Die Opec-Länder haben sich in der vergangenen Woche auf zusätzliche Förderkürzungen geeinigt. Ab Januar wird weniger Rohöl aus der Erde geholt, um mit dem verknappten Angebot die Ölpreise zu stabilisieren und den Öl-Multis bessere Geschäfte zu ermöglichen. Doch die Preise für Brent- und WTI-Öl fallen weiter.
Die Ölpreise waren zum Wochenstart weiter auf dem Rückzug und knüpften damit an ihre Tendenz von Ende vergangener Woche an. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Februar kostete am Montag weniger als 78 US-Dollar. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Januar-Lieferung fiel unter die 73-Dollar-Marke.
Am Dienstag stabilisieren sich die Preise zunächst leicht. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Februar kostete am Morgen 78,04 US-Dollar. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Januar-Lieferung stieg geringfügig auf 73,08 Dollar. Am Nachmittag wechselten die Vorzeichen jedoch auf rot.
Am Markt wurde die vorübergehende Stabilisierung auf Äußerungen aus Saudi-Arabien zurückgeführt. Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman hatte am Montag der Nachrichtenagentur Bloomberg gesagt, die jüngst beschlossenen Produktionskürzungen könnten auch über das erste Quartal 2024 hinaus vorgenommen werden, soweit dies erforderlich sein sollte.
Tatsächlich könnte Saudi-Arabien jederzeit in Eigenregie weitere Fördermengen-Kürzungen vornehmen, um damit die Ölpreise zu pushen. Der saudische Energieminister deutete in einem Interview an, dass man an höheren Ölpreisen interessiert sei.
Gründe für die rückläufigen Ölpreise
Der jüngste Ölpreis-Rückgang ist auf die neuen, freiwilligen(!) Förderbeschränkungen zurückzuführen. Außerdem wurden sie nicht von der Opec+ selbst kommuniziert, sondern durch die jeweiligen Mitgliedstaaten. Am Ölmarkt hat dieses Vorgehen irritiert und Fragen zum Zusammenhalt des Verbunds aufgeworfen. Zumal das Treffen wegen eines Disputs über einzelne Förderquoten verschoben werden musste. Außerdem wurde bekannt gegeben, dass Brasilien im nächsten Jahr der Öl-Allianz beitreten werde. Gleichzeitig wolle das Land seine Fördermenge von 3,3 Millionen auf 3,8 Millionen Barrel pro Tag erhöhen.
Die rund zwanzig Ölstaaten in Opec und Opec+ hatten angekündigt, ihre Produktion um knapp eine Million Barrel je Tag zusätzlich zu kürzen. Zugleich setzt Ölgigant Saudi-Arabien seine bestehenden Kürzungen zusammen mit Russland bis mindestens zum Ende des ersten Quartals 2024 fort. Insgesamt werden ab Januar 2,2 Millionen Barrel pro Tag weniger gefördert.
Mehr Ölbohranlagen in den USA
Unterdessen zeigten die Daten von Baker Hughes, dass die Zahl der US-Ölbohranlagen in der vergangenen Woche um 5 auf 505 gestiegen ist – auf den höchsten Stand seit September. Auf der Nachfrageseite schürte die schwächer als erwartet ausgefallene Produktionstätigkeit in den USA und China die Befürchtung einer schwächeren Energie-Nachfrage in zwei der größten Ölverbraucher der Welt. Dennoch zeigten sich die Händler weiterhin besorgt über die geopolitische Lage im Nahen Osten, da sich die Kämpfe im Gazastreifen am Wochenende verschärften.
Der realen Versorgungslage scheinen die Kriege und Scharmützel aber wenig anhaben zu können. Vielmehr lässt die Uneinigkeit der Ölförderländer bezüglich ihrer Produktionsmengen die Ölpreise trotz der angekündigten Verringerung der Förderung auf niedrigem Niveau tendenziell abwärts dümpeln. Starke Rückgänge sind derzeit genauso wenig wahrscheinlich wie stark ansteigende Notierungen.
Auch die Heizöl-Preise zeigen sich aktuell relativ stabil. Das Heizöl-Informationsportal esyoil hat am Dienstag einen Durchschnittspreis von 105,36 Euro für 100 Liter (bei Abnahme von 3.000 Litern) für Deutschland festgestellt. (Mit Material von dpa-AFX)
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