoin-Reserve solle dabei laut Lummis für mindestens 20 Jahre Bestand haben. Der einzig legitime Grund der Entnahme sei die Schuldentilgung.

Übrigens: Dieser Artikel erschien zuerst in der neuen Print-Ausgabe von BÖRSE ONLINE. Die finden Sie hier

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Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin.