Der Silberpreis hat nach dem Ende des US-Shutdowns wieder Fahrt aufgenommen und befand sich am Donnerstag auf „Tuchfühlung“ mit seinem Rekordhoch oberhalb von 54 Dollar. So viel Luft nach oben hat das Weißmetall jetzt.
Sowohl Gold als auch Silber haben von der Erwartung profitiert, dass die US-Notenbank in einem stabileren politischen Umfeld ihren geldpolitischen Kurs lockern wird. Sinkende Zinsen schwächen typischerweise den Dollar, was wiederum Edelmetalle beflügelt. Außerdem darf die US-Regierung nach der Einigung zur Beendigung des Shutdown nun wieder viele neue Schulden machen. Nur zur Erinnerung: In den vergangenen zehn Jahren hat sich der US-Schuldenberg auf über 38 Billionen Dollar mehr als verdoppelt und entspricht derzeit 124 Prozent der US-Wirtschaftsleistung. Ähnlich wie Gold profitierte auch Silber von der Kombination steigender Schulden und sinkender Bonität bzw. Schuldentragfähigkeit.
Silber hat viel nachzuholen gegenüber Gold
Auffällig ist: Während Gold in den vergangenen Jahren ein Rekordhoch nach dem anderen markierte, tat sich Silber lange schwer. Das Metall galt fast schon als „Spätzünder“ unter den Edelmetallen. Erst in diesem Jahr gelang der Sprung auf ein neues Allzeithoch – das „Ende der Fahnenstange“ dürfte damit aber noch nicht erreicht sein. Und genau darin liegt die Chance für weitere Gewinne: Silber hat im Vergleich zu Gold nach wie vor erheblichen Nachholbedarf.
Ein Blick auf die Gold-/Silber-Ratio unterstreicht diesen Befund. Dieses Verhältnis zeigt, wie viele Unzen Silber dem Gegenwert einer Unze Gold entsprechen. Es fällt auf lange Sicht weiterhin relativ hoch aus (aktuell: 78). In den vergangenen Jahren galt unter diesem Aspekt Silber als ausgesprochen günstig. Viele Investoren haben auch deshalb in diesem Jahr verstärkt auf Silber-ETCs gesetzt, bei denen – im Gegensatz zu Barren und Münzen – bekanntlich keine Mehrwertsteuer anfällt.
Dazu kommt ein strukturelles Angebotsdefizit. Das weltweite Silberangebot (Minenförderung plus Recycling) sank in den vergangenen zehn Jahren, während sich die globale Silbernachfrage seither um mehr als 15 Prozent erhöhte. Besonders dynamisch entwickelt sich der Bedarf in diversen Zukunftsbranchen. Die Energiewende ist ohne Silber kaum denkbar: Ob Photovoltaik, Elektromobilität, Halbleiter oder 5G-Infrastruktur – viele Schlüsseltechnologien benötigen das Metall in großen Mengen. Viele Experten gehen davon aus, dass der industrielle Verbrauch weiter deutlich wachsen wird.
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Kursziel von 100 Dollar möglich?
Die Schmuckbranche sorgt für zusätzlichen Rückenwind. Weil Gold durch seine Serienrekorde für viele Konsumenten zu teuer geworden ist, rückt Silber als erschwingliche Alternative stärker in den Fokus. Nicht umsonst nennen manche das Metall etwas despektierlich das „Gold des armen Mannes“ – ein Titel, der nun stärker denn je seine Berechtigung findet.
All diese Faktoren verdichten sich zu einem klaren Bild: Silber steht technisch wie fundamental vor einer spannenden Phase. Mit dem Erreichen des Rekordhochs, einer robusten Nachfragebasis und überzeugenden Kaufargumenten könnte die Aufholjagd des weißen Edelmetalls gerade erst begonnen haben. Anleger beobachten daher mit Spannung, ob Silber nun endgültig aus dem Schatten seines großen Bruders Gold heraustreten kann. Hierfür müsste allerdings das bisherige Rekordhoch nachhaltig überwunden werden. In diversen Medien kursieren mittlerweile Kursziele von 100 Dollar bei Silber. Auch zahlreiche Experten mit Bezug zur Minenbranche äußerten sich wohlwollend. Philippe Gijsels, der Chefstratege der BNP Paribas, ist besonders optimistisch für Silber. Er wäre nicht überrascht, Silber in nicht allzu ferner Zukunft deutlich über 100 Dollar je Unze zu sehen, sagte Gijsels.
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